Atomgranaten: Bringt Russland das Artilleriegeschütz 2S7M Malka in Stellung?
Autor: Io Görz
Moskau, Freitag, 06. Mai 2022
Der Ukraine-Krieg zieht sich in die Länge. Experten diskutieren die Frage, ob Russland taktische Atomwaffen zum Einsatz bringt. Es gibt mehrere Hinweise, dass sich Putin auf den Einsatz vorbereitet.
Im Ukraine-Krieg bringt Russland die meisten der eigenen Waffensysteme zum Einsatz. Darunter ist auch das weltweit größte Artilleriegeschütz – das Waffensystem 2S7M Malka.
Das Besondere an diesem Waffensystem ist, dass es neben konventionellen Granaten auch taktische Atomgranaten verschießen kann. Ein Hinweis, dass sich Putin auf den Einsatz von Nuklearwaffen vorbereitet?
2S7M: Entwickelt für den taktischen Nuklearschlag
Das Artilleriegeschütz wurde in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts entwickelt und ist bis heute das schwerste Geschütz der Welt. Auf einer selbstfahrenden Lafette, die den Unterbau des Panzers T-64 verwendet, ist eine Kanone angebracht, die Granaten mit dem Kaliber 203 mm verschießt. Die 2S7 wiegt insgesamt 46 Tonnen.
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Das Geschütz hat zwar schon einige Jahrzehnte auf dem Buckel, wurde aber immer wieder modernisiert, zuletzt 2015. Seitdem kann das Waffensystem Granaten über eine Distanz von bis zu 55 km verschießen und kann 3 Schuss pro Minute abfeuern. Die Selbstfahrlafette hat eine Reichweite von 450 km. Im Dezember 2021, in Vorbereitung auf die Invasion in der Ukraine, wurde das Geschütz wieder in Dienst gestellt, wie das„German Institute for Defence an Strategic Studies“ (GIDS) an der Bundeswehruniversität Hamburg im März berichtete.
Die Besonderheit an der 2S7M Malka ist aber nicht ihre schiere Größe, sondern die Tatsache, dass sie neben konventionellen Granaten auch nukleare Gefechtsfeldwaffen verschießen kann, kurz gesagt: Nukleargranaten. Das Geschütz wurde im Kalten Krieg für den Einsatz mit taktischen Atomwaffen entwickelt. Aus diesem Grund war ein Großteil der 2S7M-Geschütze bis zum Abzug der sowjetischen Truppen aus Ostdeutschland in der damaligen DDR stationiert. Im Fall einer Eskalation mit den Nato-Truppen hätten diese Geschütze Atomgranaten gegen Westdeutschland eingesetzt.
Plant Russland den Einsatz taktischer Atomwaffen in der Ukraine?
Das selbstfahrende Geschütz wurde mehrfach in der Ukraine gesichtet und ist nach Aussage mehrerer Expert*innen auch schon für die konventionelle Kriegsführung eingesetzt worden. Grund für den Einsatz ist laut der israelischen Plattform „defense-update.com“ das Bemühen, die Einsatzreichweite zu erhöhen. Artilleriesysteme mit kürzerer Reichweite sind verwundbarer für Gegenmaßnahmen, wie der Ukraine-Konflikt mehrfach gezeigt hat.
Nachdem Russland bereits wenige Tage nach Beginn des Ukraine-Kriegs die nukleare Abschreckungsbereitschaft erhöht hat, wird immer wieder die Sorge geäußert, dass Putin den Einsatz von Atomwaffen plant.