Als Regisseur der Kultkomödie «Harry und Sally» wurde Rob Reiner berühmt. Aber der gebürtige New Yorker war ein Multitalent. Jetzt trauert nicht nur Hollywood um ihn und seine Frau.
Schauspieler, Regisseur, Aktivist. Mit Leidenschaft ging Rob Reiner seinen vielen Interessen nach. Jetzt ist der «Harry und Sally»-Regisseur im Alter von 78 Jahren übereinstimmenden US-Medienberichten zufolge tot in seinem Haus in Los Angeles aufgefunden worden – ebenso wie seine Frau Michele. Eine Mordkommission ermittelt. «Ein trauriger Tag in Hollywood», schrieb das Branchenmagazin «Variety» – «ein unfassbarer, verstörender und komplett schockierender Tag».
Der 1947 in der New Yorker Bronx geborene Reiner hatte von klein auf mit der Leinwand zu tun. Sein Vater, Carl Reiner, inszenierte den Detektiv-Streifen «Tote tragen keine Karos» und glänzte in der Gauner-Komödie «Ocean's Eleven» als Trickbetrüger. Mutter Estelle war Sängerin und Schauspielerin. In den 1960er Jahren zog die Familie nach Beverly Hills um.
«Harry und Sally» als Leinwand-Höhepunkt
Rob Reiner selbst stand dann schon als Teenager vor der Fernsehkamera. Der erste Erfolg kam mit der TV-Sitcom «All in the Family», die Vorlage für die deutsche Hit-Serie «Ein Herz und eine Seele». Doch der Ruhm als Schauspieler war Reiner nicht genug: Er wollte Regie führen.
Nach der Verfilmung des Stephen-King-Romans «Stand By Me - Das
Geheimnis eines Sommers» (1986) stieg er in die Riege von Hollywoods gefragten Regisseuren auf.
Mit «Harry und Sally» lieferte er 1989 einen echten Leinwand-Höhepunkt. Billy Crystal und Meg Ryan glänzen als beste Freunde, die sich am Ende ineinander verlieben. Unvergesslich ist eine Restaurant-Szene, in der Ryan beim Lunch einen lauten Orgasmus vortäuscht. Regisseur Reiner habe ihnen damals Raum gegeben, viel zu improvisieren, sagt Crystal Jahre später.
Familie «das wichtigste» für Reiner
Im selben Jahr soll er auch seine zweite Frau – die Fotografin Michele Singer – kennengelernt haben. Singer und Reiner sind fortan untrennbar und hatten drei gemeinsame Kinder: Jake, Nick, und Romy. Tracy – die biologische Tochter seiner ersten Ehefrau Penny Marshall – adoptierte Reiner. Seine Familie sei ihm «das wichtigste», sagte Reiner einmal. «Es gibt diesen Witz, dass niemand auf dem Sterbebett sagt, dass er mehr Zeit im Büro hätte verbringen sollen. Das sagt niemand.»
Reiners Film «Being Charlie» trägt biografische Züge: An dem Drehbuch arbeitete auch sein Sohn Nick mit. Der Film beschäftigt sich mit der Beziehung zwischen dem 18 Jahre alten drogenabhängigen Protagonisten Charlie und seinem Vater. Es sei der «persönlichste» Film gewesen, an dem er jemals gearbeitet hätte, sagte Reiner nach einer Vorführung 2015. Der Film spiegele wider, was er erlebt habe, so Reiner.