Die Zahlungsmoral der deutschen Kund*innen von Klarna ist ausgesprochen positiv, wie das Unternehmen versichert. Im ersten Halbjahr 2022 seien 53 % der Zahlungen per Rechnung sofort erfolgt. Bei weiteren 46 % erfolgt die Bezahlung auf Rechnung über einen Zeitraum von 30-Tagen. Die Zahlung auf Rechnung sei zwar ein "Kreditprodukt", für das der Kunde aber in den 30-Tagen nichts bezahlt. Um das Risiko zu verringern, dass ein Kauf zur Zahlung von Mahngebühren führt, hat der Finanzdienstleister eine gebührenfreie Erinnerung über seine App und per E-Mail eingeführt. Insgesamt ermahnt Klarna seine Kund*innen sechsmal per E-Mail, über die Klarna App und per Post, an die Zahlung zu denken. Klarna kannst du erst ab dem 18. Lebensjahr nutzen.
"Buy-now-pay-later" oder Ratenkauf: Wo liegen die Unterschiede?
Eine sehr kleine Anzahl der Klarna-Kundschaft entscheidet sich nach Ablauf der 30-Tage-Frist von den Schulden für einen Kauf auf Rechnung in einen Ratenkredit umzusteigen. Nach Informationen des Unternehmens sei dies aber nur möglich mit einer neuen Bonitätsprüfung (Schufa, Boniversum und Arvato) und deshalb "keineswegs garantiert". Ratenkredite könnten nur mit einer "klar definierten Zahlungsfrist und einem Zinssatz von 13,6 %", vergeben werden. Klarna-Ratenkredite sind also durchaus "teuer".
Der Anteil der Rechnungen, die zu einer Mahngebühr (von Klarna festgesetzt auf 1,80 Euro) führen, ist nach Angaben des Unternehmens rückläufig. Von 12,2 % im ersten Quartal 2020 auf 7,84 % im vierten Quartal 2022. Wenn die Zahlung nicht eingeht, wird diese am Tag 78 an ein Inkassounternehmen weitergeleitet. Im 4. Quartal 2022 lag der Anteil der Rechnungen, von 18- bis 25-Jährige in Deutschland, die an ein Inkassounternehmen gingen, bei Klarna nach eigenen Angaben bei 0,87 %.
Wenn Zahlungen ausbleiben, schränkt das Unternehmen die Nutzung der Dienstleistungen ein, um durch neue Käufe die Anhäufung von Schulden zu verhindern. "Außerdem haben wir vor kurzem in der Klarna-App neue Funktionen zur Ausgabenbegrenzung eingeführt, um sicherzustellen, dass junge Menschen nicht über ihre Verhältnisse leben. Zusätzlich haben wir ein App-Budgetierungstool, mit dem sie ihre Finanzen besser im Blick haben", erläutert Pressemanager John Craske.
Kritik der Bankenaufsicht
Über den TikTok-Trend, wo sich junge Menschen mit Schulden ("Klarnaschulden") überbieten (inFranken.de berichtete darüber), ist der Finanzdienstleister alles andere als glücklich. John Craske zeigt sich "besorgt über den Trend" und betont: "Wir haben kein Interesse daran, dass Menschen sich verschulden, unabhängig von ihrem Alter." Klarna ist überzeugt, dass es auf dem Weg ist, "die weltweit beliebteste Art des Einkaufens zu werden", deshalb seien überschuldete Menschen mit schlechter Erfahrung nicht hilfreich.
Der Bewertung der deutschen Banken- und Finanzaufseher (BaFin) wird auf der Seite der Schufa-Seite zitiert und lautet: "Buy-now-pay-later-Angebote fühlen sich nicht wie Geldausgeben an. Das ist das Verführerische". Dem widerspricht der PR-Chef von Klarna. Aus der Einschätzung der BaFin spreche eine "herablassende Haltung". Schließlich informiere der Finanzdienstleister deutlich darüber, dass die Produkte "Später bezahlen" und "Finanzierung" Kreditoptionen seien, deren Nutzungen Konsequenzen haben.
"Anders als bei herkömmlichen Kreditoptionen überprüfen wir bei jeder Transaktion die Zahlungsfähigkeit unserer Kund*innen – wenn sie nicht zahlen können, dürfen sie bei uns nicht weiter einkaufen. Wir schränken unsere Dienste ein, wenn Zahlungen ausbleiben. Wir glauben fest daran, dass Verbraucher*innen nur mit dem Geld kaufen sollten, das sie tatsächlich zur Verfügung haben." Wenn Kund*innen eine Zahlung versäumten, reagiere das Unternehmen sofort, um zu verhindern, dass Menschen Schulden anhäufen – das sei das Gegenteil einer "Schuldenfalle".
Finanzbildung ist Klarna wichtig
Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski versicherte auf der Finance-Forward-Konferenz in Hamburg, der Finanzdienstleister helfe der Kundschaft, ihre Finanzen im Griff zu halten. Siemiatkowski verwies auf "Budgeting Tools", mit denen Nutzende der Klarna-App bereits heute persönliche Budgetpläne erstellen könnten.
Zu mehr Finanzbildung der jungen Kund*innen sollen die Hotelerbin Paris Hilton und Snoop Dogg beitragen. Die seien wirkungsvoller als ein schnöder Mann im Anzug in einem Büro. Außerdem können sich Kund*innen zwischen 18 und 25 Jahren ein Erklärvideo anschauen, das die wichtigsten Begriffe des Kreditwesens erläutert. Da heißt es dann, dass man nie etwas kaufen sollte, das man sich nicht leisten kann und hebt deutlich hervor, dass das Nichtbezahlen von Krediten Konsequenzen hat. "Ziel der Initiative ist es, die junge Generation zu befähigen, beim Online-Einkauf durchdachte und verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen", so John Craske.
Zusätzlich erläutert das Unternehmen auf TikTok die Budget-Funktionen der Klarna-App. In der App lässt sich unter dem Tab "Ausgaben" ein monatliches Budget festlegen, das sich nach jedem Einkauf automatisch aktualisiert. So wissen die Kund*innen, wie viel sie wann und wofür ausgegeben haben.
Fazit
Der schwedische Finanzdienstleister Klarna hat offenbar verstanden, dass er mehr für die Finanzbildung der Jugend tun muss. Mit seiner Bezahlfunktion BNPL übernimmt er Verantwortung für die Finanzgeschäfte, insbesondere junger Leute. Folgt man dem offiziellen Statement des Unternehmens, dann ist das erkannt. Die Zukunft wird zeigen, ob die vielen Versprechen der Praxis standhalten.