Diese Treffen sind hoch beliebt und sprechen sehr viele Gläubige an, denen die traditionelle Gottesdienst-Form weniger zusagt. All dies wäre dann nicht mehr möglich - weil die Biker-Gottesdienste bekanntlich an Sonn- und Feiertagen stattfinden. Vor diesem Hintergrund spricht der Pfarrer von einem massiven Eingriff in die bürgerlichen Rechte und sogar einen Schritt in Richtung Diktatur: "Hier werden unsere Werte mit Füßen getreten."
"Kalte Enteignung"
Nicht weniger deutlich fällt die Antwort von Werner Schöpf aus. Der Neuenmarkter betreibt seit Jahrzehnten in Kulmbach eine Motorradwerkstatt, in der einige Mitarbeiter beschäftigt sind. Für ihn bedroht der Gesetzesentwurf das Recht auf Eigentum. Da man das Motorrad quasi nicht mehr nutzen kann, ist das geplante Gesetz eine "kalte Enteignung". "Wenn das kommt, kannst du deine Maschine gleich verkaufen. Aber wer kauft dann überhaupt noch ein Motorrad?" Als Konsequenz der Initiative sieht Schöpf viele Existenzen in Gefahr - nicht nur im Verkauf, sondern auch in den Werkstätten und Zuliefer-Firmen. "Da kann ich meinen Laden dichtmachen."
Das geplante Fahrverbot setzt für den 67-Jährigen ein eindeutiges Signal und ist womöglich der Auftakt für weitere Einschränkungen unter dem Deckmantel von Umwelt- und Lärmschutz: "Was droht als nächstes: Oldtimer-Verbot? Verbot von Sportbooten? Der Hobby-Fliegerei, von Rock-Konzerten oder der Formel 1?"
Doch nicht nur Kfz-Werkstätten und Händler bangen um ihre Zukunft. Auch Gastronomie und Hotellerie. Das unterstreicht Stefan Ertl vom Bayerischen Hotel- und Gaststättenverband. Nach den existenzgefährdenden Maßnahmen zum Schutz vor Corona wäre ein Wochenend-Fahrverbot fatal. Es würde weitere Betriebe kaputt machen und Jobs kosten. Gerade Motorradfahrer seien ein beliebtes Klientel. Sie gelten als überdurchschnittlich wohlhabend und zahlungskräftig. Die Motorradfahrer würden überdurchschnittlich oft einkehren, da sie kaum eigenen Proviant mit sich führten. "Die gehen jeden Tag essen und lassen viel Geld hier."
Das Aus für die Sternfahrt?
Ertl sieht große Probleme auf Kulmbach zukommen. Erlangt der Vorschlag des Bundesrats Rechtskraft, sei es endgültig aus mit der Sternfahrt. Die lockt jährlich bis zu 40 000 Biker an. Dadurch ist die Kreisstadt international bekannt, da Gäste aus dem gesamten europäischen Ausland anreisen und nicht selten wiederkehren. Das Biker-Treffen zählt bundesweit zu den größten seiner Art und bietet eine Plattform für die verantwortungsbewussten, rücksichtsvollen Fahrer. Ein Aus dieses Events wäre deshalb kontraproduktiv für den Gedanken des verständnisvollen Miteinanders zwischen Autofahrern und Bikern.
Das bewertet auch Ingo Lehmann so. Der neue Kulmbacher Oberbürgermeister schätzt die Sternfahrt als eine der wichtigsten Veranstaltungen im Jahreslauf. Ihr Ende wäre ein herber Rückschlag für die Bemühungen der Stadt im Bereich Tourismus und Fremdenverkehr. Zitat: "Ein grundsätzliches Fahrverbot für Motorräder an Sonn- und Feiertagen sehe ich kritisch. Die Region Oberfranken und insbesondere auch der Landkreis Kulmbach profitieren sehr stark vom Motorradtourismus."
Gerade für diese Gegend wäre ein Verbot für Motorradfahrten an Feiertagen und am Wochenende ein herber Rückschlag, warnt der Kulmbacher OB. Hinzu komme, dass Kulmbach einmal jährlich Gastgeber für mehrere Tausend Biker aus aller Herren Länder ist. "Gerade für derartige Veranstaltungen würde ein Fahrverbot das Aus bedeuten." Lehmann plädiert dafür "ursachenfixierter" vorzugehen und die frisierten Krachmacher aus dem Verkehr zu ziehen. "Dennoch trifft dieses Verbot die Gesamtheit aller Motorradfahrer, was in meinen Augen schlicht nicht fair ist. Ich würde mir wünschen, wenn die Initiative nochmals umfassend überdacht wird."
Gleiches (Un-)Recht für alle
Das möchte auch Peter Pointner. Der ehemalige Arzt am Klinikum ist ein passionierter Biker und hat mit seinen Kumpels schon viele Länder auf zwei Rädern bereist. In Italien fahren zu dürfen, in Frankreich, Österreich oder der Schweiz - aber daheim, vor der eigenen Haustür, nicht mehr? Ein bizarrer Gedanke für den Heubscher. Er spricht von Sippenhaft als Reaktion auf das Fehlverhalten von Rabauken mit illegalen Auspuffanlagen. Und von Ungleichbehandlung: "Wo war denn der Bundesrat, als die Autobauer vorsätzlich Abschalteinrichtungen für die Abgaseinrichtungen widerrechtlich installiert haben und damit die Gesundheit von Millionen geschädigt haben? Und: Wenn Lärmvermeidung, dann bitte doch für alle Fahrzeugarten."
Für Pointner spricht das Verhalten des Gesetzgebers eine deutliche Sprache. Der schlage auf Minderheiten (Motorradfahrer) ein, ziehe aber bei einflussreichen Mehrheiten (Auto-Lobby) den Schwanz ein. Es wäre auch nicht das erste Mal, dass die Bundesregierung das Grundgesetz beiseiteschiebe. Pointer ist ebenso wie viele andere dazu bereit, gegen die Gesetzesinitiative zu kämpfen. Sie unterstützen aktiv eine Petition im Internet, die sich gegen die Pläne richtet. Und sie hoffen auf Erfolg: Damit die heißen Öfen nicht "kaltgemacht§ werden. Klaus Rössner
Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. Die Entschließung des Bundesrates fordert Fahrverbote doch nur für besondere Konfliktfälle, also in gut begründeten Fällen, gemeint sind vielleicht Kurort o. ä. Situationen, wo die doch vielen lauten Maschinen sehr unsanft wirken. Also kein generelles Fahrverbot! Müsste freilich das auch für die Autoposer oder überlauten Sonntagsbauern geprüft werden.
Da wundert sich die Politik, dass diese Wählergruppe sich in eine ungewünschte Richtung wendet. Mehr muss man ja wohl nicht dazu sagen.
Ein weiterer Punkt zur Diktatur.
Biker wehrt euch.
Denn:
recht_isses
Die Coronakriese wird gezielt genutzt,um Einzelinteressen von Interessengruppen gegen die Allgemeinheit durchzubringen, bevor die Bevölkerung richtig mitbekommt, was überhaupt gespielt wird. Wenn wirklich gegen Lärm vorgegangen werden soll, dann Verbot des Importes, Besitzes, Einbaues und Verwendung von solchen Tuningartikeln, incl. Erlöschen der Betriebserlaubnis und für Werkstätten, die so was einbauen 50.000€, beim Wiederholungsfall Entzug des Gewerbescheines wegen fehlender Zuverlässigkeit. Bei wiederholter Auffälligkeit von Fahrern in einem Zeitraum Entzug der Fahrerlaubnis und/oder Beschlagnahme des unzulässigen Fahrzeuges. Das sollte völlig reichen und trifft nicht die Falschen (und natürlich wenn dann auch für Autos).
Hallo zusammen,
was soll das? Ich bin 61 Jahre alt, selbständig und arbeite wie ein Irrer. Also ein "sogenannter Leistungsträger" der Gesellschaft. Wenn ich dann am Wochenende auf meinem Bock sitze um die ganze Scheiße zu vergessen, die uns der Gesetzgeber aufbürdet, um ein bisschen Freiheit zu genießen, dann ist Schluß mit lustig. Als nächstes werden Sportmotorboote, Sportflugzeuge usw. verboten. Dann auch bitte Golfplätze schließen um die Natur etwas zu schonen und bitte auch die Flughäfen . Was den Lärm angeht, keine Frage, viele unerer Kollegen sind einfach zu laut unterwegs. Ich eingeschlossen. Aber das kann man regeln.
Grundsätzlich verbieten will niemand das Motorradfahren, aber halt §30, Abs. 1 StVO soll halt durchgesetzt werden. Das gilt auch für die Genies mit den lauten Autos und den Subwoofern darinnen.