Eindrucksvoller Stein fürs Wohnzimmer

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Der "Tobi Ishi" für B&B Italia aus weißem Carrara-Marmor wiegt 460 Kilogramm. Foto: B&B Italia/dpa-mag
Der "Tobi Ishi" für B&B Italia aus weißem Carrara-Marmor wiegt 460 Kilogramm.  Foto: B&B Italia/dpa-mag
Benjamin Hubert hat Lampenschirme aus Marmor entworfen. Das Material ist bis zu einer Dicke von sieben Millimetern lichtdurchlässig. Foto: Benjamin Hubert/dpa-mag
Benjamin Hubert hat Lampenschirme aus Marmor entworfen. Das Material ist bis zu einer Dicke von sieben Millimetern lichtdurchlässig. Foto: Benjamin Hubert/dpa-mag
 

Möbel und Designobjekte aus Marmor

Schwere, opulente Materialien waren im Design lange Zeit verpönt. Leicht sollten die Werkstoffe sein, außerdem neu und innovativ. Doch nun scheint ein Material im Kommen zu sein, das genau diese Eigenschaften nicht besitzt: der bis zu 600 Millionen Jahre alte Marmor. Der Naturstein erlebt im Möbeldesign eine Renaissance - häufig in eindrucksvoller Gestalt.
Der "Tobi Ishi" für B&B Italia ist ein Möbelstück, wie man es nur selten zu Gesicht bekommt. In der Ausführung aus weißem Carrara-Marmor wiegt der kreisrunde Esstisch 460 Kilogramm. Edward Barber und Jay Osgerby haben das Luxusmöbel gestaltet. Die Designer aus London wollten mit ihrem Entwurf etwas Unverrückbares schaffen und sich gleichzeitig mit freischwebenden Konstruktionen befassen. "Tobi Ishi" sind in Japan die "fliegenden Steine", mit denen Wege in Gärten oder im Wasser angelegt werden. Mit zwei asymmetrischen Fußelementen wirkt der Tisch tatsächlich sehr dynamisch. Die Leichtfüßigkeit steht im Kontrast zur Materialität.
Im Gegensatz zu vielen modernen Werkstoffen ist Marmor ein Material, das geradezu eigensinnig erscheint: Der Stein kann aufgrund seiner kristallinen Struktur wild und unruhig wirken, ebenso fein und sanft. Wegen seiner Massigkeit war Marmor eine Zeit lang im Design nicht sonderlich gefragt. Protzig geflieste Bankfoyers und angeschmuddelte, steinerne Edel-Aschenbecher haben sein Image nicht gerade befördert.
Bjoern Berger von Supergrau beschäftigt sich ebenfalls intensiv mit hochwertigen Natursteinen. Der Designer arbeitet mit Marmor und der jüngeren Gesteinsart Travertin. "Vielleicht ist einer unserer Hauptansätze, in der schnelllebigen Zeit statische, alte und romantische Materialien verarbeiten zu wollen", sagt Berger. "Auf der formalen Ebene setzen wir das Material allerdings sehr sachlich ein. Die Opulenz beim Material steht in Kontrast zum Minimalismus bei der Gestaltung."
Während die Verarbeitung früher recht mühsam war, profitieren die modernen Gestalter von der Technologie. "Man versucht mit allem Möglichen, dem Stein zu Leibe zu rücken", sagt Wolfgang Thust, Inhaber eines 190 Jahre alten Steinmetzbetriebs. "Es gibt kaum eine Technik, die nicht auch beim Marmor versucht worden ist." Heute wird Naturstein im hohen Maße maschinell verarbeitet. Gleichzeitig bleibt der Faktor Mensch gefragt. "Heute kann man zwar viele Dinge automatisieren, die Feinheiten macht der Fachmann aber oft lieber per Hand", sagt Wolfgang Thust. "Er spürt die Stärke des Drucks und verhindert so Zerstörungen."
Es lässt sich heute jede Art von Designobjekt aus Marmor fertigen. Benjamin Hubert aus London hat Lampenschirme aus Marmor entworfen. Er macht sich dabei den Effekt zunutze, dass das Material bis zu einer Dicke von sieben Millimetern lichtdurchlässig ist. Studio Vit aus Schweden gestaltet Lampenfassungen. Der britische Designer James Irvine hat eine Serie von Design-Editionen kuratiert, die der Hersteller Marsotto aus weißem Carrara-Marmor fertigt. Dazu gehören Sitzmöbel, Tische und Leuchten, gestaltet von Branchengrößen wie Konstantin Grcic, Jasper Morrison oder Naoto Fukasawa. dpa-mag