Das Gipfelkreuz der Zugspitze bekommt ein goldenes Makeover. Nötig wurde die Restaurierung durch einen gefährlichen Trend unter den Besuchern.
Das über und über mit Aufklebern bedeckte Gipfelkreuz der Zugspitze ist für eine Restaurierung ins Tal geflogen worden. Hunderte Sticker verunzierten zuletzt das markante Kreuz auf Deutschlands höchstem Berg. Der Trend, sich auf diese Weise zu verewigen, sei zudem ein Sicherheitsrisiko, sagte die Sprecherin der Bayerischen Zugspitzbahn, Laura Schaper. Nun sollen die Aufkleber entfernt und die Vergoldung des Kreuzes zum Teil erneuert werden.
Selfie-Rausch und Absturzgefahr
«Wir erhoffen uns durch die Aktion, dass noch mehr Menschen das zweite Gipfelkreuz bei uns in der Ausstellung benutzen. Denn hier sollen und dürfen unsere Gäste ihre Sticker sicher und risikolos aufkleben», erläuterte Schaper. Immer höher hatten sich Touristen auf dem engen Gipfel nah des Abgrunds mit akrobatischen Übungen nach oben gereckt oder waren gar am Kreuz hochgeklettert, um ihre Aufkleber anzubringen – unter großer Absturzgefahr.
Auch der Weg von der Bergstation hinüber zum echten Kreuz ist - wenngleich kurz - nicht ohne Gefahren. Oft liegt an der kurzen Kletterstelle Schnee, der Fels ist von den vielen Besuchern glatt geschabt und zuweilen rutschig. Und mancher trägt gar Turnschuhe oder noch ungeeigneteres Schuhwerk. Zudem herrscht an schönen Tagen regelrecht Gedränge auf dem engen Gipfel: Auch Selfies vor der spektakulären Kulisse sind begehrt.
Anspruchsvoller Abtransport
Die Demontage und der Transport des 4,88 Meter hohen und 300 Kilogramm schweren Kreuzes ins Tal war aufwendig. Ein Helikopter holte es am Gipfel in 2.962 Metern Höhe ab. «Die Herausforderung war sicher der starke Wind oben auf der Zugspitze», schilderte Pilot David Ruech. Über dem Gipfel, dem höchsten Punkt in der Umgebung, sei man sehr ausgesetzt. «Wenn so ein starker Wind da oben geht, ist immer das größte Ziel, das Ganze maximal kontrolliert zu machen», betonte Ruech. Es sei aber alles reibungslos abgelaufen.
Angekommen im Tal, wurde das Kreuz auf einem Anhänger in die Werkstatt der Kunstschmiedin Andrea Würzinger nach Eschenlohe gebracht, deren Vater das Kreuz 1993 gebaut hat. Würzinger wird die dicke Schicht Aufkleber vorsichtig entfernen, den Untergrund schleifen und anschließend Lack und neues Blattgold aufbringen.
Sie habe 500 Blatt hauchdünnes Blattgold in der Größe von acht mal acht Zentimeter bestellt, sagte Würzinger. Kosten: rund 1.500 Euro. Der Goldpreis ist hoch. «Wir wollen versuchen, nur da zu vergolden, wo kein Gold mehr ist.»
Kreuz mit Geschichte
Die Sticker-Wut der Besucher ist in den vergangenen Jahren eskaliert. Als das Kreuz etwa 15 Jahre nach seiner Errichtung erstmals nachvergoldet wurde, hätten darauf drei Sticker geklebt, berichtet Würzinger. Bei der Neuvergoldung zum Start der neuen Zugspitzseilbahn 2017 waren es bereits rund 70 – und nun kleben Hunderte Sticker in drei Lagen auf dem Kreuz.