Machen Beschäftigte zu viel Homeoffice? Welcher Aspekt lässt sie häufig ins Büro kommen lässt

1 Min
Homeoffice-Regelungen werden nur lasch kontrolliert
Ein junger Vater arbeitet mit seinem sechs Monate alten Sohn im Arbeitszimmer im Homeoffice. Viele Deutsche arbeiten öfter von Zuhause, als es die Regelungen der Unternehmen eigentlich zulassen.
Homeoffice-Regelungen werden nur lasch kontrolliert
Jens Büttner (dpa)

Einige Unternehmen holen ihre Beschäftigten aus dem Homeoffice zurück ins Büro. Doch in vielen Fällen gibt es Ausnahmen - mit Billigung des Chefs.

Viele Arbeitnehmer in Deutschland arbeiten mit Zustimmung ihrer Vorgesetzten mehr im Homeoffice, als es die offiziellen Regelungen der jeweiligen Unternehmen erlauben würden. Das ergab eine Umfrage im Auftrag der Jobseite Indeed unter 1000 Beschäftigten. Jeder Vierte darf bei guter Leistung mehr von zu Hause arbeiten, als es die offizielle Regelung vorsieht.

Dennoch ist mehr als die Hälfte der Befragten noch immer unzufrieden mit der Zeit, die außerhalb des Büros gearbeitet werden darf. Mehr als 40 Prozent wären sogar bereit, Gehaltseinbußen in Kauf zu nehmen, wenn sie einen größeren Anteil ihrer Arbeitszeit im Homeoffice verbringen dürften.

Viele Unternehmen prüfen Homeoffice-Regelungen höchstens locker

Mehr als zwei Drittel gaben an, dass die Zeit im Homeoffice in ihrem Unternehmen eigentlich klar geregelt ist. Die Einhaltung wird jedoch in mehr als der Hälfte der Fälle höchstens locker überprüft. Nur in Unternehmen mit festen Büro-Tagen erfolgt eine strengere Kontrolle.

Immer aktuell: Die Amazon-Bestseller im Bereich Laptops & Notebooks*

"Die Umfrage zeigt klar: Selbst Beschäftigte, die offiziell im Homeoffice arbeiten dürfen, empfinden die bestehenden Regelungen oft als zu starr oder unflexibel", sagte die Indeed-Karriereexpertin Stefanie Bickert. Die Folge sei "eine stille Erosion der formellen Regeln durch informelle Absprachen mit Vorgesetzten oder die Terminierung von privaten Verpflichtungen auf Präsenztage."

Eine Mehrheit von 54,5 Prozent gab in der Umfrage zu, private Termine wie etwa Arztbesuche bewusst auf Tage zu legen, an denen eigentlich Büro-Präsenz vorgesehen wäre - um sich so zusätzliche Homeoffice-Tage zu erschleichen.

Wann arbeiten Beschäftigte mehr in Präsenz als nötig?

Die Umfrage zeigt aber auch: 62,5 Prozent der Homeoffice-Arbeiter entscheiden sich gelegentlich bewusst für mehr Präsenz als nötig, wenn sie darin einen Mehrwert sehen. Es geht vor allem um Beziehungspflege (28,4 Prozent), Zugang zu informellen Informationen (23,3 Prozent) und Wechsel der Arbeitsumgebung (20 Prozent). Themen wie Chancen auf Beförderung (10,6 Prozent) und Sichtbarkeit der eigenen Leistung (17 Prozent) sind dagegen seltener Gründe, mehr am Unternehmenssitz zu arbeiten.

"Unternehmen, die versuchen, mit strengeren Anwesenheitsvorgaben zur Präsenz gegenzusteuern, laufen Gefahr, an der Lebenswirklichkeit ihrer Belegschaft vorbeizuplanen", sagte Bickert. "Wer das Thema Remote Work nicht strategisch, sondern lediglich restriktiv behandelt, riskiert nicht nur Frust und Vertrauensverlust, sondern auch eine wachsende Kluft zwischen offizieller Policy und gelebter Praxis."

Dieser Artikel enthält Angebote und wie wir künstliche Intelligenz einsetzen