Die vergangenen Monate boten Zecken prächtiges Wetter zum Überleben. Entsprechend aktiv sind die blutsaugenden Parasiten bereits.
Infolge des anhaltend milden Wetters sind die Zecken hierzulande bisher gut durch den Winter gekommen und schon sehr aktiv. «Es gibt keine Winterpause mehr. Ich habe bereits Proben erhalten, es gibt schon erste Infektionen. Die Zecken sind also schon früh dabei», warnte Ute Mackenstedt, Parasitologin an der Universität Hohenheim in Stuttgart.
Bei einem Vorlauf von etwa vier Wochen bis zur Diagnose einer übertragenen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) müssen sich die Betroffenen demnach mitten im Winter infiziert haben.
Das laufende Jahr könne ein ausgeprägtes Zecken-Jahr werden, sagte Mackenstedt. Die Forschung identifiziere auch - vor allem in Baden-Württemberg - immer mehr sogenannte Naturherde: räumlich begrenzte Gebiete mit Zecken, die den FSME-Erreger in sich tragen.
Forscher beraten in Stuttgart
Die Stuttgarter Parasitologin und andere Forschende kommen in der nächsten Woche (26.-28.2.) zu einer wissenschaftlichen Fachtagung zusammen. Auf dem 7. Süddeutschen Zeckenkongress beraten sie über biologische, epidemiologische und ökologische Aspekte von Zecken und die von ihnen übertragenen Krankheitserreger und stellen Studienergebnisse vor. Der Kongress findet an der Universität Hohenheim in Stuttgart statt.
Zecken übertragen in Deutschland neben FSME etwa auch die Lyme-Borreliose. Erstes Symptom der Borreliose ist oft eine größer werdende Rötung um die Einstichstelle herum, später können Nerven, Gelenke und Herz von den Bakterien befallen werden. Die meisten Infektionen verlaufen ohne Symptome.
Eine FSME geht auf Viren zurück. Die meisten Infektionen verlaufen auch hier ohne Symptome. Das Risiko einer schweren Erkrankung ist bei Menschen über 60 Jahren deutlich erhöht. In der ersten Phase gibt es häufig grippeähnliche Symptome, später kann eine Entzündung des Gehirns, der Hirnhäute oder des Rückenmarks folgen. Bleibende Spätfolgen sind möglich.
Hohes Risiko vor allem in Süddeutschland
In Risikogebieten liegt die Wahrscheinlichkeit einer FSME-Infektion nach Angaben des baden-württembergischen Landesgesundheitsamts nach einem Zeckenstich bei 1 zu 50 bis 1 zu 100. Ein Infektionsrisiko besteht laut RKI vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit dem Vorjahr auch im südöstlichen Brandenburg. Hinzu kommen einzelne Risikogebiete in anderen Bundesländern. In solchen Gebieten empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) eine FSME-Impfung.