Der Vergleich zeigt, dass die Kosten für den Handel mit Wertpapieren sehr unterschiedlich ausfallen. Sie sind abhängig vom Partner (Bank oder Broker), den du wählst, wie umfangreich dein Depot ist und wie häufig du An- und Verkäufe in Auftrag gibst. In der Regel gilt folgende Faustformel: Neo-Broker haben die günstigste Kostenstruktur, danach kommen Direktbanken und an dritter Stelle die klassischen Banken und Sparkassen.
Wovon leben die Neo-Broker?
Bei den geringen Kosten, die du als Kunde bei den Neo-Brokern zahlen musst, ergibt sich die Frage: Wie verdienen die Startup-Finanztechnologie-Unternehmen (Fintech) eigentlich ihr Geld? Schließlich hat beispielsweise Trade Republic in Berlin rund 700 Beschäftigte.
Erster Punkt: Neo-Broker versuchen ihre Kosten niedrig zu halten: Sie beackern nur ein eng abgegrenztes Geschäftsfeld (Konzentration auf Wertpapiere), digitalisieren ihre Geschäftsprozesse bzw. Kundenkontakte und setzen außerdem auf ausgewählte Finanz-Partner. Solltest du als Kunde von Trade Republic auf die Idee kommen, eine Order per Brief zu übermitteln, verlangt das Unternehmen dafür üppige 25 Euro als Gebühr.
Zweiter Punkt: Für jede Order erhält der Broker vom Market-Maker eine Provision. Im Fachjargon heißt das "Payment for Orderflow (PFOF)" oder auch Rückvergütung. In der Kundenvereinbarung (Stand: 9/2021) von Trade Republic ist beispielsweise von einer Provision von bis zu drei Euro und in Ausnahmefällen bis zu 17,60 Euro pro Order die Rede. Über die Höhe der PFOP-Provision sprechen die Neo-Broker nicht gerne. Aber: Die Höhe der Rückvergütung ist offenzulegen, wie Lars Frölich und Jan Lembach, Mitarbeiter der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin), in ihrem lesenswerten Aufsatz "Was Neo-Broker versprechen – und halten" schreiben.
Die Kunden zahlen an anderer Stelle
Neo-Broker betreiben keine eigenen Börsen, sondern leiten die Kauf-Verkauf-Wünsche ihrer Kunden an Handelsplätze wie LS Exchange, gettex oder Tradegate weiter. Trade Republic, wie auch andere Neo-Broker, arbeiten mit dem Tradecenter Lang & Schwarz zusammen, der den Handelsplatz LS Exchange betreibt. Für die Kunden-Order erhalten Neo-Broker von den Market-Makern (Großhändlern) an den Handelsplätzen Provisionen. Für die Neo-Broker ist es verführerisch, die Frage, zu welchem Handelsplatz bzw. Market-Maker sie Aufträge weiterleiten, von der Höhe der Rückvergütung abhängig zu machen. Dies ist ein kritischer Punkt, auf den noch einzugehen ist.
Finde auf jobs.inFranken.de den richtigen Job für dich!
Aufgabe des Market-Makers ist es, mit den Wertpapieren zu handeln. Der Wert für die An- und Verkäufe, auf der Grundlage von Kundenorders, ist in Form von Geld- und Brief-Kursen abgebildet. Aus der Spanne zwischen Geld- und Brief-Kurs, dem Spread, erwirtschaftet der Market-Maker seine Marge (Differenz zwischen dem Einkaufs- und Verkaufspreis). Deshalb trägst du als Anleger über die Differenz zwischen Geld- und Brief-Kurs die Kosten für die Wertpapiergeschäfte.
"Da Kunden spätestens beim Market-Maker zur Kasse gebeten werden, hat die BaFin ein Auge darauf, ob die Neo-Broker dennoch mit kostenlosen Angeboten werben. Was immer noch vorkommt. Schwierig wird es, wenn die Neo-Broker im Ausland sitzen, denn dann hat die BaFin keinen Zugriff", erläutern Lars Frölich und Jan Lembach von der BaFin.
Wie sicher und seriös sind Neo-Broker?
Inzwischen gibt es viel Konkurrenz bei den Neo-Brokern. Die wichtigsten acht sind hier alphabetisch gelistet.
Aber ist dein Geld bei den Neo-Brokern auch sicher? Der Experten von justETF haben sich mit dieser Frage beschäftigt und kommen zum Ergebnis: Ja, es ist sicher. "Denn genau wie bei jedem anderen deutschen Broker sind die Konten, auf denen dein Geld liegt, dank der gesetzlichen Einlagensicherung bis 100.000 Euro geschützt." ETF-Anteile und andere Wertpapiere sind Sondervermögen und fallen, im Falle eines Konkurses, nicht in die Insolvenzmasse.
Darüber hinaus werden alle Neo-Broker von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) reguliert und kontrolliert. Das gilt natürlich auch für Trade Republic, dem 2015 von Christian Hecker, Thomas Pischke und Marco Cancelliere, gegründeten Neo-Broker. Das Unternehmen hat sich schnell zu einem der führenden Neo-Broker in Deutschland entwickelt. Trade Republic verfügt seit Ende des letzten Jahres über eine Vollbanklizenz, die noch einiges erwarten lässt. Alle der über 2.400 ETFs und mehr als 2.600 Aktien sind sparplanfähig, wobei die Mindestsparplanrate bei einem Euro pro Monat liegt. Neuerdings umfasst das Angebot auch den Handel mit Anleihen und über 50 Kryptowährungen.
Finde auf jobs.inFranken.de dein Karriereglück!
Tipps im Umgang mit Neo-Brokern
Das sollten Kundinnen und Kunden von Neo-Brokern laut BaFin beachten: Wichtig ist, skeptisch gegenüber Neo-Brokern zu sein. Sie haben ein klares Geschäftsinteresse und nichts zu verschenken. Kein Neo-Broker-Angebot ist wirklich kostenlos. Die Höhe seiner Rückvergütung muss der Broker offenlegen. Üblicherweise sind sie in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), die viele Seiten umfassen, versteckt.
Genauso kritisch, wie du ein Wertpapier bewertest, solltest du auch den Broker bewerten – egal, ob neo oder traditionell. Nicht alle Neo-Broker bieten alles an, was dir wichtig ist. Sind dir Limit-, Stop-Loss- und Stop-Loss-Limit-Order wichtig, musst du prüfen, ob sie der ausgewählte Neo-Broker anbietet. Vor allem jüngeren Kunden gefällt der Handel mit geringen Gebühren und einer simplen Betriebsoberfläche bei der Trading-App auf dem Smartphone. Den ein oder anderen Kunden verleitet diese schnelle und einfache Variante der Order zum spekulativen Handel.
Geld- und Briefkurse an verschiedenen Handelsplätzen zu vergleichen, gibt dir ein Gefühl dafür, mit welchen Margen die Akteure kalkulieren. Erfahrungsgemäß weichen Geld- und Briefkurse, die außerhalb der üblichen Börsenzeiten sind, zum Teil deutlich vom Kurs des nächsten Handelstages ab. Deshalb ist es sinnvoll, nur zu den üblichen Börsenzeiten zu ordern. Generell gilt, dass Wertpapieraufträge limitiert sein sollten.
Verbot von Rückvergütungen zwingt Neo-Brockern zu Veränderungen
Neo-Broker haben ein großes Interesse daran, dass sie möglichst viele Kunden haben, die viele Order aufgeben. Dann können sie eine möglichst hohe Rückvergütung einstreichen. "Derartige Zahlungen und Vereinbarungen bergen die Gefahr, dass die Kundenaufträge von den Neo-Brokern nicht an die Handelsplätze weitergeleitet werden, die die besten Kurse bieten, sondern an diejenigen mit den höchsten Rückvergütungen", kritisiert die Verbraucherzentrale (vzbv). Deshalb steht das Modell der PFOF in der europäischen Kritik. Die EU will das Modell ab dem Jahr 2026 verbieten. Die entsprechenden Gesetze sind auf den Weg gebracht.
"Das Verbot von Payment for Order Flow ist ein Riesenerfolg für die Monopolbörsen", vertraute Christian Hecker, Chef von Trade Republic der tagesschau.de an. "Sie wollen sich damit verbraucherfreundliche, günstige und einfache Konkurrenz vom Leib halten und haben auf diesem Weg in Brüssel nun einen Meilenstein erzielt." Mitbewerber Erik Podzuweit, Chef von Scalable Capital, nennt das Verbot von "Payment for Order Flow" eine böse Überraschung. Auch er sieht darin einen Lobbyerfolg der großen europäischen Börsen, etwa in Frankreich.
"Denen geht nämlich durch 'Payment for Order Flow' Geschäft verloren, weil kleine Anleger nicht auf diesen großen Börsen handeln. Dort sind die Kurse zwar sehr gut, aber die Nebengebühren sind viel zu groß. Sondern die handeln in Deutschland auf spezialisierten Börsen für Kleinanleger", so verkündete er seine Haltung bei der ARD. Die Bundesregierung bewertet das beschlossene Verbot des Geschäftsmodells kritisch. Man habe sich in den Verhandlungen auf EU-Ebene dagegen ausgesprochen, sei aber mit dieser Haltung isoliert gewesen, heißt es aus dem FDP-geführten Bundesfinanzministerium.
Die Neo-Broker bleiben vermutlich dran
Vermutlich finden die Neo-Broker einen Weg, um die Einnahmeverluste aus dem Verbot von "Payment for Order Flow" auszugleichen. Das vermutet zumindest das Vergleichsportal Verivox, das erwartet, dass die Konditionen bei Neo-Broker dann etwas teurer werden könnten. Die Anbieter können aber weiterhin mit schnellen und einfachen Apps punkten. Denn die EU-Regelung ändert nichts an der grundsätzlichen Attraktivität des Geschäftsmodells für die Kunden im Vergleich zu den behäbigen Banken und Sparkassen.