Studie zu Rentenplänen überrascht: So hoch könnte die Rente in 32 Jahren ausfallen

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Um die Rentenpläne der Bundesregierung wird aktuell viel gestritten. In einer Studie haben sich Forscher die Auswirkungen angesehen - und kommen zu einem überraschenden Ergebnis.

Die Rentenpläne von SPD und Union sorgen derzeit für heftige Debatten. Vor allem die Jugendgruppe von CSU und CDU, die Junge Union, fürchtet eine Benachteiligung der jüngeren Generationen. Dem Gesetzesentwurf zum Rentenpaket wollen die Abgeordneten der Gruppe daher nicht zustimmen. Auch 22 Ökonomen forderten in einem Schreiben auf der Seite des ifo Instituts das Aus des geplanten Rentenpakets.

Aber werden junge Menschen tatsächlich durch das Rentenpaket benachteiligt? Dieser Frage ging das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung jüngst im Rahmen einer Studie nach. Das Fazit der Autoren: Das "Rentenpaket ist generationengerecht – es verbessert Renten-Renditen auch für die Jüngsten."

Über 100 Euro mehr Rente: Studie zeigt Auswirkungen der Rentenpläne

Wie die Studienautoren mitteilen, würden durch die Pläne der Regierung alle heute Erwerbstätigen sowie junge Menschen, die aktuell noch vor dem Eintritt ins Berufsleben stehen, im Verhältnis zu ihren Beiträgen "überproportional mehr Rente" erhalten. Das zeigen die Hochrechnungen des Instituts:

  • Demnach erhöht sich die Rente eines Eckrentners mit 45 Rentenpunkten im Jahr 2032 um rund 59 Euro (51 Euro in Preisen von 2025).
  • Geht ein heute 35-Jähriger 2057 in Rente, gibt es für ihn sogar 116 Euro mehr (61 Euro in Preisen von 2025). 

Durch die geplante Stabilisierung des Rentenniveaus bei 48 Prozent würden die internen Renditen des Beitragsteils, der in den individuellen Rentenanspruch fließt, für alle Geburtsjahre ab etwa 1960 um knapp 0,1 Prozent steigen. Für die Geburtsjahre davor würde die Steigerung etwas geringer ausfallen.

Rentenpaket mit ordentlichen Renditen? Forscher präsentieren Ergebnisse

Das bedeutet: Für jeden Euro, den sie einzahlen, bekommen sie später als Rente im Schnitt so viel zurück, als hätten sie diesen Betrag mit 3,1 bis 4,5 Prozent pro Jahr verzinst.

Die Autoren João Domingues Semeano, Prof. Dr. Sebastian Dullien, Prof. Dr. Camille Logeay und Dr. Ulrike Stein betonen: "Die umlagefinanzierte Rente wirft für alle betrachteten Jahrgänge ordentliche Renditen ab." Dadurch werde die Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung für junge und ältere Menschen noch einmal attraktiver.

Angesichts der Ergebnisse sei Kritik nicht haltbar, eine Stabilisierung des Rentenniveaus würde jüngere Generationen benachteiligen, betonen sie. Die Kostenbelastung für den Bundeshaushalt sei nach den Berechnungen der Forschenden zudem überschaubar.

Studienautoren betonen: Mehrausgaben durch stabiles Rentenniveau seien "nicht dramatisch"

Laut den Studienautoren würden die Zahlungen des Bundes an die Rentenversicherung gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) um etwa 0,3 Prozentpunkte steigen. "Dieser Anstieg ist relevant, aber im historischen Vergleich nicht dramatisch", betonen die Forschenden.

2003 steuerte der Bund demnach bereits Mittel in Höhe von 3,5 Prozent des BIP zu den gesamten Rentenausgaben bei, 2024 waren es den Angaben der Studienautoren zufolge 2,7 Prozent. Selbst wenn man zusätzlich den Effekt des demografischen Wandels einbeziehe, würden die Bundeszuschüsse nur um insgesamt 0,7 Prozentpunkte des BIP steigen und so immer noch unter dem Wert im Jahr 2003 zurückbleiben.

Bestünde dennoch die Sorge, dass die Finanzierung des Rentenpakets den Bund überfordere, könnte mittelfristig ein größerer Anteil der Stabilisierung durch höhere Beiträge statt durch Bundeszuschüsse finanziert werden. Auch dann würde laut den Forschenden durch die Niveaustabilisierung die Renten-Rendite für alle Geburtsjahrgänge von den 1940ern bis 2005 steigen.

Niedrigere Rentenniveaus auch schlecht für jüngere Generationen? Ökonom äußert sich

"Generell gilt: Mit einer Politik, die jetzt zu niedrigeren Rentenniveaus führt, würden sich die jungen Generationen selbst schaden – auch wenn Ihr Rentenalter noch in weiter Zukunft liegt", betont Ökonom Dullien.

Die Berechnungen in der Studie basieren aus dem neuen DyReMo-Rentenmodells, das Camille Logeay und João Domingues Semeano an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin) mit Förderung der Hans-Böckler-Stiftung entwickelten.

Vorschaubild: © Philipp von Ditfurth/dpa