Die 90er Jahre waren geprägt von ICQ, dem damals führenden Messenger-Dienst. Mit der Zeit haben jedoch Dienste wie WhatsApp und Telegram die Position von ICQ übernommen. Ein Blick zurück wirft jedoch die Frage auf: Ist der ICQ-Messenger noch im Einsatz?
- ICQ war einst angesagtester Messenger-Dienst
- AOL kaufte ICQ, Breitbandnetz und Facebook lösten es ab
- Heute gehört ICQ zur VK Group, Weiterentwicklung und neue Features
- Ende-zu-Ende Verschlüsselung auch bei Videoanrufen, mögliche WhatsApp-Alternative
Per Telefon oder persönlich, so verabredete man sich noch in den 90er Jahren. ICQ machte das nun auch per Computer möglich. Die Software war kostenlos. Auf dem Computer hattest du das Programm schnell installiert, deine Daten eingegeben und konntest loslegen. Jeder User erhielt eine ICQ-Nummer, die anfangs sechsstellig, bald achtstellig war. Damals tauschte man eher die ICQ-Nummer als die Handynummer, da das Handy noch nicht so weit verbreitet war. ICQ wuchs und wuchs und entwickelte sich weiter. Es war auf einmal möglich, Menschen auf der ganzen Welt zu kontaktieren, mit ihnen in Echtzeit zu chatten und zu telefonieren. Schon damals gab es das Phänomen, dass junge Menschen vor ihrem Computer gesessen haben und auf Kontakt mit ihren Freunden warteten. Heute schauen viele Menschen auf ihr Smartphone, wenn sie auf Nachrichten warten. Wenn sich die Blume von rot auf grün änderte, bedeutete dies, dass ein Freund online ging.
Teurer Netzbesuch
Wer im Netz unterwegs sein wollte, musste relativ teuer bezahlen. Es gab noch keine Flatrate-Angebote. Die Zeit im Internet wurde über die Telefonrechnung beglichen. Diese fiel dann in vielen Haushalten etwas höher aus. Das ist heute kaum mehr vorstellbar, da wir fast jederzeit online sind, ohne dafür wirklich viel Geld zu bezahlen. Und wenn die Icon-Farbe eines ICQ-Kontaktes von rot auf grün wechselte, war das Glück komplett.
Auch andere Firmen bekamen Wind von dem Erfolg, den ICQ hatte. Mehr als 100 Millionen Menschen nutzten damals den Messenger. Angesichts der gering verbreiteten Infrastruktur des Netzes war dies eine bemerkenswerte Zahl. AOL als erfolgreicher Anbieter von Internetzugängen, entschied sich daher im Jahr 1998 dazu, den Dienst für 40 Millionen US-Dollar zu kaufen.
Noch eine Weile hielt der Erfolg an. Parallel begann AOL wie auch Microsoft an eigenen Messenger-Diensten zu basteln. Das Potenzial des Echtzeit-Chats wollten nun auch andere Dienstleister ausschöpfen. Doch der Boom hielt nicht lange an.
Neue Technik sticht ICQ aus
Bisher hatten sich die Menschen mit einem Modem ins Internet eingewählt. Doch Ende der 90er Jahre gab es plötzlich eine neue Möglichkeit: das Breitbandnetz. Damit kamen auch die ersten Flatrate-Angebote auf den Markt. Immer mehr Menschen gingen online, aber nicht mehr über AOL. ICQ befand sich plötzlich auf der Beliebtheitsskala im freien Fall.
Ab Mitte der 2000er trat Facebook auf das Spielfeld und beendete damit die goldenen Zeiten von ICQ. Der Messenger-Gigant war uncool geworden und hatte sehr viel Konkurrenz bekommen. Ein Dienst wurde durch einen anderen ausgetauscht. Im Internet ist alles flüchtig, Trends kommen und gehen.