WhatsApp reagierte auf die Vorwürfe, indem es Profile, die mit Marketing- und Digitalagenturen verknüpft waren, sperrte. Diese wurden für den massenhaften Versand der WhatsApp-Nachrichten verantwortlich gemacht. Facebook mahnte die Dienstleister zudem ab. Darüber berichtete unter anderem Spiegel Online. Die oberste Wahlbehörde Brasilien machte indes auch WhatsApp Vorwürfe, Anteile an der Fake News-Verbreitung im Wahlkampf 2018 zu haben. Deshalb wurden Ermittlungen wegen möglicher Wahlmanipulation eingeleitet. Die brasilianische Bundespolizei ermittelt gegen die beteiligten Digitalagenturen.
Doch nicht nur in Südamerika ereigneten sich Vorfälle, die WhatsApp zur Deckelung der Weiterleitungsfunktion bewogen. In Indien sorgte eine Welle von Lynchmorden, die im Zusammenhang mit falschen WhatsApp-Nachrichten standen, für Aufregung. Im Sommer 2018 wurden via WhatsApp Nachrichten verbreitet, die beinhalteten, dass Kindesentführer in Indien unterwegs seien. Aufgebrachte Menschengruppen griffen daraufhin wahllos Unschuldige an. Dabei kam es zu zahlreichen Todesfällen, wie die Tagesschau berichtet.
Über WhatsApp verbreitete sich ein Aufklärungsvideo aus Pakistan, das über allgemeine Gefahren von Kindesentführungen berichtete. Problem daran: Über den Messenger-Dienst wurde nur ein Ausschnitt verschickt, der einen Motorradfahrer zeigt, wie er gewaltsam ein kleines Kind mitnimmt. Wie der Deutschlandfunkberichtet, nutzen in Indien circa 200 Millionen Menschen den Messenger-Dienst WhatsApp: Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer.
Kommentar von Tobias Utz: Deshalb ist Medienerziehung so wichtig
Die Vorfälle aus Indien und Brasilien zeigen, welch große Reichweite der Messenger-Dienst WhatsApp besitzt. Dieser Reichweite entspringen nicht nur Möglichkeiten und Wege zu kommunizieren, sich auszutauschen und auf dem neuesten Stand zu sein, sondern auch Risiken, die fatale Folgen haben können, wie die angesprochenen Beispiele zeigen.
Heute besitzt bereits jeder dritte Acht- beziehungsweise Neunjährige in Deutschland ein Smartphone. In der Altersgruppe der 12- bis 13-Jährigen haben 95 Prozent eines. Dies geht aus Untersuchungen des Marktforschungsinstituts statista hervor. Auch die Kinder-Medien-Studie aus dem Jahr 2018, die unter anderem von Zeit Online in Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass 93 Prozent aller 13-Jährigen ein Handy oder Smartphone besitzen.
Die Zahlen verdeutlichen, welcher Stellenwert der Medienerziehung zu Teil wird: Die frühzeitige Sensibilisierung für den Umgang mit Smartphones ist somit unerlässlich. Meiner Meinung nach, sollte jedem Kind, das ein Smartphone bekommt, klar gemacht werden:
- Das Internet ist kein rechtsfreier Raum! Was beispielsweise via WhatsApp verbreitet wird, kann im Zweifelsfall gegen jemanden verwendet werden.
- Persönliche Daten sind sensibel! Wer in Messenger-Diensten zu viel von seiner Persönlichkeit Preis gibt, kann schnell in Fallen tappen. Ein intimes Foto kann sich zum Beispiel rasend schnell in WhatsApp-Gruppen oder über die Funktion der Broadcast-Liste verbreiten.
Deshalb: Auch wenn die Weiterleitungsfunktion durch die Broadcast-Liste umgangen werden kann, ist diese mit Vorsicht zu genießen. WhatsApp hat die Deckelung der Kontakte nicht ohne Grund beschlossen. Allerdings bietet die bisher relativ unbekannte Funktion auch Vorteile. Sie erspart beispielsweise, zahlreiche Leute bei WhatsApp einzeln anzuschreiben.
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