Gehälter in Deutschland wieder gestiegen - diese Branchen profitieren am meisten

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Die Inflation lag im vergangenen Jahr bei 2,2 Prozent - die Preise schossen in die Höhe. Eine neue Analyse zeigt nun: Gehaltssteigerungen konnten die Mehrkosten teilweise abfangen. Allerdings profitierten nicht alle Branchen gleichermaßen.

Lebensmittel, Energie, Miete - die Preise sind im vergangenen Jahr in sämtlichen Bereichen massiv gestiegen. 39 Prozent der Deutschen schränken sich darum nun schon beim Einkauf ein - das zeigte eine Umfrage im Auftrag des Verbraucherzentrale-Bundesverbands im Dezember.

Mit dem eigenen Gehalt zurechtzukommen, wird für manche Menschen zunehmend schwieriger. Welche Ausgaben in welchem Bereich normal sind, haben wir bereits in einem anderen Artikel beleuchtet.

Besonders in systemrelevanten Berufen: Gehälter in Deutschland wieder gestiegen

Umso erfreulicher ist es, dass die Gehälter in einigen Branchen zuletzt deutlich gestiegen sind. Das zeigt eine neue Studie der Jobplattform Indeed. Sie verdeutlicht: In vielen Branchen durften sich Angestellte 2024 über mehr Gehalt freuen - andere hingegen blieben hinter der Inflation zurück. inFranken.de hat exklusiv Einblicke in die Auswertung der neuen Studie bekommen.

Demnach zeichnet sich im Gesamtdurchschnitt durchaus ein Plus ab: Die Gehälter stiegen 2024 um 3,2 Prozent - die Inflation lag laut dem Statistischen Bundesamt bei 2,2 Prozent. Betrachtet wurden für die Analyse von Indeed die in Stellenanzeigen angegebenen Gehälter in 20 Branchen zwischen dem vierten Quartal 2023 und dem vierten Quartal 2024.

Bei den Branchen gibt es dabei einen ganz klaren Gewinner - und dieser überrascht. Denn am höchsten fiel das Gehaltsplus unter Sozialdienst-Angestellten und Sozialarbeitern aus. Sie bekamen im vergangenen Jahr 7,8 Prozent mehr Gehalt. In der Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege sieht es ähnlich aus: Dort verzeichnet Indeed eine Gehaltssteigerung von sechs Prozent.

Gehaltssteigerungen im vergangenen Jahr - IT-Berufe mit überraschender Entwicklung

"Trotz der schwächelnden deutschen Wirtschaft bleibt die Nachfrage nach Fachkräften in bestimmten Berufsgruppen hoch – mit spürbar besseren Rahmenbedingungen für Beschäftigte. Wer Menschen betreut, für Sicherheit sorgt oder Lieferketten am Laufen hält, profitiert von deutlichen Gehaltssteigerungen", hebt Ökonomin und Arbeitsmarktexpertin Virginia Sondergeld von Indeed hervor.

Auch Lagerhaltung, die Sicherheitsbranche und Bürojobs schaffen es unter die Top-5 der Branchen, mit den größten Gehaltssteigerungen im vergangenen Jahr. Nichts getan hat sich hingegen im Bausektor - dort blieben die Löhne auf dem gleichen Niveau. Im Bereich der Softwareentwicklung sind diese sogar um 0,7 Prozent gesunken.

"Dass die Gehälter in der Softwareentwicklung sinken, hätten viele vor ein paar Jahren noch für unmöglich gehalten. Nach Jahren rasant steigender Gehaltsniveaus sind viele gut bezahlte IT-Jobs nun jedoch besonders von dem Sparkurs vieler Unternehmen betroffen", ordnet Sondergeld ein.

Geringstes Lohnwachstum in klassischen Bürojobs

Und auch das Angebot an Arbeitsplätzen in der Branche ging deutlich zurück: Demnach verzeichnete kein anderer Beruf im Jahresvergleich einen so drastischen Rückgang an Stellenausschreibungen auf Indeed wie die Softwareentwicklung.

"Natürlich muss aber bedacht werden, dass die Gehälter in vielen IT-Berufen trotz dieser Entwicklung weiterhin über dem Lohnniveau der meisten Berufe liegen, die im vergangenen Jahr starke Zuwächse verzeichneten", kommentiert die Expertin.

Insgesamt lasse sich sagen, dass vor allem klassische Bürojobs zu den Berufsgruppen mit dem geringsten Lohnwachstum gehören. Im europaweiten Vergleich zeichnet sich insgesamt ein Aufwärtstrend ab - die Lohnsteigerungen in Deutschland sind hier sogar einigermaßen moderat.

Lohnanstiege in Spanien, Italien und den Niederlanden

"Tatsächlich registrierte Indeed lediglich in Frankreich (1,7 Prozent) einen noch geringeren Anstieg der Löhne. Arbeitnehmende in Spanien (3,7 Prozent), Italien (3,9 Prozent) und den Niederlanden (6,8 Prozent) verzeichneten hingegen deutlich höhere Gehaltssteigerungen", heißt es in einer Mitteilung des Jobportals.

Mit den Gehaltssteigerungen wolle man selbst in wirtschaftlich schwierigen Zeiten dem Fachkräftemangel entgegenwirken, so Sondergeld. Dieser sei jedoch nicht kurzfristig zu beheben. "Unter anderem deshalb erwarten wir bei Indeed auch 2025 in vielen Berufen weitere Gehaltssteigerungen", betont die Expertin.

Vorschaubild: © Robert Kneschke/AdobeStock (Symbolbild)