Nachdem sich dessen Football-Mannschaft für den Super Bowl qualifiziert hat, nahmen in rechten Kreisen zuletzt wilde Verschwörungstheorien über Swift an Fahrt auf. Republikaner befürchten, dass sie ihre bislang unbestätigte Anwesenheit bei dem Sportereignis des Jahres in wenigen Tagen nutzen könnte, Wahlkampf für Biden zu machen.
Der Popstar und die Politik
Über Jahre hatte Swift sorgfältig vermieden, politisch Stellung zu beziehen. 2018 erregte sie dann aber Aufsehen, als sie sich in Tennessee gegen die ultraradikale Kandidatin für den US-Senat, Marsha Blackburn, positionierte. Der damalige republikanische Präsident Donald Trump sprang Blackburn zur Seite und sagte, dass er die Musik von Swift jetzt «ungefähr 25 Prozent weniger» möge. Zwar gewann Blackburn das Votum, Wahlbeobachter verzeichneten aber einen deutlichen Anstieg bei der Registrierung junger Wähler nach Swifts Äußerungen.
Seitdem bezog Swift immer wieder politisch Stellung und forderte ihre Fans auf, wählen zu gehen. Mit Erfolg. Allein nach einem solchen Aufruf von Swift auf Instagram im vergangenen September wurden in kürzester Zeit 35.000 neue Wahl-Registrierungen gezählt. Der demokratische Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, schwärmte danach, Swift sei «einzigartig» und ihr Einfluss auf junge Wähler «extrem stark».
Darauf schielt auch Bidens Wahlkampfteam. Die «New York Times» berichtete kürzlich, Bidens Team habe begonnen, mit Promis und Influencern über mögliche Unterstützung des Präsidenten in sozialen Medien zu reden, und bemühe sich aktiv um den Beistand von Swift.
2020 hatte sie sich schon einmal hinter Biden gestellt. Damals sprach sie sich relativ spät im Wahljahr für den Demokraten aus. Biden bekam bei jener Wahl auch viel Unterstützung von anderen Promis. Bei seiner Amtsübernahme trat eine ganze Riege von Megastars auf, darunter Lady Gaga und Bruce Springsteen - während Trump vier Jahre zuvor Mühe hatte, überhaupt Künstler für seine Vereidigung zu finden. Auch diesmal dürfte Biden im Wahlkampf viel Unterstützung von Stars, Künstlern, Schauspielern und anderen Prominenten bekommen - anders wohl als sein voraussichtlicher Gegner Trump, der ebenfalls wieder antreten will.
Die Probleme des Präsidenten
Aber Bidens Bedarf an etwas Glanz, Glitzer und Schwung ist jetzt auch größer denn je. In diesem Wahlkampf ist er vier Jahre älter, hat die 80 überschritten. Sein Alter ist Dauer-Thema im Wahlkampf - regelmäßige Versprecher, Aussetzer und kleine Fehltritte bei öffentlichen Veranstaltungen bieten viel politische Angriffsfläche. Der Präsident, der mitunter wacklig auf den Beinen wirkt, mit «steifem Gang» und orthopädischen Einlagen Schlagzeilen macht, und dessen politische Karriere in einer Welt mit Drehscheiben-Telefonen und ohne Internet begann, wirkt mitunter weit entfernt von der Lebenswirklichkeit junger Menschen im Land.
Umfragen zufolge hat Biden zuletzt durch seinen Kurs in der Nahost-Krise gerade bei Jüngeren an Rückhalt verloren. Und seine Zustimmungswerte in der Bevölkerung dümpeln seit geraumer Zeit bei unter 40 Prozent - sogar noch schlechter als die von Trump zu gleicher Zeit in dessen Amtszeit. In einem Szenario, in dem Umfragen für eine mögliche Revanche zwischen Biden und Trump ein enges Rennen prognostizieren, könnte der Präsident die Fans von Taylor Swift nur allzu gut auf seiner Seite gebrauchen.
Um den Popstar und ihre Anhänger zu umwerben, muss Biden allerdings auch seine eigenen Hausaufgaben machen. Bei einem Auftritt im Weißen Haus im vergangenen November versuchte sich der Präsident an einem Scherz und schaffte es dabei, Taylor Swift binnen weniger Sekunden mit gleich zwei anderen Sängerinnen zu verwechseln: Beyoncé und Britney Spears.