Kommentar zum Fehlschlag: Kein Angeklagter ist sein eigener Richter

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Nach dem Angriff: Zwei Mitarbeiter des teilweise zerstörten Krankenhauses der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" im nordafghanischen Kundus lagen am Samstag auf dem Boden eines Raumes im intakten Teil des Krankenhauses. Foto: Ärzte ohne Grenzen
Nach dem Angriff: Zwei Mitarbeiter des teilweise zerstörten Krankenhauses der Organisation "Ärzte ohne Grenzen" im nordafghanischen Kundus lagen am Samstag auf dem Boden eines Raumes im intakten Teil des Krankenhauses. Foto: Ärzte ohne Grenzen

Die Welt ist sprachlos: Das von Friedensnobelpreisträger Obama befehligte US-Militär legt bei einem Luftangriff in Kundus das Krankenhaus eines anderen Friedensnobelpreisträgers in Schutt und Asche, tötet Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen und Patienten. Und niemand findet die richtigen Worte.

Nach dem Fehlschlag der USA ist die Welt sprachlos. Niemand findet auch nur ansatzweise die richtigen Worte. Beileid: ja. Persönliche Entschuldigung bei den Opfern: nein. Protest: Einzig die Vereinten Nationen verurteilen den verheerenden Angriff klar.

"Wir sind abgestumpft", bekannte der US-Präsident erst vor wenigen Tagen nach dem jüngsten Amoklauf in seinem traumatisierten Heimatland. Das bewahrheitet sich leider auch im Kampf gegen den internationalen Terror. Wie beschämend ist es doch, dass das US-Militär die Toten und Verletzten der Bombardierung des Krankenhauses in Kundus als Kollateralschaden bezeichnet. Eine solche unmögliche Verharmlosung hat in einer menschlichen Wertegemeinschaft keinen Platz.

Es stünde der Weltmacht gut zu Gesicht, von Beginn an klare Worte für den Luftangriff zu finden und auch den Begriff Kriegsverbrechen in den Mund zu nehmen. Denn es wurden Menschen ermordet. Gezielt. Das hochtechnisierte US-Militär, das sich rühmt, Ziele zentimetergenau treffen zu können, kannte die Koordinaten des Krankenhauses. Es ließ zudem auch nicht von dem Ziel ab, als es über den fatalen Fehler informiert wurde. Jetzt möglicherweise ein Versehen zu konstruieren, wäre eine Erniedrigung, eine nachträgliche Herabwürdigung der Toten und Verletzten.

Die mindeste Ehrerbietung, die den Opfern entgegengebracht werden muss, ist eine Untersuchung des Luftangriffes durch unabhängige Stellen. Die Ankündigung der Vereinigten Staaten, den Vorfall (selbst) aufzuklären, ist eine Farce. Kein Angeklagter kann sein eigener Richter sein. Auch hier darf die Welt nicht sprachlos bleiben. Das ist die Weltgemeinschaft den Opfern schuldig.