Bei Verträgen mit Bestandskunden sind Preissenkungen eher die Ausnahme. Nur E.ON hat bislang angekündigt, die Strompreise in der Grundversorgung im Schnitt um 18 % und die Gaspreise um durchschnittlich 28 % zu senken, wie die Presse Anfang dieses Monats berichtete. Der Energieversorger reagiert damit auf den Energiemarkt, wo seit rund sechs Monaten die Beschaffungspreise deutlich sinken. E.ON ist aber noch die Ausnahme. Bei der Prüfung des bestehenden Vertrags ist es wichtig, die Restlaufzeit und Kündigungsfrist zu kennen, um den richtigen Zeitpunkt für einen Anbieterwechsel zu finden. Bist du aktuell in der Grundversorgung, lässt sich der Vertrag jederzeit, unter Berücksichtigung der gesetzlichen zweiwöchigen Frist, kündigen. Beim Anbieterwechsel besteht kein Risiko, dass du ohne Strom oder Gas dastehst.
Vergleichsportale richtig nutzen
Deinen neuen Tarif suchst du am besten mit einem Onlineportal im Internet (die besten sind laut "Stiftung Warentest" die Portale Verivox und Check24). Online-Vergleichsportale haben sich in der Praxis bewährt, um den richtigen Strom- oder Gastarif ausfindig zu machen. Wichtig dabei ist, so sagen die Verbraucherschützer aus NRW, die Voreinstellungen des Vergleichsportals individuell anzupassen, bevor du einen Tarifvergleich startest.
Vergleichsportale finanzieren sich über Provisionen von Anbietern und über Werbung. Deshalb neigen sie dazu, den Wechsel möglichst positiv erscheinen zu lassen. Es ist also Vorsicht geboten. Die Portale agieren aber nur als Vermittler zwischen Energieanbietern und Verbraucher*innen. Sie übernehmen keine Gewähr dafür, dass die angezeigten Daten richtig sind. Vertragspartner beim Energieliefervertrag ist der Anbieter, nicht das Portal. Daher solltest du die Preise und Konditionen mit den Angaben des Anbieters, auf dessen Internetseite abgleichen, bevor du den neuen Vertrag abschließt.
Um möglichst viele Tarife angezeigt zu bekommen, sollte der Filter "direkte Wechselmöglichkeit über das Portal" nicht angeklickt sein. Die Filterfunktion und Empfehlungen des Vergleichsportals schränken die Tarifauswahl unnötig ein. Wenn du den inzwischen wieder angebotenen Bonus-Betrag für Neukunden nicht einrechnen lässt, kannst die Jahreskosten besser vergleichen. Und noch etwas: Bei einem Tarif mit Bonus musst du dich darauf einstellen, nach einem Jahr erneut zu wechseln. Das zweite Vertragsjahr ist in den Bonus-Tarifen in der Regel teurer. Die ausgewiesene Ersparnis im ersten Jahr geht oft ausschließlich auf den Bonus zurück. Aktuell gilt: Anbieter, deren Preise oberhalb der Bremsen liegen, dürfen nur Boni bis zu einer bestimmten Höhe anbieten. Daher finden sich aktuell kaum Tarife mit Bonus, oder dieser fällt nur sehr gering aus.
Informationen zum neuen Anbieter einholen
Es ist sinnvoll, die Voreinstellung "hohe Kundenempfehlungsquote" zu deaktivieren. Das schränkt deine Auswahl unnötig ein. Lass dir jeweils nur einen Tarif pro Anbieter anzeigen. Die sogenannten Online-Tarife sind mittlerweile die günstigsten Tarife in den Vergleichsportalen. Der Kontakt zum Anbieter erfolgt in der Regel ausschließlich per E-Mail oder über das Kundenportal. Persönliche Gespräche, teils auch Telefonate, sind nicht vorgesehen. Preiserhöhungen erhältst du in diesen Tarifen auf dem elektronischen Weg. Wähle also nur dann einen Online-Tarif, wenn du deine E-Mails regelmäßig liest und wenn du auf persönlichen Service verzichten kannst.
Die Verbraucherverbände empfehlen Tarife mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Dabei solltest du darauf achten, dass die zugesicherten Preisgarantien im Vertrag enthalten sind. Turbulenzen auf den Energiemärkten kann niemand ausschließen. Und: Preisgarantien gelten vielfach nur für die Beschaffungskosten des Anbieters. Sie klammern gesetzlich regulierte Preisbestandteile wie Netzentgelte, Steuern, Abgaben oder Umlagen aus. Verändern sich diese Preisbestandteile, greift die Garantie nicht.
Wichtig vor einem Vertragsabschluss: Überprüfe den potenziell neuen Anbieter durch eine Internetrecherche. So kannst du festzustellen, ob er durch sein Geschäftsgebaren in der Vergangenheit negativ aufgefallen ist. Typische Probleme, über die sich Kunden beschweren, sind: nicht erstellte Jahres- oder Schlussrechnungen, die Nichtauszahlung von Boni oder Guthaben, drastische Preiserhöhungen, überzogene Abschläge und untergeschobene Verträge.
Fazit
Nach Berechnungen des Verivox-Energie-Experten Thorsten Storck sind durch einen Wechsel beim Energieanbieter pro Jahr bis zu 540 Euro einzusparen. Selbst wenn diese Rechnung arg optimistisch ist, lässt sie aufhorchen. Oft musst du den Anbieter gar nicht wechseln, um weniger zu bezahlen. Wer das Gefühl hat, sein Tarif sei zu teuer, kann sich direkt an seinen Versorger wenden und nachfragen, ob es nicht einen günstigeren Tarif gibt.
Du interessierst dich für die Themen Energie, Heizen und Strom? Hier findest du weitere interessante Artikel: