So vermeidet man spontane Impulskäufe: Würzburger Psychologe gibt Tipps

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In bayerischen Supermärkten gelten seit September 2021 neue Corona-Regeln. Symbolbild
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Anna Tarazevich

Beim Shoppen in der Stadt oder beim Einkaufen im Supermarkt neigen wir dazu, mehr Produkte und Lebensmittel zu kaufen, als wir eigentlich brauchen. Ein Forscherteam aus Würzburg hat untersucht, wie wir uns vor den Impulskäufen schützen können.

  • Impulseinkäufe: Im Supermarkt kaufen wir häufig mehr, als auf dem Einkaufszettel steht
  • Fachleute haben das Phänomen "Spontaneinkauf" untersucht und festgestellt, dass sich Kunden in zwei Käufertypen einteilen lassen
  • Außerdem  haben die Forschenden einen Tipp, wie du dich vor der spontanen Kauflust schützen kannst

Eigentlich standen nur ein paar Lebensmittel auf dem Merkzettel und trotzdem ist der Einkaufwagen wieder bis oben hin gefüllt. Schnell noch ein paar Süßigkeiten obendrauf und am Tiefkühlregal zugeschlagen, obwohl man auf die Produkte eigentlich gut verzichten könnte. Doch woher kommen diese Impulskäufe und wie lassen sie sich verhindern? Genau diesen Fragen ist am Lehrstuhl für Psychologie der Julius-Maximilians-Universität in Würzburg nachgegangen worden. Und die Antwort: Ja, man kann sich vor Impulskäufen schützen. Wie genau das möglich ist, veröffentlichten die Fachkundigen in einem Forschungsbericht auf dem Wissenschaftsportal Plos One.

Impulseinkäufe: Genussmenschen und Sicherheitsmenschen

Spontaneinkäufe entstehen meist aus Neugierde oder Hunger. Schon früher zeigten Studien, dass hungrige Menschen deutlich mehr einkaufen, als üblich. Hunger erhöhe schlicht die Bereitschaft, Dinge zu erwerben, egal ob essbar oder nicht, sagt die Wissenschaft. Zusätzlich würde Neugierde dafür sorgen, dass wir neue Produkte ausprobieren wollen, um festzustellen, ob diese unsere Bedürfnisse befriedigen können. Doch gibt es auch eine Veranlagung?

Dass bestimmte Kunden für Impulskäufe prädisponiert wären, könne man so nicht sagen, betont Dr.  Anand Krishna, Psychologe der Universität Würzburg.  Grob könne man in zwei Typen von Mensch unterscheiden.

Der Genussmensch, ist von seinem Wesen her spontan, so Krishna. Bei gutem Wohlbefinden tendiert er im Supermarkt dazu auch spontan einen Artikel zu kaufen, sofern dieser ihm noch mehr Genuss verspricht. Dem Genussmensch steht der Sicherheitsmensch gegenüber. Dieser benötigt für seine Entscheidungen deutlich mehr Zeit. Ein ständiges Hinterfragen seiner der angebotenen Produkte erschwert ihm seine Entscheidung. "Ist die Schokolade wirklich so lecker wie sie aussieht? Soll ich noch mehr kaufen oder nicht?" Auch wenn der Sicherheitsmensch mehr Zeit benötigt, heißt das nicht, dass er weniger anfällig ist für Impulskäufe. Die bisherigen Forschungsergebnisse geben jedoch einen Anhaltspunkt, wie Menschen, die sich selbst vor solchen Käufen schützen wollen, vorgehen müssen.

Spontaneinkauf: Wie schütze ich mich davor?

Durchgeführt wurde die Studie mit rund 250 Probandinnen und Probanden in zwei Laborexperimenten. Dabei zeigte sich, welchen Einfluss der emotionale Zustand der teilnehmenden Personen auf das Kaufverhalten hat. 

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Genussmenschen tendieren bei positiver Stimmung dazu ihren Gemütszustand noch weiter verbessern zu wollen. "Vielleicht hat er kurz zuvor Eiscreme gegessen, ist also positiv gestimmt, und nutzt die Chance, sich noch mehr Genuss zu verschaffen", erläutert der Würzburger Forscher. Das Gekaufte kann aber auch eine Form der "Belohnung" sein, wenn der Genussmensch vor dem Einkaufen etwas geleistet hat, wie beispielsweise eine Prüfung. Umgekehrt verhält er sich bei schlechter Stimmung: Kommt er gerade aus einer stressigen Situation, unterdrückt der Genussmensch sein prinzipielle Streben nach Befriedigung und lässt potenzielle Genussbringer links liegen.

Bei Sicherheitsmenschen herrscht eine grundsätzlich skeptische Stimmung, werden in einer positiven Motivationslage jedoch genau stark dazu verleitet, sich etwas Gutes zu gönnen, wie Genussmenschen - sie benötigen lediglich etwas mehr Zeit bis zu ihrer endgültigen Entscheidung.

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Die Kaufbereitschaft von Menschen lässt sich leicht beeinflussen. Um sich von seinen Emotionen loszulösen, empfehlen die Forschenden folgenden kleinen Trick: Laut dem Würzburger Psychologen Krishna reicht schon ein relativ geringer Impuls, um sich vom Spontankauf abzuhalten, eine kleine Erinnerung, die vermitteln soll, weniger zu kaufen. "Das kann zum Beispiel ein kleiner Zettel im Geldbeutel sein, auf dem ‚Stopp!‘ oder etwas Ähnliches steht", sagt Krishna. Doch auch hier gilt wieder: Genussmenschen benötigen weniger Zeit zum Nachdenken und werden von dem kleinen Zettel schneller beeinflusst als Sicherheitsmenschen. Diese sollten sich ihren Vorsatz über jede Einkaufsliste schreiben, um sich durchweg daran zu erinner. 

Die Studienergebnisse sind sowohl für das Marketing als auch für den Verbraucherschutz interessant. „Letzteres deshalb, weil Impulskäufe ein problematisches und für viele Menschen unerwünschtes Verhalten darstellen können“, sagt Anand Krishna. Doch es sind noch weitere Fragen offen, beispielsweise, wie sich Verbraucher unter Zeitdruck verhalten. Weitere Experimente seien nötig, um alle offenen Fragen zu klären.

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