Der aus München stammende Maler Anton Höger hat sich im Schloss Hafenpreppach niedergelassen. Seine großformatigen Ölgemälde spielen mit mythischen Themen und zeitkritischen Bezügen.
Sie sind sehr schön oder sehr hässlich. Und oft ist es, als würden sie ihren Betrachter, den Besucher, anspringen, ins Gesicht springen in ihrer unmittelbaren Körperlichkeit, mit ihrer nackten Haut, die gemalt pulsierender wirkt als auf einer Fotografie. Mit ihrem sogar unverschämten Lachen, hochmütigen Bewusstsein. Selbst die weltabgewandten, nach innen gerichteten Blicke dieser posierenden Menschen in Anton Högers großformatigen Ölgemälden wirken herausfordernd.
Sie traten auf bei der letzten Jahresausstellung des Coburger Kunstvereines, verwiesen spöttisch lockend auf einen Kosmos eigener Art, jedenfalls ein Bewusst-Sein hinter der so akribisch genau gemalten Realität. Die ist nicht einfach nur reproduziert, sondern vielfach gebrochen in der Komposition der Bilder mit ihren diversen Ver-rückt heiten.
Der Münchner Maler Anton Höger hat sich 2006 im Schloss von Hafenpreppach, gleich hinter Tambach an der Landkreisgrenze, niedergelassen. Der von ihm renovierte feudale Raum aus anderer Zeit bietet Rahmen und Halt für die mythisch verschlungenen, anspielungsreichen Welten Anton Högers:
Paris - wieder einmal das forschende Gesicht des Malers selbst unter skurriler Lederkappe - isst in der bedrängenden Präsenz der drei nackten Göttinnen den Apfel auf. Da weiß er, was er hat. Die Geburt der Venus wird von ihr selbst bewerkstelligt, einen Vorhang mit männlich markanter Hand durchreißend, unter schwarzer Taube und auf mehrfach gebrochenen Marmorbeinen einer antiken Statue. Medusa trägt übrigens Lockenwickler, schlängelnde Papilloten.
Raffinierte Anzüglichkeiten Anton Höger quillt geradezu vor Gedanken, wenn er über den Entstehungshintergrund seiner in Öl gebannten Geschichten spricht. Die Jahrtausende überdauernden mythischen Stoffe liefern ihm eher grundsätzliche Konstellationen menschlichen Da-Seins, die er nutzt für seine eigenen "Anzüglichkeiten". Die sind zeitkritisch, philosophisch in Frage stellend, ironisch, auch surrealistisch übersteigert.
Zunehmend allerdings lösen sich seine Darstellungen auch von derlei Schablonen, bieten (noch) mehr Gedanken- und Gefühlsfreiraum. Der Mensch steht wie eh und je im absoluten Mittelpunkt des Interesses. Seine existenzielle Befindlichkeit ist es, der Anton Höger auf der Spur ist. Jetzt aber werden seine bedrängenden Gemälde immer heutiger in ihrer kritisch kommentierenden Szenerie, immer öfter zu monumentalen Porträts, die einen fast gewaltsam hinter die Gesichter, Körper, Fassaden reißen. Der Schmetterlingsfänger, der dickbäuchige Illusionist in langer Unterhose am Feierabend, Frauen in Nachtgesängen.
Anton Höger, 1956 in München geboren, hat einen interessanten Lebenslauf genommen. Seine zeichnerische Begabung hatte sich zwar schon im Vorschulalter gezeigt und wurde durch die schulischen Zeiten bis zum Abitur durch Freunde und Lehrer ermuntert. Aber als Konzert-Gitarrist und Lautenist, Spezialist für Renaissance- und Barockmusik, dann auch mit eigenen Kompositionen, und als Gitarrenlehrer verdiente er 20 Jahre lang sein täglich Brot, zeichnerische Begabung hin oder her. Seinen großen Ehrgeiz, der sich auf alles erstreckt, was er anpackt, befriedigte er auch erfolgreich bei internationalen Wettbewerben.
Etwas Schräges bitteschön Dann bewegte ihn sein Vater, in dessen neu gegründeter Zeitarbeitsfirma den "Computerkram" zu übernehmen. Also eroberte er sich dieses neue Feld, auch wenn er zehn Jahre das Gefühl hatte, täglich ins Gefängnis zu gehen, wie Högers energische russische Frau Vlastina sagt.
Die beiden begegneten sich in dieser Zeit. Höger wollte sich in St. Petersburg die Eremitage ansehen. Und zwischen ihnen war sofort alles klar. Vlastina kam noch im Sommer des Jahres 1998 nach Deutschland. "Wir sind sehr glücklich miteinander", fallen sich die beiden noch immer entzückt in die Blicke. - Auch das ist eine Geschichte, eine Musen-Geschichte. Für Högers Kreuzigungs-Triptychon, in dem sich vielerlei heutige Gestalten, abendländische und weniger christliche, tummeln, zeigte sie ihre Füße und Beine her, die Höger übereinander geschlagen am Kreuzbalken malte. Akribisch, mit Abdruck des Strumpfgummis über den Knöcheln. - Immer muss irgendein "Gag" sein, der die Szenerie zusätzlich bricht, Witz, Ironie bringt.
Zehn Jahre der Firma des Vaters "geschenkte" Arbeitsfron waren dann genug. Das dabei verdiente Geld ermöglichte es Höger, sich 2003 nun endgültig der Malerei zuzuwenden. Innerhalb recht kurzer Zeit schuf er ein üppiges Werk, das national und international Beachtung findet. Der renommierte Kunstbuch-Verlag Hirmer widmete ihm 2012 eine Bildmonografie.
Anton Höger wurde 1956 in München geboren. Seine Kunstausbildung erhielt er unter anderem durch einen Meisterschüler von Ernst Fuchs aus der Wiener Malschule. Sein zweites starkes Interesse galt der Musik, mit Gitarre und Laute widmete er sich zunächst der Interpretation von Renaissance- und Barockmusik, um sich später mit zeitgenössischen Kompositionen zu beschäftigen. 1989 gewann er beim Internationalen Komponistenwettbewerb für Kammermusik in Berlin den 1. Preis.
Seit 2003 arbeitet er als freier Maler. 2006 bezog er das Schloss Hafenpreppach.