Klassische Tafelbilder und Schulbücher - nur Relikte aus einer bildungspolitischen Vorzeit? Wie es ums Digitale in fränkischen Schulen bestellt ist, wollten Pädagogen beim 3. Lehrermedientag in der Mediengruppe Oberfranken herausfinden.
Fast sechs von zehn der anwesenden Schulpädagogen nutzen bereits digitale Hilfsmittel täglich im Unterricht. Roland Baumann wirkt überrascht. Das hätte der Informationstechnische Berater für Digitale Bildung nicht erwartet. Denn, so resümiert er, die Digitalisierung an Schulen stehe erst ganz am Anfang. Dabei lautet das große Ziel, einen "mündigen digitalen Bürger in Zeiten des Leitmedienwandels" heranzuziehen. Stellt sich nur die Frage: Wie?
Antworten auf diese Fragen hatten die Digital-Experten Baumann und sein Kollege Martin Römpp beim Lehrermedientag bei Mediengruppe Oberfranken im Gepäck. Ein Dämpfer zu Beginn: "Es ist schwer, auf die digitale Lebenswelt der Schüler noch eine Schippe draufzulegen", sagt Baumann den 75 anwesenden Lehrkräften. 95 Prozent der 12- bis 16-Jährigen besitzen ein Smartphone und nutzen es intensiv. Aber: Einen unbedingten Wissensvorsprung vor den Lehrern muss das nicht bedeuten.
Martin Römpp, Medienpädagogischer Berater Digitale Bildung (mBdB) für die Realschulen in Unterfranken, weiß wieso: "Die Digital Natives hinterfragen die Technik nicht mehr, sie sind damit aufgewachsen." AGB? Egal. Datenschutz? Interessiert wenig. Sicherheit? Ebenso. Und da komme der Lehrer ins Spiel.
Nutzen heißt nicht verstehen
Dass Kinder und Jugendliche Apps wie selbstverständlich nutzen, reicht nämlich nicht. Wie funktioniert ein Algorithmus, wie bewerte ich die unzähligen Treffer einer Suchmaschine und filtere relevante sowie seriöse Inhalte heraus, was steckt hinter Clouddiensten, wo landen meine Daten? "Wie Whatsapp funktioniert, müssen Erwachsene nicht erklären. Was es bei Messengern und anderen Apps an Datenschutz und Co. zu beachten gibt, umso mehr", sagt Baumann.
Doch um die Schüler nicht orientierungslos in den Tiefen des Internets umherirren zu lassen, müssen Lehrer selbst aufpassen, der digitalen Welt nicht hinterherzuhinken. Wie in Gesprächen mit Teilnehmern klar wird, sei das in der föderalen Struktur des schulischen Amtsapparates nicht immer gegeben. In der Regel mangelt es schlicht am Geld, um an den Schulen die technische Grundausstattung zu installieren, zu warten sowie ab und an zu erneuern. Nun wollen Bund und Freistaat bis 2024 eine Milliarde Euro in die digitale Ausstattung bayerischer Schulen stecken - ein Anfang.
"Aber Ausrüstung ist sowieso nicht alles", sagt Baumann. Wichtig sei, dass Pädagogen grundsätzlich bereit sind, analoge Komfortzonen zu verlassen und dem digitalen Wandel aufgeschlossen gegenüberzustehen. Und: Dem Nachwuchs einen "ethischen Orientierungsrahmen" mitzugeben, dank dessen sie sich sicher und souverän durch Schule und Leben 4.0 bewegen.
Ein spannendes Beispiel aus der Praxis: die Nutzung digitaler Inhalte im Unterricht. Etwa der Einsatz von Youtube-Videos. Die sind grundsätzlich erlaubt, aber nur wenn sie zur Veranschaulichung des Unterrichts erfolgen und die erlaubte Länge nicht überschreiten (Werke unter fünf Minuten, bei längeren Filmen maximal 15 Prozent).