Kommentar: Lanz-Abgang von langer Hand lanciert

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Moderator Markus Lanz posiert am 24.09.2012 im Dock One in Köln bei einer Pressekonferenz zur ZDF-Fernsehsendung «Wetten, dass..?». Archivfoto: Rolf Vennenbernd/dpa
Moderator Markus Lanz posiert am 24.09.2012 im Dock One in Köln bei einer Pressekonferenz zur ZDF-Fernsehsendung «Wetten, dass..?». Archivfoto: Rolf Vennenbernd/dpa

Wetten, dass es definitiv der falsche Zeitpunkt war, ein Fernseh-Flaggschiff nach 33 Jahren beiläufig in der 160. Minute der Sendung abzuwracken. Der Lanz-Abgang wurde von langer Hand lanciert, meint Redakteur Frank Förtsch.

Zum Abspann der Sendung konnte das ZDF noch nicht wissen, dass an diesem Abend stattliche fast sieben Millionen Zuschauer auf dem früheren TV-Quoten-Traumschiff eingecheckt hatten. Dass die Konkurrenz und dort das RTL-Erfolgsmodell DSDS ein Allzeittief in der Gunst der TV-Nation hinnehmen musste.

Wetten, dass nun vor allem dem Moderator die Schuld gegeben wird, dass die Sendung in schwere See geraten ist. Das ZDF jedenfalls hat vorgebaut. Der Sender funkte unverhohlen SOS, kündigte im Februar nach miesen Quoten und de saströser Kritik an, im Sommer über die Zukunft sowohl der Sendung als auch des Moderators entscheiden zu wollen. Der Gipfel: Fünf Tage vor der Samstagsshow löst das Zweite vom Mainzer Lerchenberg aus ein PR-Desaster aus: In einem Aprilscherz wird der "Wetten, dass...?"-Moderator zum Chefsteward des ZDF-Traumschiffs weggelobt. Motivation sieht anders aus.
Der Lanz-Abgang wurde von langer Hand lanciert.

Wetten, dass das ZDF mehr hätte tun können, das Schiff wieder flott zu bekommen. Die Mainzer, die für sich in Anspruch nehmen, mit "dem Zweiten sieht man besser", wähnten sich zu lange im sicheren Hafen. Sie bauten über Jahre fast ausschließlich auf den grandiosen Selbstdarsteller Gottschalk, ruhten sich auf diesem Erfolg aus. Das Format selbst - entstanden, als es nur eine Handvoll Fernsehsender gab - wurde nicht oder nur kaum mit der Medienwelt weiterentwickelt, verjüngt, modernisiert. Es hat - bis auf das Zuschauer-Voting über den Wettkönig - nicht Schritt gehalten mit der Interaktion in neuen Medien.