2024 ist ein Schaltjahr. Jegliche Mythen und unheilvoller Aberglaube haben in diesen besonderen Jahren Konjunktur. Doch was ist dabei dran?
Der 29. Februar ist ein guter Anlass, sich alles Mögliche an Mythen, Ritualen und Gebräuchen auszudenken. Da dieser Tag nur einmal in vier Jahren aufschlägt, lädt er geradezu dazu ein. In Bad Hindelang im Allgäu geht es deftiger zu. Hier feiern die Geburtstagskinder die "Schaltjahr-Geburtstags-Party". In Mexiko glaubt man, es bringt Unglück, am 29. Februar zu arbeiten. Was es sonst noch alles so auf der Welt gibt, erklären wir im Beitrag.
Der Schalttag ist wie ein Riss im normalen Gefüge
Menschen, die am Schalttag, also dem 29. Februar, geboren sind, gelten als "Unglückskinder". Ihnen wird zugeschrieben, Geister sehen zu können oder von ihnen besessen zu sein. Gerhard Mayer, Geschäftsführer der Gesellschaft für Anomalistik, verweist im Mitteldeutschen Rundfunk darauf, dass Kindern, die am 29. Februar geboren sind, eine Abweichung vom Normalen sind und deshalb ihnen gerne etwas zugeschrieben wird. "Der Schalttag ist wie ein Riss im normalen Gefüge", meint Mayer.
Vom Unglück verfolgt sind im Schaltjahr aber nicht nur die, die am 29. Februar Geburtstag haben. In einem Schaltjahr sollte niemand wichtige Entscheidungen treffen, besagt der Aberglaube. Verliebte sollten an diesem Tag nicht heiraten. Der 29. Februar als Hochzeitstermin bringt Pech. So eine Ehe halte nicht, so sagt der Volksmund. Bei den Standesämtern ist von Angst allerdings wenig zu spüren. Im Gegenteil: Auf Anfrage teilte das Standesamt dem Mitteldeutschen Rundfunk mit, dass im letzten Schaltjahr, 2020, alle Trauungstermine ausgebucht waren. Dieser Tag sei neben Freitag, dem 13., sogar ein besonders beliebtes Datum.
Der 29. Februar ist ein eigenartiger Tag, der seit Jahrhunderten die Fantasie der Menschen anregt. Deshalb verwundert es eigentlich nicht, dass es in vielen Ländern rund um den Schalttag herum zahlreiche abergläubische Riten und Bräuche gibt, die manchmal allerdings seltsam anmuten.
Frauen nutzen den Schalttag in Schottland für Ungewöhnliches
Im Mittelalter betrachteten die Einwohner von Schottland und England den Schalttag nicht als einen offiziellen Tag. Frei von den üblichen Konventionen. Diese Sichtweise nutzten die Frauen, um selbstlos aktiv zu sein, um "unter die Haube" zu kommen. Alle vier Jahre suchten die heiratswilligen Damen sich an diesem Tag ihre zukünftigen Ehemänner selbst aus – ein Vorgehen, das im üblichen Alltag der damaligen Zeit undenkbar war. Noch heute lebt die Tradition fort. Der "Leap Day" versetzt Single-Frauen in Großbritannien regelmäßig in Aufregung.
Großbritannien pflegt im Schaltjahr einen weiteren skurrilen Brauch. Am 29. Februar ist es für viele Briten Tradition, Froschschenkel zu essen. Die normalerweise verspottete Spezialität des ewigen Rivalen aus Frankreich ist kein Gaumengenuss, hat vielmehr symbolischen Charakter: Denn in Großbritannien heißt das Schaltjahr "Leap Year" – Sprungjahr.