Zwischen Weltverbesserer und gefährlichem Verführer: Ein Dokumentarfilm widmet sich dem undurchsichtigen Imperium von Palantir-CEO Alex Karp. Besonders die Worte eines Ex-Mitarbeiters bringen zumindest ein bisschen Licht ins Dunkel.
Wie macht man einen Film über einen Mann, über den so gut wie nichts bekannt ist - genauso wenig wie über sein Unternehmen? Und wie gelingt ein derartiges Projekt, wenn der Protagonist alle Gesprächsversuche systematisch abblockt und die Öffentlichkeit meidet?
Vor diesem Problem standen Filmemacher Klaus Stern und Kameramann Thomas Giefer. "Wie eine verschlossene Auster" sei Alex Karp, der Protagonist seines Films, wie Stern klagt. Dabei gehört Karp zu den führenden Köpfen im Silicon Valley. Sein Unternehmen Palantir hat einen Wert von 373 Milliarden US-Dollar - Tendenz stark steigend.
"Wir werden das wichtigste Software-Unternehmen der Welt sein", hört man Karp in einem der wenigen medialen Auftritte im Dokumentarfilm "Watching You - Die Welt von Palantir und Alex Karp" (ab sofort in der ARD Mediathek) sagen. Tatsächlich scheint das Potenzial des Big-Data-Softwareunternehmens grenzenlos. Im Kampf gegen Kriminalität und Terrorismus funktioniert Palantir als machtvolles und wirkungsvolles Instrument, wird bei Geheimdiensten, Militärs und Polizeibehörden gleichermaßen stark nachgefragt.
IT-Experte: "Keiner kann so gut sein wie Palantir"
Die Software ist in der Lage, große Datenmengen in einen Zusammenhang zu setzen und in Sekundenschnelle durchsuchen zu lassen. "Wie ein Arzt für die Infrastruktur der Welt" verstehe sich Palantir, erklärt Alfredas Chmieliauskas, einst leitender Palantir-Mitarbeiter. Das bestätigt im Film auch SPD-Politiker Rüdiger Holschuh, der die Firma bei einer Delegationsreise kennenlernte. Dort sei ihm Palantir als "die Software, die die Welt besser macht", präsentiert worden.
So idealistisch das Narrativ auch wirken mag, an dem Alex Karp und sein Unternehmen fleißig stricken, so laut ist gleichzeitig die Kritik an Palantir. "Palantir ist eine Verführung, der sich unser Rechtsstaat entziehen muss", warnt etwa der im Februar 2025 verstorbene Innenminister a.D. Gerhart Baum. Gerade in Sachen Datenschutz und Transparenz hinterlässt das US-Unternehmen große Fragezeichen. Dazu verwundert, dass Palantir seit seiner Gründung vor 17 Jahren "noch nie Gewinne geschrieben" hat, wie Christina Kyriasoglou ("Manager Magazin") weiß.
"Das Unternehmen mag seriös sein, aber das Tool ist sehr eingriffsintensiv. Das ist ein extrem hoher rechtsstaatlicher Preis, den wir zahlen", sieht auch Thomas Petri, bayerischer Datenschutzbeauftragter, den Einsatz der Software kritisch. Doch eine Alternative mit ähnlichen Möglichkeiten scheint nicht in Sicht - jedenfalls nicht nach Einschätzung des IT-Unternehmers Christoph Bornschein: "Keiner kann so gut sein wie Palantir, weil niemand jemals so viel Daten verarbeitet hat über Städte und echte Polizeieinsätze."
Ex-Mitarbeiter beschreibt in ARD-Doku Alex Karps Rolle bei Palantir: "Sie halten ihn für Gott"
Was die Berichterstattung angeht, ist das Unternehmen denkbar vorsichtig, zieht sich in sein Schneckenhaus zurück. Karp verweigerte auch für diesen Film jegliche Gespräche, ließ in Aussicht gestellte Termine platzen. Auf einer Messe bekommen die Macher höflich, aber mit großem Nachdruck ein Filmverbot auferlegt. Ehemalige Mitarbeiter wie Chmieliauskas, die über ihre Erfahrungen bei Palantir sprechen, gibt es kaum. Auch er habe bei der Kündigung eine Geheimhaltungsvereinbarung vorgelegt bekommen. Darin hätte er unterschreiben müssen, "bis ans Ende der Zeit" nichts Negatives über die Firma zu sagen.