Seit Tagen ist die berühmte Eisbachwelle in München verschwunden und die Aufregung enorm. Die Surfer jedenfalls hoffen, dass sie bald wieder aufs Wasser können. Was macht die Welle so besonders?
Menschen mit Surfbrett unter dem Arm gehören in München zum alltäglichen Stadtbild. Ob Sommer oder Winter, die Eisbachsurfer sind quasi legendär, und die Welle am Rande des Englischen Gartens ist ein Hotspot für Touristen und Schaulustige. Seit Tagen ist nicht nur die Surferszene der bayerischen Landeshauptstadt in Aufruhr, denn die Welle ist weg. Verschwunden. Ein erster Versuch, sie künstlich zu reaktivieren, blieb erfolglos. Doch es gibt weitere Optionen.
Wie funktioniert die Eisbachwelle?
Voraussetzung für das Entstehen einer surfbaren, stehenden Welle sei, dass in einem Fluss oder Kanal ein schlagartiger Umschlag von schießender Strömung zu strömender Strömung erfolgt, erläutert Robert Meier-Staude, Professor für ressourcenschonende Konstruktion an der Hochschule München, Fakultät für Wirtschaftsingenieurwesen. Dieser Umschlag erzeuge Wellen oder zumindest schäumendes Wasser. Letzteres ist zurzeit statt der Eisbachwelle zu sehen.
Mindestbedingungen für eine Welle sind Prof. Meier-Staude zufolge: eine Wassermenge pro Meter Wellenbreite von einem Kubikmeter Wasser pro Sekunde sowie ein Höhenunterschied zwischen Oberwasser (Höhe Wasserspiegel stromaufwärts der Welle) und Unterwasser (Höhe Wasserspiegel stromabwärts der Welle) von etwa einem Meter - im Idealfall etwas mehr. Entscheidend für die Surfbarkeit der Welle sei der Höhenunterschied zwischen Unterwasser und Wellental.
Je weniger Wasser verfügbar ist, desto sensibler reagiere die Welle. Am Eisbach betrage die Wassermenge etwa zwei Kubikmeter pro Sekunde pro einem Meter Wellenbreite. «Wir haben also ausreichend Wasser, und die Höhendifferenz kann 10 bis 15 Zentimeter schwanken, ohne dass die Welle bricht oder zu flach wird», sagt der Fachmann.
Was macht die Eisbachwelle so außergewöhnlich und berühmt?
Die Eisbachwelle gilt als die weltweit konstanteste, größte und beste Flusswelle mitten in einer Großstadt und ist seit mehr als 40 Jahren besurfbar, wie die Stadt mitteilt. Es kann ganzjährig gesurft werden. Die Welle ist anspruchsvoll und zieht Surfer aus aller Welt an. Auch der kalifornische Surferstar und mehrfache Weltmeister Robby Naish stieg schon am Eisbach auf sein Board.
Prof. Meier-Staude sagt über die Welle: «Sie läuft sehr stabil und ist sehr kraftvoll – sozusagen energiereich. Sie trägt auch schwere Surfer auf kleinen Brettern, erlaubt hohe Geschwindigkeit auf dem Brett und dadurch schöne Manöver und Sprünge.»
Warum ist die Eisbachwelle verschwunden?
Weshalb sich die Eisbachwelle nicht mehr aufbaut, ist unklar. Nach der jährlichen Bachauskehr, bei der nach Angaben des Baureferats unter anderem das Bachbett von Unrat und Sedimenten befreit worden ist, hätte der Surfbetrieb vergangenen Freitagabend wieder starten sollen. Jedoch blieb die Welle aus. Die Stadt versicherte, dass keine baulichen Veränderungen an der Eisbachwelle oder ihrer Seitenbereiche vorgenommen worden seien.