Natürlich hört John Neumeier nicht auf zu choreografieren. Das wäre auch schwer vorstellbar, denn Tanz ist sein Leben. «Der Terminkalender ist gefüllt bis 2027», sagt er mit einem Lächeln im Gesicht. Wie schon als Intendant des Hamburg Balletts werde er mit anderen Compagnien zusammenarbeiten - darunter jenen aus Houston (USA), Melbourne (Australien), Prag (Tschechien) und Dresden, Stuttgart und München. «Aber diesmal brauche ich kein schlechtes Gewissen mehr meiner eigenen Compagnie gegenüber zu haben», sagt der Choreograf.
Auch mit dem Hamburg Ballett werde er weiter verbunden bleiben, zum Beispiel beim Festival «The World of John Neumeier» vom 26.9. bis 13.10. in Baden-Baden. Und wer weiß, vielleicht wird es auch noch ein neues Werk in Hamburg geben. «Wenn ich eingeladen werde? Ich werde es überlegen», gibt sich John Neumeier geheimnisvoll.
Neumeier ist auch Hamburger Ehrenbürger
Nach 51 Jahren kann man sich die Hamburger Kulturszene ohne John Neumeier kaum vorstellen. «Er schaffte es, die immer noch zurückhaltenden Hamburger für den Tanz zu begeistern, seine Compagnie zu weltweitem Erfolg zu führen und das Hamburg Ballett international bekannt zu machen», sagte Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) beim Empfang zum 50-jährigen Jubiläum im Festsaal des Rathauses.
Neben zahlreichen internationalen Auszeichnungen ist Neumeier seit 2007 auch Hamburger Ehrenbürger, eine äußerst selten verliehene Anerkennung. Neumeier selbst sagt, er sei immer in Hamburg geblieben - «weil es immer weiter ging». 1978 wurde die Hamburger Ballettschule eröffnet, 1989 das Ballettzentrum mit angeschlossenem Internat und 2011 das Bundesjugendballett gegründet, dessen Intendant er weiterhin bleiben wird.
Dabei hatte es der am 24. Februar 1939 in Milwaukee geborene Sohn eines Kapitäns und einer polnischen Mutter nach Stationen in New York, London, Stuttgart und Frankfurt am Anfang nicht leicht in Hamburg. Erst langsam eroberte er die Herzen der Hanseaten.
Die erste Ballett-Werkstatt, eine Art öffentliches Training, habe das Eis gebrochen: «Ich hatte auf einmal meinen Text vergessen, entschuldigte mich, und während ich meine Notizen suchte, wurde ich vom warmen Applaus des Publikums überrascht», erinnert sich Neumeier.
Bei der ersten Ansprache an seine Compagnie habe er gesagt: «Ich möchte eine Compagnie mit einem unverwechselbaren Gesicht.» Das ist ihm auf jeden Fall gelungen. Man darf gespannt sein, wie es weitergehen wird. Als Hamburger fühlt sich John Neumeier mittlerweile auf jeden Fall: «Hamburg ist schon meine Heimat.»