Sein Streit mit Uli Hoeneß machte ihn berühmt: Bundesliga-Urgestein gestorben

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Zusammen mit Otto Rehhagel prägte er bei Werder Bremen eine Ära. Danach wurde er auch noch in der Politik bekannt. Im Alter von 77 Jahren ist der legendäre Bundesliga-Manager Willi Lemke gestorben

Willi Lemke ist verstorben. Der langjährige Manager des SV Werder Bremen, ehemalige Senator für Bildung in Bremen sowie Sonderberater des UN-Generalsekretärs starb laut seiner Familie bereits am Montag (12. August 2024) an den Folgen einer Gehirnblutung. Zuerst berichtete der Weser Kurier darüber.

Lemke wurde 77 Jahre alt und war eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Stadt Bremen. Er wurde am 19. August 1946 in Pönitz (Ostholstein) geboren und wuchs anschließend in Hamburg auf. 1971 zog Lemke nach Bremen. Zehn Jahre später wurde der Politiker der SPD Manager von Werder und prägte zusammen mit Trainer Otto Rehhagel die erfolgreichste Ära in der Geschichte des Bundesliga-Clubs. 1988 gewann Bremen die deutsche Meisterschaft und 1992 den Europapokal der Pokalsieger. Hinzu kamen die DFB-Pokalsiege in den Jahren 1991 und 1994.

"Viel zu früher Tod": Früherer Werder-Manager Willi Lemke gestorben

"Sein überraschender und viel zu früher Tod lässt den SV Werder für eine Zeit stillstehen", sagte Werders Geschäftsführer Klaus Filbry am Dienstag. "Willi Lemke gehört zweifellos zu den größten Persönlichkeiten in der Geschichte des deutschen Fußballs. Er hat beim SV Werder in vielen Bereichen Pionierarbeit geleistet und für immer Spuren hinterlassen. Ohne seine langjährige Arbeit wäre der Club nicht das, was er heute ist."

Hubertus Hess-Grunewald, Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender des SV Werder Bremen, erklärte in einem Statement: "Willi Lemke gehört zu den größten Werderanern aller Zeiten. Die Nachricht von seinem plötzlichen Tod hat uns schockiert und macht uns tieftraurig." Bremens Bürgermeister Andreas Bovenschulte sagte über Lemke: "Bei all seinen politischen Anliegen versuchte er stets zu vermitteln, dass sowohl Politik als auch Wirtschaft von sportlichen Tugenden wie Teamgeist, Willensstärke und Überzeugung nur profitieren können."

Seine Überzeugungskraft brachte Lemke bei Werder im Übermaß ein. Gemeinsam mit Rehhagel verpflichtete er Spieler wie Rudi Völler oder Karl-Heinz Riedle nach Bremen. Die wurden später Weltmeister, entwickelten sich aber erst bei Werder zu wirklichen Topspielern.

Große Rivalität mit Uli Hoeneß

Dass in derselben Ära auch immer wieder Altstars wie Klaus Allofs oder Manfred Burgsmüller in Bremen neu aufblühten, zeigte: Werder war in den 80er- und zu Beginn der 90er-Jahre häufig cleverer, findiger und zeitweise auch beliebter als der große FC Bayern.

Im März 1989 sorgte Lemke als erster Manager der Bundesliga dafür, dass ein Heimspiel komplett an einen Sponsor verkauft wurde. Statt weniger als 20.000 sahen wegen der günstigen Eintrittspreise auf einmal über 37.000 Fans das Spiel gegen den Abstiegskandidaten Waldhof Mannheim - und Lemke war seiner Zeit erneut voraus.

Geschickt stellte er sich als kleiner sozialdemokratischer Gegenspieler des großkopferten Uli Hoeneß dar. Bis auf Christoph Daum hat wohl nie jemand in der Geschichte der Bundesliga den langjährigen Bayern-Patron so gereizt wie Lemke.

Versöhnung mit Hoeneß und Daum

"Dem Lemke würde ich heute noch nichtmal die Hand geben", wetterte Hoeneß noch Jahre nach dem Abschied des Werder-Managers in die Politik. Lemke sagte wiederum einmal in einem Interview, das in dem großen Werder-Buch "Das W auf dem Trikot..." erschien: "Uli Hoeneß glaubt, mit Geld und Macht, Leute niederbügeln zu können." Deshalb habe er "von mir immer volles Rohr Gegenwind gekriegt, und das ist er nicht gewöhnt".

Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Genau wie Daum hat sich Lemke in seinen letzten Lebensjahren längst mit Hoeneß versöhnt. Während er und Rehhagel sich trotz der vielen gemeinsamen Erfolge persönlich nie mochten.

Diese Differenzen beiseitegeschoben zu haben und nie zum großen Thema werden zu lassen, war damals ein Teil des Bremer Erfolgsrezepts. Als Lemke für insgesamt 17 Jahre in den Aufsichtsrat von Werder wechselte und von 2005 bis 2014 sogar dessen Vorsitzender war, hatten längst zwei ehemalige Spieler der Lemke/Rehhagel-Ära die sportliche Leitung übernommen: Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs setzten den Verein ganz im Sinne der beiden Vorbilder erfolgreich fort.

Spagat zwischen Fußball und Politik

"Willi Lemke war eine der prägenden Manager-Figuren der Bundesliga", schrieb Hans-Joachim Watzke nach dessen Tod. Als Herausforderer des FC Bayern ist der langjährige Boss von Borussia Dortmund und Sprecher des DFL-Präsidiums auch so etwas wie ein Lemke-Erbe.

Auch der DFL und etliche Vereine drückten ihr tiefes Beileid und Mitgefühl aus. "Ein Macher des deutschen Fußballs verlässt die Bühne des Lebens. Unser Mitgefühl gilt der Familie und den Angehörigen. Möge Willi in Frieden ruhen", schrieb der Hamburger SV auf der Plattform X. "Ein prägende Persönlichkeit des deutschen Fußballs. Unser herzliches Beileid gilt der Familie, Freunden und Werder Bremen", hieß es seitens der Schalker in einem X-Post. Auch der 1. FC Köln zeigte Anteilnahme: "Ruhe in Frieden. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie, Freunden und dem gesamten Werder Bremen."

1999 kehrte Lemke in die Politik zurück. Bis 2007 war er Senator für Bildung und Wissenschaft in Bremen, von 2007 bis 2008 Senator für Inneres und Sport. 2008 bestimmte ihn der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zum Sonderberater für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, eine Position, die Lemke bis 2016 innehatte. Gleichzeitig gehörte er auch insgesamt 17 Jahre dem Aufsichtsrat von Werder Bremen an. Von 2005 bis 2014 leitete er dieses Gremium als Vorsitzender. ami/mit dpa

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