Immer mehr Deutsche zieht es für den Urlaub in die nordischen Länder, was neue Herausforderungen für die dortige Bevölkerung mit sich bringt. Nun hat Norwegen neue Maßnahmen beschlossen, um den Touristenandrang zu bewältigen.
Nordische Länder werden bei deutschen Urlaubern immer beliebter - dies bestätigt unter anderem der Deutsche Reiseverband (DRV). Die Organisation schreibt in der"Deutschen Tourismusanalyse" vom 11. Februar 2025, dass Skandinavien im Beliebtheits-Ranking 2024 bereits auf dem dritten Platz hinter Spanien und Italien liegt und damit "das hohe Niveau des Vorjahres nahezu halten" konnte. Noch deutlicher wird der Trend, wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet: Haben 2014 noch 2,4 Prozent der in Deutschland lebenden Menschen dort Urlaub gemacht, so sind es 2024 bereits 4,6 Prozent. Die Besuchermenge aus Deutschland hat sich innerhalb von zehn Jahren also nahezu verdoppelt.
Gleichzeitig zählen die nordischen Länder zu den am wenisten dicht besiedelten Regionen der Welt. In Norwegen beträgt die Bevölkerungsdichte nur 15 Einwohner pro Quadratkilometer. Für die dort lebende Bevölkerung können die zahlreichen Touristen daher eine herbe Belastung bedeuten. Vor allem, wenn Müll und Unrat in der spektakulären Natur landen - welche in vielen Fällen der Grund der Reise ist. Besonders an abgelegenen Ausflugszielen würden Besucher beispielsweise Klopapierreste oder Einweggrills zurücklassen, schreibt outdoor-magazin.com. Besonders gravierend sei das Problem der Wildpinkler und Wildkacker. Dazu tragen auch Camper ohne eigene sanitäre Anlage bei.
Lofoten ächzen unter Tourismus: Neue Besucher-Steuer ab 2026 beschlossen
Besonders zugespitzt hat sich die Situation auf den Lofoten - einer Gruppe von etwa 80 Inseln vor der norwegischen Küste. Kein Wunder: Die Landschaft mutet dort besonders magisch an. Zwischen steil aus dem Meer ragenden Bergen, tiefen Fjorden und die weißen Sandstränden finden sich sowohl Trendziele als auch Geheimtipps. Um dem zunehmendem Tourismus-Problem entgegenzuwirken, ist eine Delegation der dortigen Bürgermeister in die Hauptstadt Norwegens gereist, um eine Touristenabgabe für ihre Orte durchzusetzen - mit Erfolg: Das norwegische Parlament stimmte für den Antrag. Ab 2026 dürfen norwegische Gemeinden mit hohem Touristenaufkommen eine neue Besuchersteuer von drei Prozent einführen. Diese gelte jedoch erst einmal nur für Gäste in Hotels und von Kreuzfahrtschiffen, berichtet tagesschau.de.
Eine Voraussetzung für die Besuchersteuer ist allerdings, dass die Gemeinden nachweisen müssen, dass der Tourismus ihre Infrastruktur belastet. Außerdem müssen sie offenlegen, wie die Einnahmen verwendet werden. Die Steuer bedarf einer Genehmigung des Ministeriums und darf ausschließlich für tourismusbezogene Infrastruktur wie Wanderwege, Toiletten, Abfallentsorgung oder Besucherinformationen verwendet werden. So sollen die Reiseziele für Touristen attraktiver und gleichzeitig die Belastungen für Anwohner geringer werden.
In der Hauptstadt Oslo werde laut tageschau.de bereits über eine weitere Gebühr diskutiert, die sich auf Übernachtungen in AirBnB-Wohnungen konzentriere.
Neue Umwelt-Auflagen für Kreuzfahrtschiffe
Zusätzlich gelten ab dem 1. Januar 2026 neue Umweltauflagen: Nur noch emissionsfreie Touristenschiffe und Fähren mit weniger als 10.000 BRZ dürfen in bestimmte UNESCO-geschützte Fjorde einfahren. BRZ bezeichnet das Maß für das Volumen eines Schiffs. Betroffen von der neuen Umweltauflage sind laut oe24.at die fünf UNESCO-geschützten Welterbefjorde Nærøyfjord, Aurlandsfjord, Geirangerfjord, Sunnylvsfjord und Tafjord. Für größere Schiffe gelte diese Regelung erst ab 2032, da die Technik für emissionsfreie Großschiffe noch nicht ausgereift ist.
Parallel investiert Norwegen in Landstromanlagen, um den Hafenbetrieb emissionsfrei zu gestalten, etwa im beliebten Zielort Flåm. Auch hier ist das Ziel der Maßnahmen, touristische Orte attraktiver zu machen und gleichzeitig die Belastungen für Anwohner zu verringern.