Kein Smartphone unter 9
Verbände der Kinder- und Jugendmedizin, der Suchtforschung, der Psychologie und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung empfehlen in einer gemeinsamen Leitlinie, dass Kinder frühestens ab 9 oder besser frühestens ab 12 ein eigenes Smartphone bekommen sollen und dann auch nur mit eingeschränktem Internetzugang. 12- bis 16-Jährige sollten demnach maximal 1-2 Stunden Bildschirmzeit pro Tag haben, ebenfalls mit beschränktem Internetzugang. Dies stärkt denen den Rücken, die sich für ein Handyverbot zumindest an Grundschulen und für abgestufte Regelungen nach Alter aussprechen.
Studie: Verbot verbessert Wohlbefinden
Klaus Zierer und Tobias Böttger vom Lehrstuhl für Schulpädagogik an der Universität Augsburg kommen in einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie zu dem Schluss, dass Verbote in Schulen einen messbaren Effekt auf das soziale Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern haben. Dafür wurden Untersuchungen aus Norwegen, Spanien, Tschechien, England und Schweden ausgewertet. Smartphones verschlechterten das soziale Klima in Schulen, indem sie zwischenmenschliche Konflikte befeuerten, sagte Böttger.
Ablenkung, auch wenn das Handy nur auf dem Tisch liegt
Schulen, die eine «Das Handy bleibt in der Tasche»-Politik verfolgen, dürften sich durch eine Studie der Universität Paderborn von 2023 bestätigt fühlen. Demnach lenken Smartphones auch ab, wenn sie nur ausgeschaltet auf dem Tisch liegen. Zudem gebe es einen negativen Einfluss auf die Arbeitsgeschwindigkeit und die kognitive Leistungsfähigkeit.
Mittelweg finden
Die Industriestaatenorganisation OECD rät zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Geräten wie Mobiltelefonen im Unterricht. OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher betonte Anfang des Jahres, ein korrekter Einsatz könne das individuelle Lernen verbessern und es spannender und effektiver machen. Es müsse aber sichergestellt sein, dass die Technik als bereicherndes Hilfsmittel genutzt werde und nicht zur Ablenkung.
Matthias Begenat vom Center for Advanced Internet Studies in Bochum machte in einer Anhörung zum Einfluss von Medien auf die Gesundheit von Kindern im nordrhein-westfälischen Landtag auch auf positive Effekte von Gaming und Social Media aufmerksam. Er nannte eine «potenzielle Stärkung des logischen Denkvermögens, die Fähigkeit zur Problemlösung oder auch die Entwicklung von sozialen Kompetenzen wie Teamwork und Empathie».