Zwei junge Frauen brachen im Zürich-"Tatort: Rapunzel" in eine Perückenmanufaktur ein und entwedeten Echthaar im Wert von 100.000 Franken. Wenige Tage später war eine von ihnen tot. Auch im realen Leben ist der Echthaarhandel ein lukrativer Markt.
Haare sind für die meisten Menschen mehr als nur ein Schutz für den Kopf: In der Antike galten Haare als der Sitz der Seele, und auch heute hadern viele Menschen mit krankheits- oder altersbedingtem Haarausfall. Entsprechend lukrativ ist das Geschäft mit Echthaarperücken, das im neunten Zürich-"Tatort: Rapunzel" (Regie: Tobias Ineichen, Buch: Adrian Illien) mit Isabelle Grandjean (Anna Pieri Zuercher) und Tessa Ott (Carol Schuler) gar zum Tod einer jungen Frau führte.
Worum ging es im "Tatort: Rapunzel"?
Die junge Perückenmacherin Vanessa Tomasi (Elena Flury) wurde nachts auf dem Heimweg aus einem Nachtclub, in dem ihre Lebensgefährtin Lynn Fischer (Elsa Langnäse) arbeitete, entführt. Der Täter fesselte die junge Frau und schnitt ihr einen Teil ihrer langen blonden Haare ab. Zwar gelang Vanessa die Flucht, doch kurze Zeit später wurde sie vom Auto des Täters angefahren, sie stürzte einen Abhang hinab und landete tot in einer Baumkrone.
Die Kommissarinnen Grandjean und Ott begannen im persönlichen Umfeld der Toten zu ermitteln: Zu ihrem Vater, dem berühmten Coiffeur Marco Tomasi (Bruno Cathomas), hatte sie so gut wie keinen Kontakt. Stattdessen absolvierte sie eine Ausbildung in der Perückenmanufaktur von Aurora Schneider (Stephanie Japp). Dort war wenige Tage vor Vanessas Tod eingebrochen worden: Echthaarspenden im Wert von 100.000 Schweizer Franken wurden gestohlen.
Worum ging es wirklich?
Wie sich herausstellte, steckten Vanessa und Lynn hinter dem Einbruch. Sie wollten die Haare verkaufen und damit unter anderem Lynns Studiengebühren bezahlen. Unter den gestohlenen Strähnen befanden sich auch die von Heinrich Vogels (Sebastian Rudolph) an Krebs verstorbener Frau. Er selbst hatte sie seiner Frau abgeschnitten, um eine Perücke für sie daraus fertigen zu lassen. Da seine Frau vor der Beauftragung starb, wollte er ihre Haare in ein Totenbild umwandeln lassen, was der Diebstahl verhinderte. Mit der Entführung und dem Abschneiden der Haare wollte sich Heinrich Vogel an Vanessa rächen, auch Lynn wurde im Verlauf des Krimis von ihm entführt. Umbringen, so behauptete Heinrich Vogel bis zuletzt, habe er die junge Frau allerdings nicht wollen.
Die entwendeten Haarteile waren jedoch nicht die einzige Tat, die sich Vanessa Tomasi vor ihrem Tod zuschulden kommen ließ: Auf ihrem Rechner fand die Polizei Rechnungen des internationalen Haarhändlers Majestic Hair. Die Schweizer Firma befand sich im Besitz von Else (Pascale Pfeuti) und Rudolf von Landegg (Matthias Schoch). Bei einem großen Teil der von Majestic Hair verarbeiteten Haare handelte es sich um Tempelhaar aus Indien.
Das Problem: Majestic Hair verwendete es für koschere Perücken, genannt "Scheitel": "Jüdisch-orthodoxe Frauen tragen oft Scheitel, weil sie nach der Hochzeit ihre Haare nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen dürfen", erklärte Noah Löwenherz (Aaron Arens) im "Tatort". Doch Tempelhaar ist nicht koscher und da Marco Tomasi von dem Schwindel wusste, wurde er von seiner Tochter erpresst.
So begehrt ist Echthaar wirklich
Die Nachfrage nach Echthaar nimmt seit Jahren zu: Laut einer Erhebung des Marktforschungsunternehmens Grand View Research bestanden 2021 rund zwei Drittel der in den USA verkauften Haarteile, Perücken und Extensions aus Menschenhaar. Der globale Markt für Perücken und Extensions wurde im selben Jahr auf 6,13 Milliarden US‑Dollar geschätzt und soll bis 2030 voraussichtlich auf einen Umsatz von 11,8 Milliarden US‑Dollar steigen.