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FCN: Die erstaunliche Auferstehung des 1. FC Nürnberg - "Am Anfang haben uns viele ausgelacht"


Autor: Alexander Kroh

Nürnberg, Dienstag, 19. November 2024

Der FCN macht wieder Spaß - Fans, Spieler und auch der Trainer sehen das so. Was aber sind die Gründe für die wundersame Wandlung beim Club? Kapitän Knoche gibt Antworten.


Der 1. FC Nürnberg ist weiter im "Flow", wie Trainer Miroslav Klose nach der Partie gegen den FCK - nicht ohne ein wenig Genugtuung - feststellte. "Wir haben schon ganz viel dazugelernt", sagte der 46-Jährige zufrieden. Fünf Ligaspiele in Folge blieb sein FCN zuletzt ungeschlagen, feierte dabei drei Siege und war auch zuletzt bei den Unentschieden gegen den HSV und den FCK die bessere Mannschaft. Allein mit der Chancenverwertung konnte der einstige Weltklasse-Stürmer nicht zufrieden sein. 

In vielen anderen Bereichen lässt sich aber nicht leugnen, dass der Club signifikante Fortschritte gemacht hat. Wenn man die Statistiken der letzten Spiele gegen den Hamburger SV und den 1. FC Kaiserslautern betrachtet, hätten es sogar 15 Punkte aus diesen fünf Partien werden können - also fünf Siege. Dennoch resultierten diese Begegnungen in zwei Unentschieden, die zwar Momente der Enttäuschung mit sich brachten, insgesamt jedoch zur positiven Atmosphäre beim neunmaligen Deutschen Meister beitrugen.

Knoche erklärt die Gründe für den FCN-Aufschwung

Kapitän und Abwehrchef Robin Knoche (32) kennt einen der Hauptgründe für den Aufschwung: "Wir haben unser System gefunden". Klose hatte zu Beginn der Saison auf ein 4-2-3-1 gesetzt, mit Viererkette, schnellen Außenspielern und nur einer Spitze. Knoche war als einer der beiden Innenverteidiger zwar gesetzt, die Leistungen aber durchwachsen. Regelmäßig wurde sichtbar, dass dem ehemaligen Wolfsburger und Berliner das Tempo fehlt. 16 Gegentore musste der FCN bis zum achten Spieltag hinnehmen, zwei Gegentore pro Spiel im Schnitt.

Im neuen 3-4-1-2 steht der FCN defensiv deutlich stabiler. Abwehrboss Knoche kommt als zentraler Mann in der Dreierkette nicht mehr so häufig in die Verlegenheit, in Laufduelle verwickelt zu werden. Stattdessen kommen Knoches Stärken im Spielaufbau und Zweikampf besser zur Geltung. "Ich habe noch mehr Zugriff auf Leute um mich herum, was mir und hoffentlich auch meinen Mitspielern zugutekommt", sagte Knoche auf fcn.de. Auch anderen Akteuren kommt die Systemumstellung zugute, es gibt aber natürlich auch einige Verlierer

Das angepasste Spielsystem hat aber nicht nur dazu geführt, dass der FCN hinten stabiler steht, sondern sich auch mehr Chancen erarbeitet, Gegner sogar teilweise dominiert. Spielmacher Julian Justvan hat daran einen maßgeblichen Anteil - und beim Umwandeln der Chancen in Tore natürlich das Angreifer-Duo Stefanos Tzimas und Mahir Emreli. Bis Spieltag acht lag der Durchschnittswert der erzielten Tore bei 1,4 Treffern pro Spiel, in den nächsten Ligaspielen stieg der Wert auf 3,3. Zwar endeten die Partien gegen Hamburg und Kaiserslautern ohne eigenes Tor, doch war der FCN bei den "expected goals" gut unterwegs (2,0 xGoals beim HSV, 2,5 xGoals gegen den FCK) - das heißt, die Chancen waren da.

Stotter-Start beim FCN - brauchte die Mannschaft einfach nur Zeit?

"Am Anfang haben uns ja viele ausgelacht", blickt Knoche auf den schwachen Saisonstart unter Klose zurück. "Wir haben aber immer gesagt, dass wir ein bisschen Zeit brauchen. Wir haben den richtigen Schlüssel gefunden und können es mittlerweile auch auf den Platz bringen", analysiert der Kapitän. Worte, die sein Coach wohl genau so unterschreiben würde. Klose selbst wurde nicht müde, in Pressekonferenzen und Interviews beinahe mantraartig zu wiederholen, dass sein junges Team seine Spielidee noch verinnerlichen müsse und die Entwicklung noch Zeit benötigen werde. Zeit, die am Ende aber knapp wurde. In der Rückschau muss man konstatieren: Klose hatte recht.

Apropos junges Team: Tatsächlich stellt der FCN mit einem Durchschnittsalter von 24,3 die jüngste Mannschaft der aktuellen Zweitligasaison. Finn Jeltsch, Stefanos Tzimas, Caspar Jander oder auch Berkay Yilmaz haben in den vergangenen Wochen gezeigt, dass das Zusammenspiel zwischen den "Jungen Wilden" und den Etablierten immer besser funktioniert. Belohnt wurden diese Leistungen jüngst auch vom DFB: mit der erneuten Nominierung von Jens Castrop und Finn Jeltsch für die Lehrgänge der U-Nationalmannschaften. Kleiner Wermutstropfen: Der Erfolg weckt natürlich auch Begehrlichkeiten - andere Vereine sollen bereits ein Auge auf zwei FCN-Talente geworfen haben.

Die Entwicklung beim FCN soll in Zukunft aber noch weitergehen. Chancenverwertung, Umschaltspiel, unbedingter Siegeswille sind nur einige Punkte, an denen der FCN noch arbeiten kann. Und muss - sollte man sich langfristig in der Spitzengruppe der 2. Liga halten wollen. 

Woran der FCN noch arbeiten muss

"Ich sehe, was wir für einen Aufwand betreiben. Und dass wir dann diese Spiele auch gewinnen wollen, ist vielleicht auch so ein nächster Schritt, der unbedingt in die Köpfe rein muss", unterstrich auch Knoche. Zuletzt hatte man zweimal dafür gesorgt, dass es der gegnerische Torwart in die Elf des Tages des Fußballportals schaffte. Zumindest ist klar, woran der FCN arbeiten kann in der Länderspielpause. Ob es erneut  geklappt hat, wird man spätestens am 22. November 2024 sehen, wenn mit dem SC Paderborn (aktuell Tabellenzweiter) erneut ein starker Gegner auf dem Spielplan steht.