Nachteil für Senioren? Diese Dinge gehen jetzt nur noch mit Smartphone

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Ein Leben ohne Smartphone ist inzwischen für viele Menschen undenkbar geworden - auch weil vieles in unserer Gesellschaft immer digitaler wird. Senioren werden dabei jedoch oft ausgeschlossen.

Auch wenn Kurse zur Nutzung von Smartphones für Senioren längst keine Seltenheit mehr sind, tun sich viele ältere Menschen in Deutschland nach wie vor schwer mit der neuen Technologie. Es geht doch auch ohne, denken einige - aber stimmt das noch? Denn unser Alltag wird immer digitaler - und ein Teil der Bevölkerung damit oft ausgeschlossen.

Das Internet an sich wird auch in den Rentner-Generationen immer mehr benutzt, das Angebot an Technik speziell für Senioren wächst ebenfalls. Laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse aus dem Juli 2024 nutzen 88 Prozent der 60- bis 69-Jährigen das Internet. In der Altersgruppe ab 70 Jahren sinkt die Internetnutzung auf 55 Prozent. Der Großteil der Senioren benutzt dabei einen Computer. Bei den mobilen Endgeräten ist die Datenlage nicht so eindeutig.

Ohne Smartphone nicht möglich: Diese Dinge funktionieren "offline" nicht mehr

Eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergab zwar, dass fast drei Viertel der Deutschen über 65 Jahren ein Mobiltelefon benutzt. Bei den über 75-Jährigen ist es noch jeder Zweite. Dabei muss jedoch bedacht werden, dass nicht alle Senioren ein Smartphone besitzen, sondern ein gutes Drittel "nur" ein gewöhnliches Handy hat. Manchen reicht das vollkommen aus, da sie es nur zum Telefonieren oder in Notfällen einsetzen.

Was also, wenn in alltäglichen Situationen mobiles Internet oder Apps vorausgesetzt werden? Hier sind ein paar Beispiele, in denen Rentner möglicherweise benachteiligt werden:

  • Warnmeldungen: Bei extremen Wetterlagen, Großbränden oder Chemieunfällen wird die Bevölkerung durch verschiedene Wege gewarnt - vorwiegend jedoch durch das Internet und Warn-Apps wie Katwarn oder NINA sowie Cell Broadcast. Letzteres funktioniert aber nur auf aktuelleren Geräten, älter als fünf Jahre sollten sie nicht sein. Wer "offline" ist, muss aktiv Radio hören oder den Fernseher einschalten, denn Sirenen und Lautsprecherwagen kommen nicht überall im Ernstfall zum Einsatz.

  • Speisekarten ansehen: Einige Restaurants steigen auf komplett digitale Speisekarten um. Die Gäste müssen dafür einen QR-Code scannen, um die Getränke und Speisen zu sehen. Auch die Bestellung und Bezahlung läuft teils schon komplett online ab. Die meisten Lokale werden trotzdem noch Speisekarten aus Papier haben, Gäste müssen aber erst danach fragen. Wie aktuell diese dann sind, ist fraglich.

  • Sparen beim Einkaufen: Ob bei Lidl, Rewe, Edeka oder Netto - viele Supermärkte preisen beim Einkauf ihre eigene App an. Dabei wird vorwiegend mit exklusiven Angeboten, Coupons und Treueprogrammen gelockt. Das können aber nur Kunden mit Smartphone in Anspruch nehmen, eine Alternative wie etwa eine Plastikkarte gibt es nicht. Angesichts steigender Preise und knapper Renten kann es besonders ärgerlich sein, dass eine Chance zum Sparen nur mit Smartphone zugänglich ist.

  • Online-Banking: Überweisungen per Online-Banking setzen nicht nur einen Internetzugang voraus. Vor dem Abschluss der Transaktion muss diese bestätigt werden, etwa über ein TAN-Verfahren oder eine Authentifizierungs-App. Banken bieten zwar auch analoge Verfahren, zum Beispiel mit einem batteriebetriebenen TAN-Generator, die sind aber in der Regel mit weiteren Kosten verbunden.

  • Online Bezahlen mit Kreditkarte: Wer im Internet mit Kreditkarte einkaufen oder ein Auto mieten möchte, kommt ohne Smartphone heutzutage nicht weit. Viele Banken verlangen eine Zwei-Faktor-Authentifizierung per App über ein Handy oder Tablet.

  • Zugtickets in letzter Minute kaufen: Wenn die Zeit mal knapp ist oder der Fahrkartenautomat kaputt, konnte man bis 2022 sein Zugticket noch beim Schaffner nachlösen. Die Deutsche Bahn hat den Service seitdem abgeschafft; alle Tickets sollen vor der Fahrt gekauft werden. Nur Menschen mit Internet oder der Bahn-App auf dem Handy können weiterhin - auch wenn es eigentlich nicht erlaubt ist - ihr Ticket im Zug kaufen.

  • Deutschlandticket: Bei der Deutschen Bahn ist das Deutschlandticket nur noch digital erhältlich. Bei den regionalen Verkehrsbetrieben sollte das ehemalig 49-Euro-Ticket als Chipkarte zu kaufen sein, das ist aber nicht überall der Fall. In manchen Regionen kann die Chipkarte zudem nur im Internet bestellt werden und nicht vor Ort. Die Papier-Version des Tickets wurde bereits Anfang 2024 abgeschafft.

  • Bahncard: Mit der Bahncard können Reisende beim Zugfahren Geld sparen. Die Plastikkarte gibt es seit Juni 2024 nur noch für die Bahncard 100, die übrigen sind rein digital. Immerhin kann die Bahncard weiterhin vor Ort in Reisezentren gekauft und dann als Papierausdruck genutzt werden. Dennoch: Alle BahnCard-Kunden müssen online ein Kundenkonto bei der Deutschen Bahn haben.

  • Check-In am Flughafen: Am Tag vor dem Flug online einchecken, das gehört mittlerweile zur Norm. Die Bordkarte gibt es dann aufs Handy, zum Selbstausdrucken und nur noch selten vor Ort am Schalter. Die Billigfluggesellschaft Ryanair geht seit Mai 2025 noch einen Schritt weiter und akzeptiert ausgedruckte Bordkarten gar nicht mehr. Nach eigenen Angaben müssen Kunden stattdessen die Ryanair-App benutzen. 

  • Packstation nutzen: In Deutschland gibt es schon mehr als 11.500 Packstationen, von denen alle neueren Modelle nur noch mit der "Post & DHL"-App bedient werden können. DHL will nach und nach auch die älteren Paketboxen mit der Technologie aufrüsten. Wer kein Smartphone hat, ist dann von dem Angebot ausgeschlossen.

  • E-Roller ausleihen, Carsharing oder Bikesharing: Diese Angebote können auch für ältere Menschen eine praktische und günstige Alternative sein, um von A nach B zu kommen, besonders in der Stadt. Für das Ausleihen ist aber die App der Anbieter und damit ein Smartphone zwingend notwendig.

iPhone oder Android: So werden Smartphones seniorenfreundlich

Bestimmte Einstellungen erleichtern die Bedienung von Smartphones für ältere Menschen. Die Samsung Galaxy-Modelle haben zum Beispiel den "Einfachen Modus". Dieser kann unter Einstellungen im Bereich Anzeige mit einem Klick aktiviert werden. Durch den einfachen Modus wird alles auf dem Bildschirm größer dargestellt, sowohl Text als auch die Apps. Die Tastatur kann kontrastreicher gestaltet werden, mit verschiedenen Farbkombinationen.

Die Funktionen werden zudem auf das Nötigste reduziert: auf dem Startbildschirm stehen nur noch die Apps für Internet, Kamera, Telefon und Nachrichten. Ein Wischen nach rechts zeigt die wichtigsten Kontakte, die vorher ausgewählt werden können. Ein Wischen nach links öffnet die Vergrößerungs-App, die die Kamera zur Lupe werden lässt und bei Bedarf kann auch die Taschenlampe eingeschaltet werden, für noch bessere Sichtbarkeit. 

Bei anderen Android-Geräten sind diese Funktionen in den Einstellungen im Bereich "Bedienungshilfen" zu finden. Beim iPhone gibt es die folgenden Optionen für eine einfachere Bedienung:

  • Darstellungszoom: Alle Bildschirminhalte werden vergrößert, kann unter Einstellungen > Anzeige & Helligkeit aktiviert werden.
  • Größere Schrift: Unter Einstellungen > Anzeige & Helligkeit kann die Option "Fetter Text" aktiviert und die Schriftgröße angepasst werden.
  • Spürbares Feedback: Der Touchscreen kann besonders ungewohnt sein, da das haptische Feedback von "echten" Tasten und Knöpfen fehlt. Unter Einstellungen > Töne & Haptik lassen sich Feedback-Optionen aktivieren. Dann reagiert das Smartphone mit kleinen Vibrationen und Tönen, wenn die Tastatur und andere Buttons gedrückt werden.

Einige ältere Menschen wollen bewusst kein Smartphone, manche sind jedoch von der Technik eingeschüchtert. "Wichtig ist, dass es ausreichend leicht zugängliche Hilfsangebote gibt, um all jene beim Umgang mit den Geräten zu unterstützen, die erst später Zugang dazu gefunden haben", so Sophie Vogt-Hohenlinde, Expertin für digitale Teilhabe im Bitkom. Für Interessierte lohnt sich ein Blick in das Programm der örtlichen Volkshochschule oder in Ratgeberbücher wie Smartphone-Anleitung für Rentner auf Amazon *.  

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