CSU und Freie Wähler kippten den Gesetzesentwurf für das Kinderstartgeld - zum Ärger vieler Familien. Aus der Sicht von Markus Söder hätte es jedoch nur eine Alternative gegeben.
Das gestrichene Familiengeld sollte in Bayern künftig eigentlich durch das Kinderstartgeld ersetzt werden - dass auch diese Pläne nun verworfen wurden, überrascht und ärgert aktuell viele Eltern im Freistaat. CSU und Freie Wähler kippten den Gesetzesentwurf - nun äußerte sich der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Dienstag (25. November 2025) zu den Hintergründen.
Bei einer Regierungserklärung zum Haushalt im Landtag in München verteidigte Söder die Finanzpolitik der Staatsregierung gegen jegliche Beanstandungen - insbesondere auch das abgeschaffte Kinderstartgeld. "Wir haben eine Priorität gesetzt", sagte der CSU-Vorsitzende. Bei der Haushaltsaufstellung habe man vor der komplexen Frage gestanden, wie man mehr Mittel ins System der Kinderbetreuung bringe, ohne neue Schulden aufzunehmen.
Frust über Kinderstartgeld-Aus im Landtag: "So geht man mit Familien nicht um"
Söder betonte, dass ohne die jetzt beschlossene Umverteilung der Mittel die Gefahr bestanden hätte, dass Kindertagesstätten wegen stark gestiegener Betriebskosten hätten schließen müssen - das wäre also die Alternative gewesen. "Daher haben wir entschieden, das Familiengeld komplett umzuwandeln und das gesamte Geld jetzt in die Betreuung zu investieren." Dafür gab es im Landtag scharfe Kritik. SPD-Fraktionschef Holger Grießhammer betonte, die Mittel hätten auch an anderer Stelle umgeschichtet werden können. Die zusätzlichen Mittel für die Kitas hätten von anderer Stelle aus dem Etat kommen müssen, nicht aus dem Geldbeutel der Eltern.
Mit der abrupten Streichung des Kinderstartgelds lasse Söder die Familien im Stich, sagte Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze nach der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten im Landtag. "So geht man mit Familien nicht um." Diese benötigten Verlässlichkeit. Die Staatsregierung stopfe dagegen mit ihrem Beschluss einfach nur Lücken. Schulze forderte stattdessen eine Leistung für Familien, die nur einkommensabhängig gezahlt werde – das bisherige Familiengeld bekamen auch wohlhabende Familien.
Online-Petitionen mit unzähligen Unterschriften zeigen auch die große Unzufriedenheit vieler Eltern mit der Entscheidung, das Familiengeld sowie das Kinderstartgeld abzuschaffen. Der junge Familienvater Oliver Bernt aus dem oberfränkischen Grub am Forst (Kreis Coburg) ist der Initiator der aktuell meist unterschriebenen Petition auf der Plattform change.org. Mehr als 141.000 Menschen haben bereits unterzeichnet. Einfach so hinnehmen will er die Entscheidung nicht, sagt der 32-Jährige. "Mich hat die Not der Familien motiviert", betont Bernt.
Kinderstartgeld-Aus: Junger Familienvater aus Franken ruft Petition ins Leben
Aber auch er sei persönlich betroffen, wenn das von der Staatsregierung angekündigte Geld nun doch nicht kommt. Am 6. September ist Bernts drittes Kind geboren worden - Frederik. Als einen "Moment voller Liebe, Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft", beschreibt er das Ereignis. Die bayerische Staatsregierung habe stets die Wahlfreiheit für Familien betont. So hätten er und seine Frau sich entschieden, die Elternzeiten aufzuteilen: Seine Frau, die als Gesundheits- und Krankenpflegerin tätig ist, wollte zwei Jahre nehmen, er vier Monate. Das Kinderstartgeld hatten sie ursprünglich als Überbrückung für die Zeit ohne Elterngeld eingeplant. Zur Familie gehören noch zwei Töchter.
"Viele Familien haben ihre Elternzeiten danach ausgerichtet", sagt Bernt, der als Ausbilder in der Versicherungsbranche tätig ist. Und jetzt, ohne das Geld, könnten die meisten nicht einfach früher in den Beruf zurückkehren, um wieder Einnahmen zu erzielen. Zumal auch die Lebenshaltungskosten stetig stiegen, "das merkt man bei jedem Einkauf im Supermarkt". Und einen Betreuungsplatz zu bekommen - das sei ja nochmal ein anderes Thema.
Eltern kleiner Kinder, die nach dem 1. Januar 2025 geboren werden, erhalten nach der Kehrtwende der Staatsregierung bei ihrer Haushaltsklausur nicht nur kein Familien- und kein Krippengeld mehr, sondern müssen auch auf eine Einmalzahlung von 3.000 Euro verzichten. Stattdessen soll das Geld in die unter hohen Ausgaben leidenden Kindertagesstätten fließen – in Personal, Ausstattung und Betriebskosten.
"Man muss was tun": Franke kämpft gegen Kinderstartgeld-Aus
Oliver Bernt sagt, mit seiner Online-Petition wolle er Kitas und Familien keinesfalls gegeneinander ausspielen. Es brauche beides: ausreichende Finanzierung für die Betreuungseinrichtungen und das Kinderstartgeld für die Familien.
Eltern, so sagt Bernt weiter, sind oft unpolitisch, weil sie meist andere Probleme hätten, als sich mit Tagespolitik zu beschäftigen. Nun merke er jedoch, dass viele Eltern sich ernsthaft Fragen stellten und klar werde: "Man muss was tun." Auf der Plattform change.org wurden Stand Mittwochnachmittag (26. November 2025) dreizehn Petitionen zu dem Thema gelistet mit mehr als 234.000 Unterstützenden.
Ursprünglich hatten CSU und Freie Wähler in der Landtagssitzung am Donnerstag (13. November 2025) die Einführung endgültig beschließen wollen. Die Regierung und die sie unterstützenden Fraktionen mussten sich daher in der Debatte von der Opposition wiederholt Wortbruch, mangelnde Glaubwürdigkeit und eine Politik zulasten der Familien vorwerfen lassen. CSU und Freie Wähler bedauerten ebenfalls, dass sich die Planungen so kurzfristig geändert hätten.
Petition gegen Ende des Kinderstartgelds: "Wir fühlen uns betrogen"
Bernt schrieb in seiner Begründung zur Petition, sein Sohn sei Anfang September geboren worden. "Wie viele junge Familien in Bayern haben wir unsere Elternzeit und unsere finanzielle Planung auf das neue Familiengeld/Kinderstartgeld von 3.000 € aufgebaut, das zum ersten Geburtstag ausgezahlt werden sollte. Es galt für alle Kinder, die ab dem 1. Januar 2025 geboren werden", heißt es in der Begründung. "Dieses Geld war kein Geschenk – es war ein Versprechen. Eine Unterstützung, auf die man sich verlassen sollte." Weiter heißt es: "Wir fühlen uns betrogen – nicht nur um das Geld, sondern um unser Vertrauen."