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Mietwagen im Urlaub: So wichtig ist der richtige Versicherungsschutz


Autor: Klaus Heimann

Deutschland, Donnerstag, 06. April 2023

Für viele gehört der Mietwagen im Urlaub einfach dazu, um mobil sein. Allerdings gibt es Fragen: Wo den Mietwagen buchen – zu Hause oder vor Ort? Was ist bei einem Unfall zu beachten? Welche Versicherungen sind sinnvoll?
Verbraucherschützer raten, die Höhe der Haftpflichtversicherung beim Mietwagen im Urlaub zu prüfen.


Kennst du die sogenannte "Mallorca-Police"? Spätestens wenn du einen Mietwagen im europäischen Ausland buchen willst, lernst du diesen praktischen Service der Kfz-Versicherungen schätzen. Vorausgesetzt du nutzt zu Hause ein eigenes, versichertes Fahrzeug, dann lohnt es sich nachzufragen: Die "Mallorca-Police" erhöht den Haftpflichtschutz für Mietwagen im gesamten europäischen Ausland und ist oftmals Bestandteil deiner Versicherung. Im Kern geht es darum, einen unzureichenden Versicherungsschutz für den Mietwagen im europäischen Ausland im Urlaub zu vermeiden. Und was ist dabei zu beachten?

Mietwagen früh buchen und sparen: am besten schon in Deutschland

Ein Mietwagen gehört für viele Reisende zum Urlaub dazu, um sich im Land zu bewegen. Doch Vorsicht: Der Versicherungsschutz im Ausland ist nicht so, wie du ihn von zu Hause aus kennst. "Deshalb sollte man den Mietwagen frühzeitig und am besten von Deutschland aus buchen. Das ist in der Regel stornierbar und deutlich günstiger als eine Buchung vor Ort. Und es bietet die Zeit, vorab das Kleingedruckte zu lesen", sagt Elke Weidenbach, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale NRW, wie das Nachrichtenportal Super Tipp berichtet.

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Und was ist mit den Mietwagenpreisen? Die richten sich nach Angebot und Nachfrage. Der ADAC hat errechnet, wie hoch das Sparpotential ist, wenn du früh buchst. Als Beispiel dient die Reisezeit um das Osterfest. Wer zwei Monate vor Ostern bucht, kann durchschnittlich 24 Prozent sparen. Was hier für Ostern errechnet ist, gilt für alle Stoßzeiten, in denen viele Tourist*innen unterwegs sind. Bei der frühen Buchung solltest du nur darauf achten, dass eine kostenfreie Stornierung bis Mietbeginn möglich ist, so der Rat des ADAC.

  • Spanien:
  • Buchung zwei Monate vor Ostern: ca. 441 Euro
  • Buchung eine Woche vor Ostern: ca. 556 Euro
  • Veränderung: plus 26 Prozent
  • Italien:
  • Buchung zwei Monate vor Ostern: ca. 495 Euro
  • Buchung eine Woche vor Ostern: ca. 614 Euro
  • Veränderung: plus 24 Prozent
  • Portugal:
  • Buchung zwei Monate vor Ostern: ca. 396 Euro
  • Buchung eine Woche vor Ostern: ca. 495 Euro
  • Veränderung: plus 25 Prozent
  • Griechenland:
  • Buchung zwei Monate vor Ostern: ca. 207 Euro
  • Buchung eine Woche vor Ostern: ca. 244 Euro
  • Veränderung: plus 18 Prozent

Im Ausland ist der Versicherungsschutz oft zu niedrig

Bei der Kfz-Haftpflichtversicherung ist entscheidend, bis zu welchem Betrag die Versicherung für Schäden einsteht, also wie hoch die sogenannte Deckungssumme ist. "Häufig ist dieser Betrag zu niedrig, insbesondere wenn Personen zu Schaden kommen", so Weidenbach. Böse Überraschung kannst du nur vermeiden, wenn du dich ausreichend über die Mietbedingungen und der gebuchten Versicherung informiert hast. Besonders bei Personenschäden kann die von der Versicherung garantierte Summe nicht ausreichend sein. Deshalb ist die Überprüfung und Anpassung der Deckungssumme ein wichtiger Punkt. 

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Die Police für den Mietwagen sollte daher eine möglichst hohe Deckungssumme haben. In Deutschland liegt ein üblicher Schutz bei 50 oder 100 Millionen Euro. Mietwagen sollten wenigstens mit einer Haftpflichtdeckungssumme über eine Million Euro versichert sein. Der Versicherungsschutz richtet sich grundsätzlich nach den Gesetzen des Urlaubslandes. Wichtig ist auch: Alle Versicherungen für den gebuchten Mietwagen gelten nur für die Personen, die bei der Buchung als Fahrende*r angemeldet sind. Sitzt bei einem Unfall jemand anderes am Steuer, kann der Versicherungsschutz eingeschränkt sein.  

Unser Tipp: Das Europäische Verbraucherzentrum hat die hilfreiche Broschüre "Mit dem Mietwagen durch Europa" veröffentlicht. Sie ist sehr zu empfehlen, wenn du einen Mietwagen im Urlaub leihen willst. Sie enthält im Übrigen die wichtigsten Abkürzungen bei Selbstbehalt-Versicherungen zusammengestellt. Außerdem gibt es bei der Servicestelle weitere Informationen bei möglichen Streitigkeiten mit der Mietwagenfirma.

Die zusätzlich Vollkaskoversicherung ist sinnvoll

Schäden am Mietwagen aufgrund eines selbst verschuldeten Unfalls sind in der Kfz-Haftpflichtversicherung nicht abgedeckt. Das gilt auch für den Diebstahl des Mietwagens. Schäden am Mietwagen musst du zunächst selbst begleichen und im Urlaubsland direkt beim Autovermieter bezahlen. Ratsam ist deshalb, für den Mietwagen im Ausland eine Vollkaskoversicherung abzuschließen – am besten eine Police ohne Selbstbeteiligung, die sowohl Diebstahl als auch Schäden an Reifen, Felgen, Unterboden und Dach sowie wegen Steinschlags einschließt. In den USA ist die Vollkaskoversicherung ohne Selbstbeteiligung sogar Pflicht.

Dies kann auch eine Vollkaskoversicherung mit Rückerstattung sein, wenn der Wagen von Deutschland aus gemietet ist. In dem Fall stellt zwar der Vermieter im Ausland die Schäden in Rechnung, du kannst aber den Schaden nach Reiseende bei deiner Versicherung melden und ihn dort abwickeln. Wichtig ist, den Unfall zu fotografieren und Kontaktdaten von Zeuginnen und Zeugen und allen Beteiligten zu notieren.

Es empfiehlt sich bei einem Unfall mit dem Mietwagen im Ausland, alles akribisch zu dokumentieren. Es ist ratsam und mitunter zwingend erforderlich, die Polizei über den Unfall zu informieren. Die Polizei nimmt den Schaden in einem Protokoll auf, welches später zur Regelung der Schadensübernahme durch die Versicherung sehr hilfreich ist. 

Der Mietwagen sollte ausreichend versichert sein

Du musst also für die richtige Deckungssumme sorgen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Wer in Deutschland für das eigene Auto bereits eine Kfz-Haftpflichtversicherung mit Zusatzschutz für das Ausland hat, braucht für den Mietwagen keine Haftpflicht-Extras. Für das europäische Ausland ist das die sogenannte "Mallorca-Police". Oft erfolgt die Bezahlung per Kreditkarte. Das kann Vorteile haben: Denn Kreditkarten können verschiedene Versicherungen einschließen. In manchen Fällen umfassen die Versicherungsleistungen der Kreditkarte auch eine Zusatz-Haftpflichtversicherung für Mietwagen im Ausland.  

Die "Mallorca-Police" heißt offiziell "Versicherung für den Gebrauch fremder, versicherungspflichtiger Fahrzeuge". Umgangssprachlich hat sich der Name der Lieblingsinsel der Deutschen für die Kfz-Versicherung im Auslandsurlaub durchgesetzt. Die Mallorca-Deckung gilt bei den meisten Versicherungen europaweit. Für Reisen darüber hinaus die "Traveller-Police", die weltweit gilt. Beide greifen, wenn die Haftpflichtversicherungssumme des Mietfahrzeugs nicht ausreichend hoch ist.

Urlauber sollten vor der Buchung bei der eigenen Kfz-Versicherung nachfragen, ob dieser Zusatzschutz enthalten ist. Welche Länder konkret abgedeckt sind, kann sich von Versicherung zu Versicherung unterscheiden. Wenn jedoch vorab oder zusätzlich keine "Mallorca-Police" oder "Traveller-Police" vorhanden ist, sollte zumindest eine dieser Versicherungsabkürzungen im Kfz-Mietvertrag stehen:

  • ALI (Additional Liability Supplement),
  • LIS (Liability Insurance Supplement),
  • SLI (Supplemental Liability Insurance) oder
  • EP (Extended Protection)

Damit ist eine erhöhte Deckungssumme für die Haftpflichtversicherung gewährleistet. 

Tipps für alle Frühbucher

Der ADAC, die Stiftung Warentest und das Europäische Verbraucherzentrum haben außerdem Tipps für Frühbucher gesammelt, die neben den Versicherungsbedingungen ausgesprochen hilfreich sind.

Tipp 1: Eine Anmietung am Flughafen ist sehr praktisch und spart Geld für den Transfer zum Hotel. Wenn du den Mietwagen am Flughafen entgegennimmst, profitierst du zudem von längeren Öffnungszeiten. Bei der Buchung solltest du die Flugnummer angeben. Diese wird an die Autovermietung vor Ort weitergeleitet, sodass diese über etwaige Verspätungen informiert ist.

Tipp 2: Um Ärger zu vermeiden, empfiehlt es sich, die Angebote­ zu vergleichen. Empfehlens­wert sind hierfür Mietwagen­vergleichs­portale wie Check24.de, Billiger-mietwagen.de oder Mietwagen-check.de. Vorteil: Sie halten die Mietbedingungen ausländischer Vermieter in deutscher Sprache bereit.

Tipp 3: Vergleiche die Preise der Fahrzeugklassen. Oft sind die Preisdifferenzen zwischen der kleineren und der nächstgrößeren Kategorie bei einer Online-Buchung gering. Ein Upgrade vor Ort ist immer teurer.

Tipp 4: Nicht bei jeder Ferienmietwagenbuchung ist das Motto: "Je kürzer, desto preiswerter." Oft hat die Anmietung für fünf Tage den gleichen Preis wie eine siebentägige Mietdauer.

Tipp 5: Unbegrenzte Kilometerzahl vereinbaren und die Möglichkeit, das Auto vollgetankt abholen und zurückgeben zu können.

Tipp 6: In der Mietwagenbranche gibt es "schwarze Schafe", die im Internet mit niedrigen Preisen locken. Beim Abholen des Fahrzeugs werden dann die Kundinnen und Kunden zum Kauf von Zusatzleistungen gedrängt. Schaut euch deshalb die Bewertungen über den Vermieter und die Formulierungen auf der Internetseite genau an.

Tipp 7: Der Preis ist nicht das Wichtigste. Du solltest auf jeden Fall immer das Gesamtpaket mit sämtlichen Gebühren und Versicherungen vergleichen.

Tipp 8: Die 24-Stunden-Regelung solltest du einhalten. Wenn du das Fahrzeug um 16 Uhr anmietest, ist die Rückgabezeit auch 16 Uhr. 

Und noch ein Tipp: Hier haben wir für dich zusammengestellt, welche Versicherungen jenseits eines Mietwagens im Ausland sinnvoll sind.

Fazit

"Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was erzählen. Drum nähme ich den Stock und Hut und tät das Reisen wählen", dichtete einst Matthias Claudius. Das mit dem Erzählen ist heute immer noch so. Statt "Stock und Hut" ist aber das Mietauto im Urlaub angesagt. Das klappt meistens ganz gut, wenn es keinen Unfall oder Diebstahl gibt. Dann fangen die Notlagen an und deshalb ist es gut, ausreichend versichert zu sein. 

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