Mehr zahlen für weniger Ware - zahlreicher Hersteller verkleinern in Zeiten hoher Produktionspreise ihre Packungen und behalten die alten Preise bei. Verbraucherschützer kritisieren jetzt vor allem drei Produkte.
Die Verbraucherzentrale NRW hat wieder einmal mehrere Produkte unter die Lupe genommen und massive Unregelmäßigkeiten festgestellt: Im Februar 2024 hat Unilever die Cremissimo-Verpackungen vieler Eissorten von 900 Millilitern auf 825 Millilitern reduziert, ohne die Preise anzupassen. "Das ist ein unter Herstellern verbreiteter Trick", erklärt Antonia Brandstädter von der Verbraucherzentrale NRW. "Solche versteckten Preissteigerungen sind mittlerweile zu einem Dauerärgernis beim täglichen Einkauf geworden."
Verbraucherinnen und Verbraucher erhalten laut der Verbraucherzentrale oft weniger Inhalt zum gleichen oder höheren Preis - das Phänomen nennt man auch "Shrinkflation". Auch Preisvergleiche werden erschwert, da Grundpreisangaben im Handel häufig nicht zeitnah aktualisiert werden. Eine Stichprobe der Verbraucherzentrale NRW in 19 Märkten verdeutlicht dies bei Produkten von "Milka" und "Katjes", bei denen die Grundpreisangaben oft falsch sind.
"Shrinkflation" bei mehreren Produkten - Verbraucherzentrale warnt vor Mogelpackungen
Die Grundpreisangabe ist für fast alle Lebensmittel verpflichtend und bezieht sich auf ein Kilogramm oder einen Liter. Sie sollte im Supermarkt nahe am Endpreis stehen, um Preisvergleiche zu erleichtern, ohne umrechnen zu müssen. Laut Preisangabenverordnung müssen diese Angaben eindeutig, leicht erkennbar und deutlich lesbar sein. "Verbraucherbeschwerden zeigen regelmäßig, dass diese Vorgabe leider nicht durchgängig umgesetzt wird. In der Praxis fehlen die Grundpreise mitunter oder sind so klein, dass sie schwer lesbar sind", kritisiert Antonia Brandstädter.
Die Verbraucherzentrale NRW überprüfte die Grundpreisangaben von 86 Produkten in 19 Märkten (Aldi, Lidl, Rewe und Edeka). Einige Milka-Schokoladentafeln, Katjes-Fruchtgummis und Cremissimo-Eispackungen fielen dabei negativ auf. Der Grund sind Füllmengen-Reduzierungen, die zu Falschauszeichnungen führten.
Bei Cremissimo war in etwa der Hälfte der Märkte die Grundpreisauszeichnung falsch, häufig basierend auf der alten Füllmenge. Auch umgekehrt lagen 900 Milliliter-Packungen mit Preisen für 825 Milliliter aus. Zudem gab es Fälle, bei denen es mehrere Füllmengen und Grundpreise auf einem Schild gab. "Wir fanden auch 1.300 Milliliter-Dosen, die nicht ausgezeichnet waren, was den Vergleich mit anderen Herstellern und innerhalb diverser Cremissimo-Produkte erschwert", so Antonia Brandstädter.
Milka besonders in der Kritik - Verbraucherschützer klagen
Bei Milka- und Katjes-Produkten wurden weniger Verstöße gefunden, dennoch bezogen sich die Grundpreise teils auf alte Verpackungsgrößen oder waren falsch zugeordnet. "Bei der Schokolade herrscht ein Füllmengen-Durcheinander mit Tafeln von 100 Gramm, 90 Gramm oder ungeraden Werten. Da sollten Verbraucher:innen genau hinsehen. Verlässliche Grundpreisangaben sind in Zeiten der Inflation besonders wichtig", betont Antonia Brandstädter. Die Verbraucherzentrale Hamburg hat unter anderem deswegen rechtliche Schritte gegen den Milka-Mutterkonzern Mondelez eingeleitet.
In Frankreich müssen seit dem 1. Juli 2024 Füllmengenreduzierungen am Regal gekennzeichnet werden. "Das klingt nach mehr Transparenz, birgt jedoch die Gefahr falscher Angaben, da die Verantwortung für korrekte Grundpreisangaben bei den Händlern liegt, die sich bei krummen Füllmengen oft nicht zurechtfinden", berichtet Antonia Brandstädter.