In der Schweiz gerieten im vergangenen Jahr 3570 Menschen in Bergnot. «Auffällig ist die Zunahme von blockierten und unversehrt geretteten Personen, besonders beim Bergwandern», so der Schweizer Alpen-Club. In Tirol in Österreich mussten die Bergretter seit Anfang Mai 2025 schon rund 700 Mal ausrücken. Österreichweit gibt es mehr als 13.000 ehrenamtliche Bergretter.
Viele Berggänger nähmen zu viel Gepäck mit, sagt der Leiter der Alpinpolizei Tirol, Viktor Horvath. Je größer und schwerer der Rucksack, desto leichter verliert der Träger das Gleichgewicht, kann stolpern und umso früher erschöpft er.
Unter Umständen bleiben gerettete Berggänger auf hohen Kosten sitzen - je nach Versicherung und Lage des Falles. «Speziell, wenn der Hubschrauber unterwegs ist, können die Kosten schnell mehrere tausend Euro pro Einsatz betragen», sagt Ampenberger von der Bergwacht Bayern.
Einige krasse Fälle
2025: Im Juli versteigt sich ein Bergsteiger - alleine unangeseilt unterwegs - im Nebel auf dem Weg zur Zugspitze. Er gerät in steiles Gelände und stürzt zehn Meter kopfüber in eine Gletscherspalte. Nur, weil gerade der Nebel aufreißt und aus der Ferne ein anderer Bergsteiger den Mann in der Spalte verschwinden sieht und die Bergwacht alarmiert, kann er gerettet werden.
2025: Im Montafon in Österreich will eine 48-Jährige mit ihrer 13 Jahre alten Tochter einen Klettersteig absolvieren. Beide sind laut Polizei völlig unerfahren. Nach mehreren Stunden haben sie gerade einmal 100 Höhenmeter geschafft, kommen nicht mehr weiter und geraten in Bergnot.
2025: Auf der Monte Rosa Hütte auf 2883 Metern bei Zermatt in der Schweiz macht Lehner sich Sorgen um einen vermissten Vater mit zwei Kindern. «Wir haben ihn mit Ferngläsern entdeckt, kontaktiert und Hilfe angeboten, aber er wollte nicht», berichtet er. Völlig erschöpft kommen Vater und Kinder, etwa acht und zwölf Jahre alt, nach zwölf statt der üblichen vier Stunden Aufstieg an. Der Vater will tags darauf mit den Kindern auf demselben Weg wieder absteigen. «Ich habe ihm gesagt: Sie können alleine gehen, für die Kinder bestelle ich den Hubschrauber», sagt Lehner.
2022: Ein Mann baumelt am Matterhorn stundenlang über Kopf am Seil. Mit Lauf- statt Bergschuhen und leicht bekleidet ist er auf 4200 Meter gestürzt. Für eine Rettung ist es in der Nacht zu windig und zu nebelig. Am nächsten Morgen kann ein Retter den Mann bergen - mit Seil an einem Hubschrauber.
2022: 99 Schüler und acht Lehrkräfte aus dem Raum Ludwigshafen müssen im Kleinwalsertal in Österreich teils per Hubschrauber aus Bergnot gerettet werden. Sie wollten ohne passende Schuhe und Bekleidung über den schmalen, 1794 Meter hohen Heuberggrat. Ein Lehrer hatte die Route im Internet ausgesucht, die sich als viel zu schwer erwies.
2020: Eine Frau will von der Monte Rosa Hütte aus in kurzer Hose über einen Gletscher gehen. «Wir haben sie gewarnt, man soll nie alleine über einen Gletscher gehen, da gibt es zu viele Spalten», sagt Lehner. Prompt stürzt die Frau 20 Meter in eine Spalte. Erst zwei Tage später hört eine Bergsteigergruppe zufällig ihre Hilferufe. «Wir haben sie gerettet, ein Wunder, dass sie überlebt hat», sagt der Bergführer.