Zwei Menschen sind tot. Totgebissen von einem Hund. "Chico" wurde in der Folge seiner Verletzungen, die er sich bei der Beißattacke zugezogen hat, eingeschläfert. Mitleid gibt es nur für den Hund. Die Menschen hätten nach Meinung von vielen keines verdient. Ein Kommentar.
Ein Fall, der für großes Aufsehen gesorgt hat - in den Medien, in den sozialen Netzwerken und vor allem in den Kommentaren zur Berichterstattung. Ein Fall, der mich persönlich sehr erschüttert. Der Tod zweier Menschen tritt für die meisten in den Hintergrund - die Liebe für einen Staffordshire-Terrier überschattet alles.
Zeit, sich zu fragen: Seit wann ist es "richtig", getöteten Menschen kein Mitleid auszusprechen? Seit wann ist es "richtig", die Todesstrafe zu fordern? Und seit wann ist es "richtig", die Meinung von Experten so anzuzweifeln?
Menschenverachtende Kommentare in sozialen Netzwerken
"Kein Mitleid!" Das ist der wohl häufigste Kommentar unter den Facebook-Posts zu "Chico" auf unserer Seite. "Kein Mitleid" meint in diesem Fall kein Mitleid mit den beiden getöteten Menschen. In tausenden Kommentaren sind sich die Nutzer sicher, das einzig und allein die beiden Getöteten selbst schuld seien. Dass Chico das nur getan hat, weil ihn die Menschen so erzogen hätten. Er hätte sich lediglich gewehrt - und das sei auch "gut" und "richtig" so. "Um die zwei Menschen ist es nicht schade. Sie sind selber schuld", heißt es zum Beispiel. Oder auch: "Naja ein Gutes hatte es...zwei Tierquäler weniger (auch wenn das jetzt etwas makaber klingt)."
Ok, seien wir mal ehrlich: Wer weiß schon genau, was sich vor rund zwei Wochen in der Wohnung in Hannover abgespielt hat? Wer weiß denn sicher, wie die letzten Jahre verlaufen sind, seitdem Chico bei seinen Herrchen, einer Mutter im Rollstuhl und deren schwer krankem Sohn, lebte?
Ja, die Medien berichteten, Chico sei nicht artgerecht gehalten worden. Musste die meiste Zeit in einem Käfig verbringen und hatte zu wenig bis kaum Auslauf. Keine Frage, das ist nicht in Ordnung! Auch nicht, dass nicht schon früher erkannt wurde, wie Chico gehalten wurde. Die Stadt Hannover sei bereits vor Jahren vor dem Hund gewarnt worden - und hat nichts getan. Kritik wurde laut. Zu Recht!
Glaubwürdigkeit der Berichterstattung
Das alles wird geglaubt, für wahr befunden. Doch keiner von uns war dabei - kennt die genauen Umstände. Medienberichte haben das vermittelt. Und die meisten hinterfragen diese Fakten nicht. Dem Hund ging es nicht gut bei seinen Haltern. Hier sind sich alle einig!
Doch wie steht es um die Glaubwürdigkeit der Medien, als über die schlimme Tat berichtet wurde? Was glauben wir, nachdem berichtet wurde, Chico hätte Mutter und Sohn getötet? Anscheinend nichts davon. Selbst nach dem Ergebnis einer Obduktion der beiden Leichen nicht. Das Obduktionsergebnis war eindeutig: Mutter und Sohn sind durch die Bisse von Chico gestorben.