Die britische Premierministerin Theresa May setzt vorgezogene Wahlen an. Sie will damit ihre Macht festigen.
Theresa May hat es getan. Sie hat vorgezogene Parlamentswahlen für Juni angekündigt. Und sie tut das natürlich, weil sie damit Großbritannien stabiler machen und die Gesellschaft wieder mehr zusammenrücken will. Jedenfalls sagt sie das.
In Wahrheit ist es aber wohl so, dass die britische Premierministerin unterschätzt hat, was der Brexit, der Austritt ihres Landes aus der Europäische Union, wirklich bedeutet. Offenbar hat sie zumindest lange Zeit geglaubt, sie könne ihr Land zwar aus der EU führen, aber möglichst viele Vorteile, die mit einer Mitgliedschaft verbunden sind, behalten. Sie hat nicht damit gerechnet, dass die europäischen Verhandlungspartner geschlossen auftreten. Während sich also das Vereinigte Königreich alles andere als einig präsentiert und die einzelnen Regionen - allen voran Schottland - schon einmal zum Austritt aufrufen, macht Europa deutlich, dass ihnen die Gemeinschaft wichtiger ist als die schrulligen und immer nörgelnden Briten, die sich zum Meister der Rosinenpicker entwickelt haben.
Theresa May ruft ihr Volk zu den Wahlurnen und erhofft sich davon mehr Rückhalt, eine klare Zustimmung für ihre Brexit-Politik und die Legitimation, weiter als Premierministerin im Amt bleiben zu dürfen. Entscheidend wird sein, wie viele Bürger tatsächlich zur Wahl gehen werden. Die Brexitgegner haben es nicht geschafft, ihre Argumente an die Wähler zu bringen, weil Populisten Lügen verbreitet und die oppositionelle Labour-Partei nicht geschlossen aufgetreten ist.
Jetzt haben die Briten noch einmal die Chance, sich für Europa und gegen die englische Kleingeisterei zu entscheiden. Die Frage ist, ob der Blick in den Abgrund abschreckend genug war.