Die vor 20 Jahren in Kraft getretene Anti-Tabak-Konvention, die auch Deutschland ratifiziert hat, ist allerdings rechtsverbindlich. Darin sind Ziele genannt, etwa die Einschränkung des Verkaufs, hohe Steuern oder Werbeverbote. Wie das erreicht wird, entscheiden Regierungen selbst.
Was hält die WHO von den Vorschlägen?
Es sei höchste Zeit, Kunststoffe wie Zigarettenfilter zu verbieten, sagt der amtierende Direktor für Umweltfragen bei der WHO, Rüdiger Krech. Zum einen verschmutzten und vergifteten sie die Umwelt. Es sei eine Taktik der Tabakindustrie, den Eindruck zu erwecken, Zigaretten mit Filter seien weniger schädlich als solche ohne Filter. «Wir können keine gesundheitlichen Vorteile von Kunststofffiltern erkennen», sagt Krech. «Ja, wir rufen zu einem Verbot der Filter auf».
Gleichzeitig macht die WHO Druck, dass alle anderen Maßnahmen der Tabakkontrolle umgesetzt werden, darunter eine hohe Besteuerung und umfassende Werbeverbote. Von Deutschland wünscht sich die WHO regelmäßig höhere Tabaksteuern.
Auch neue Produkte der Tabakindustrie wie E-Zigaretten oder solche, die den Tabak erhitzen statt verbrennen sind der WHO ein Dorn im Auge. «Die WHO empfiehlt allen Ländern, Nikotinpflaster, E-Zigaretten, Tabakerhitzer und rauchfreien Tabak mindestens genauso streng zu regulieren wie herkömmliche Tabakprodukte», verlangt WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus.
Die WHO hat sich auch bereits für ein Verbot von Aromastoffen ausgesprochen, weil die Produkte vor allem auf Kinder zielten, um sie früh nikotinabhängig zu machen. Nach Angaben von McGrady nutzen weltweit 15 Millionen Minderjährige E-Zigaretten. «In Ländern, für die Daten vorliegen, ist die Konsumrate bei Kindern neunmal höher als bei Erwachsenen», sagt er. «Es ist klar, dass es für Deutschland, die anderen EU-Mitgliedstaaten und die Länder weltweit an der Zeit ist, entschiedene Maßnahmen zu ergreifen, um gegen diese Produkte vorzugehen.»
Was sagt die EU zu den Vorschlägen?
Die lotet hinter verschlossenen Türen ihre Position aus. In einem Entwurf für eine gemeinsame Position hieß es im Oktober, sie begrüße, dass 16 Vorschläge ausgearbeitet worden seien. Man sei sehr besorgt über die Verschmutzung von Boden und Wasser durch Tabak und Nikotinprodukte. Man nehme zur Kenntnis, dass ein Verbot von Filterzigaretten Menschen und Umwelt vor Schäden bewahren könne. Die Tabak-Lobby sieht in dem Entwurf den ersten Schritt für ein mögliches Verbot von Filterzigaretten.
Plant die EU ein Verbot?
Die für Gesetzesinitiativen zuständige EU-Kommission stellt klar: «Die Europäische Kommission plant nicht, Filterzigaretten zu verbieten.» Das hat Gewicht, denn allein die EU-Kommission kann EU-Gesetze vorschlagen und damit in den Gesetzgebungsprozess einbringen. Auch aus den Kreisen der EU-Mitgliedsstaaten heißt es, dass kein Verbot in Vorbereitung sei.
Wer würde über ein Filterverbot in Deutschland entscheiden?
In allen Fällen hätte die Bundesregierung ein entscheidendes Mitspracherecht. Auf Nachfrage verweist das Bundesgesundheitsministerium auf die normalen Gesetzgebungsverfahren. Danach bringt die Bundesregierung in der Regel einen Vorschlag ein, der von Bundestag und eventuell Bundesrat beschlossen wird.
Sollte die EU-Kommission ein Filterverbot auf den Weg bringen wollen, könnten die EU-Staaten - also auch die Bundesregierung - das verhindern. Denn im Bereich der Gesundheitspolitik hat die EU nur eingeschränkte Kompetenzen.