Geschickt stellte er sich als kleiner sozialdemokratischer Gegenspieler des großkopferten Uli Hoeneß dar. Bis auf Christoph Daum hat wohl nie jemand in der Geschichte der Bundesliga den langjährigen Bayern-Patron so gereizt wie Lemke.
Versöhnung mit Hoeneß und Daum
"Dem Lemke würde ich heute noch nichtmal die Hand geben", wetterte Hoeneß noch Jahre nach dem Abschied des Werder-Managers in die Politik. Lemke sagte wiederum einmal in einem Interview, das in dem großen Werder-Buch "Das W auf dem Trikot..." erschien: "Uli Hoeneß glaubt, mit Geld und Macht, Leute niederbügeln zu können." Deshalb habe er "von mir immer volles Rohr Gegenwind gekriegt, und das ist er nicht gewöhnt".
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Genau wie Daum hat sich Lemke in seinen letzten Lebensjahren längst mit Hoeneß versöhnt. Während er und Rehhagel sich trotz der vielen gemeinsamen Erfolge persönlich nie mochten.
Diese Differenzen beiseitegeschoben zu haben und nie zum großen Thema werden zu lassen, war damals ein Teil des Bremer Erfolgsrezepts. Als Lemke für insgesamt 17 Jahre in den Aufsichtsrat von Werder wechselte und von 2005 bis 2014 sogar dessen Vorsitzender war, hatten längst zwei ehemalige Spieler der Lemke/Rehhagel-Ära die sportliche Leitung übernommen: Trainer Thomas Schaaf und Sportdirektor Klaus Allofs setzten den Verein ganz im Sinne der beiden Vorbilder erfolgreich fort.
Spagat zwischen Fußball und Politik
"Willi Lemke war eine der prägenden Manager-Figuren der Bundesliga", schrieb Hans-Joachim Watzke nach dessen Tod. Als Herausforderer des FC Bayern ist der langjährige Boss von Borussia Dortmund und Sprecher des DFL-Präsidiums auch so etwas wie ein Lemke-Erbe.
Auch der DFL und etliche Vereine drückten ihr tiefes Beileid und Mitgefühl aus. "Ein Macher des deutschen Fußballs verlässt die Bühne des Lebens. Unser Mitgefühl gilt der Familie und den Angehörigen. Möge Willi in Frieden ruhen", schrieb der Hamburger SV auf der Plattform X. "Ein prägende Persönlichkeit des deutschen Fußballs. Unser herzliches Beileid gilt der Familie, Freunden und Werder Bremen", hieß es seitens der Schalker in einem X-Post. Auch der 1. FC Köln zeigte Anteilnahme: "Ruhe in Frieden. Wir sind in Gedanken bei seiner Familie, Freunden und dem gesamten Werder Bremen."
1999 kehrte Lemke in die Politik zurück. Bis 2007 war er Senator für Bildung und Wissenschaft in Bremen, von 2007 bis 2008 Senator für Inneres und Sport. 2008 bestimmte ihn der damalige UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zum Sonderberater für Sport im Dienste von Frieden und Entwicklung, eine Position, die Lemke bis 2016 innehatte. Gleichzeitig gehörte er auch insgesamt 17 Jahre dem Aufsichtsrat von Werder Bremen an. Von 2005 bis 2014 leitete er dieses Gremium als Vorsitzender. ami/mit dpa
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