Fairtrade, Bio oder Tierschutz: Was steckt hinter den Siegeln auf unseren Lebensmitteln?

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Damit Weidemilch auch tierfreundlich hergestellt wird, ist das Siegel Pro Weidemilch entstanden.
Eine Kuh auf der grünen Wiese. Damit Weidemilch auch tierfreundlich hergestellt wird, ist das Siegel Pro Weidemilch entstanden.
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Fairtrade, Bio oder Tierschutz - was steckt eigentlich hinter den Siegeln, die unsere Lebensmittel kennzeichnen? Wir geben dir hier einen Überblick.

Ob Fisch, Fleisch oder Gemüse und Obst - heute ist es wichtig, zu wissen, worauf beim Einkauf zu achten ist. Besonders dann, wenn du dich bewusst ernähren möchtest und Wert auf gute Lebensmittel legst.

Inzwischen gibt es zahlreiche Lebensmittelsiegel, die dem Verbraucher Auskunft darüber geben, wo sie herkommen, wie sie hergestellt wurde und unter welchen Werten sie vermarktet werden. Da ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten. Wir klären hier drei der wichtigsten Siegel auf. 

Das Faitrade-Siegel

Inzwischen finden sich fair gehandelte Produkte nicht mehr ausschließlich in den Weltläden, sondern auch im Supermarkt um die Ecke. Ein einheitliches Siegel für den fairen Handel, das auf rechtsverbindliche Regelungen verweist, gibt es laut dem Portal Lebensmittelklarheit nicht.

Stattdessen haben viele Importorganisationen und Siegelinitiativen ihre eigenen Siegel und Logos entwickelt, die auf fairen Handel hinweisen. Alle haben sich auf eine gemeinsame Definition und Ziele des fairen Handels verständigt. In Deutschland wird das grün-blaue Fairtrade-Siegel vom Verein Fairtrade Deutschland vergeben. 

Gemeinsam haben alle Initiativen, die sich für fairen Handel einsetzen, dass sie die Armut in der Welt bekämpfen und eine gerechtere Weltwirtschaft herstellen möchten. Dazu gehören: 

  • garantierte Mindestpreise für Erzeuger*innen, die über dem Weltmarkt-Niveau liegen.
  • langfristige Verträge zur Planungssicherheit der Erzeuger*innen
  • Kleinbauern verkaufen bevorzugt direkt an Importeure der Industrieländer; Zwischenhändler*innen werden ausgeschlossen, um den Erlös vollständig den Produzenten*innen zukommen zu lassen
  • Einhaltung der nationalen und internationalen Arbeitsschutzrichtlinien; dazu gehören: Verbot von Kinderarbeit, sichere Arbeitsbedingungen, Tariflöhne, Versammlungsfreiheit und Gleichberechtigung von Frauen
  • Unterstützung von sozialen und ökologischen Projekten, zum Beispiel Alterssicherung, Schulausbildung und medizinischen Versorgung
  • Förderung umweltverträglicher Anbauarten und ein Bio-Aufschlag für Bio-Produkte
  • Verbot von gentechnisch verändertem Saatgut und von Pestiziden

MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei

Aufgrund der steigenden Überfischung der Meere ist das MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei gegründet worden. MSC steht für "Marine Stewardship Council" und ist eine internationale Einrichtung, die vom WWF und dem Lebensmittelkonzern Unilever gegründet wurde. Inzwischen ist der MSC unabhängig und hat in etwa 15 Prozent der weltweiten Fangmenge nach dem MSC-Standard zertifiziert. 

Dieser Umweltstandard des MSC basiert auf folgenden Grundsätzen: 

  1. Schutz der Fischbestände: Es erhalten nur Fischereien das MSC-Siegel, die ihre Fischbestände in einem guten Zustand erhalten bzw. nachweislich wieder in einen guten Zustand wachsen lassen.
  2. Schonung des Lebensraumes Meer: Fischereien, die positiv auf den Lebensraum Meer einwirken, können das Siegel erhalten. Das betrifft zum Beispiel die Auswirkung des Fanggeräts auf den Meeresboden oder das unbeabsichtigte Mitfischen von anderen Arten, der sogenannte Beifang.
  3. Wirksames Management: Nur, wenn das Management der Fischerei auf eine nachhaltige Nutzung ausgerichtet ist, kann sie das MSC-Siegel erhalten. Dies bedeutet: Das Management muss die Auswirkungen auf das Ökosystem kennen, in dem es fischt, und bemüht sein, diese immer weiter zu reduzieren. 

So schätzt die Verbraucherzentrale das MSC-Siegel ein: 

Laut Verbraucherzentrale kann das MSC-Siegel als Einkaufshilfe dienen, wenn dir die Umweltaspekte beim Fischfang wichtig sind. Entsprechende Produkte finden sich in fast allen Supermärkten und Discountern. Allerdings gibt es auch ein paar Schwächen bei diesem Siegel. 

Es können zum Beispiel auch Fischereien zertifiziert werden, die eine hohe Beifang-Quote haben. Auch Fisch aus eigentlich überfischten Beständen können das Siegel bekommen, wenn es ein entsprechendes Erholungsprogramm für den Bestand gibt. Dennoch kann es dir im Regal eine Orientierung sein. 

Das Siegel "Pro Weideland"

Das Siegel "Pro Weideland –  Weidecharta" wurde vom Grünlandzentrum Niedersachsen/Bremen e. V. initiiert und von der Weidecharta-Gemeinschaft umgesetzt. Entwickelt worden ist es gemeinsam mit Vertretern*innen aus der Landwirtschaft, Politik sowie Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutz

Landwirt*innen, die mitmachen wollen, müssen diese Kriterien garantieren:

  • An mindestens 120 Tagen im Jahr und für mindestens sechs Stunden stehen die Kühe auf der Weide
  • Pro Kuh steht eine Grünlandfläche von mindestens 2000 Quadratmetern bereit; mindestens 1000 Quadratmeter davon müssen Weideland sein
  • Die Kühe können sich das ganze Jahr über bewegen. Eine Anbindehaltung soll nur dann möglich sein, wenn die Kühe 180 Tage im Jahr auf die Weide kommen und an jedem zweiten Tag im Winterhalbjahr Auslauf haben
  • Gefüttert wird nur gentechnikfreies Futter
  • Externe Kontrollstellen kontrollieren die Einhaltung

Seit 2018 können auch Anbieter aus dem EU-Ausland ihre Milch als Weidemilch zertifizieren lassen.