Vorbild Pragser Wildsee und Venedig: Ein Wahrzeichen der Dolomiten und UNESCO-Weltnaturerbe will Touristenmassen mit einem neuen Besucherlenkungssystem begegnen. Dazu gehört die Einführung eines verpflichtenden Online-Tickets
Die Drei Zinnen, eines der bekanntesten Wahrzeichen der Dolomiten und UNESCO-Weltnaturerbe, stehen vor einer grundlegenden Veränderung im Besuchermanagement. Aufgrund des massiven Touristenandrangs - an Spitzentagen bis zu 13.000 Menschen – plant die Gemeinde Auronzo di Cadore ein verpflichtendes Online-Ticketsystem.
Generell setzt Italien setzt auf strengere Maßnahmen, um den Tourismus nachhaltiger zu gestalten. Neben der Einführung von Eintrittsgebühren in Venedig gibt es Fahrverbote für ausländische Autos auf bestimmten Inseln sowie Eintrittsgelder an beliebten Stränden. Diese Maßnahmen sollen nicht nur die Umwelt schützen, sondern den Tourismus in Einklang mit den Bedürfnissen der Bevölkerung und der Natur bringen.
Urlaub in Italien: Neue Buchungssysteme an den Drei Zinnen ab 2026
Trotz der bereits erhobenen hohen Mautgebühren leidet das Gebiet während der Hochsaison unter einem starken Ansturm von Touristen. Bereits zum jetzigen Zeitpunkt müssen Urlauber und Bergfreunde Gebühren entrichten, um die bekannte Bergkulisse an der Provinzgrenze zwischen Südtirol und Belluno erleben zu können. So fallen für Motorradfahrer, die den Weg vom malerischen Misurinasee zur Auronzohütte am Fuße der Drei Zinnen nehmen möchten, 20 Euro an, während Autofahrer 30 Euro, Camper 45 Euro und Minibusse sogar bis zu 120 Euro entrichten müssen.
"Es wurden unhaltbare Spitzenwerte erreicht, und das trotz der derzeit gezahlten Maut", erklärte Bürgermeister Dario Vecellio Galeno laut Corriere del Veneto im Rahmen eines Gesprächs am Rande eines runden Tisches in der 3100-Seelen-Gemeinde Auronzo di Cadore: "Wir haben uns eine Lösung überlegt, um den Verkehr in diesem Gebiet einzudämmen." Ziel ist es, die Besucherzahlen ab 2026 auf durchschnittlich 4000 pro Tag zu reduzieren. Die Zufahrtsstraße zur Auronzohütte, dem Ausgangspunkt für Wanderungen zu den Drei Zinnen, ist regelmäßig überlastet. Trotz eines günstigeren Shuttlebus-Angebots kommt es zu stundenlangen Staus.
Konkret soll ab 2026 ein verpflichtendes Online-Buchungssystem greifen, bei dem Besucher vorab ein Ticket für die Zufahrt zum Parkplatz lösen müssen. Bürgermeister Dario Vecellio Galeno kündigte an, den Individualverkehr weiter einzuschränken. Langfristig könnte der Parkplatz an der Auronzohütte komplett geschlossen werden, zugunsten einer Seilbahnverbindung von Misurina. Auch die Zufahrt nach Misurina soll künftig nur noch per Bus möglich sein. Die Umsetzung solcher Projekte ist jedoch umstritten und bedarf der Zustimmung der UNESCO-Stiftung.
Vorbild Pragser Wildsee und Venedig: Shuttlebusse und Seilbahn in Planung
Die Gemeinde Auronzo orientiert sich bei ihrem Vorhaben am Pragser Wildsee in der Südtiroler Gemeinde Prags, wo ein ähnliches Buchungssystem bereits erfolgreich eingeführt wurde. Auch das Beispiel Venedig dient als Inspiration: Dort wurden innerhalb weniger Tage 10.000 Reservierungen für ein neues Eintrittssystem registriert. Ziel ist es, den Zugang zu den Drei Zinnen nachhaltiger zu gestalten. Besucher sollen künftig online buchen und so einen geregelten Zugang erhalten. Zudem sollen möglichst viele Touristen auf Shuttlebusse statt auf private Fahrzeuge umsteigen.
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Die geplanten Maßnahmen stoßen auf gemischte Reaktionen. Während der Präsident des italienischen Alpenvereins CAI Südtirol, Alberto Zanella, die Regulierung des Zugangs befürwortet – auch bei hohen Kosten –, gibt es Bedenken, dass der Besuch der Drei Zinnen für viele unerschwinglich wird. Zanella betont jedoch, dass der Schutz des Naturerbes Vorrang habe.