Nach den gewaltigen Schritten in die Verteidigung, sei jetzt "mehr Mut erforderlich, um die dringend nötigen Strukturreformen anzupacken", so der BHT-Präsident. Franz Xaver Peteranderl fordert, "die Senkung der Körperschaftsteuer", und zwar noch in diesem Jahr. "Da der größte Teil unserer Betriebe Einzelunternehmen und Personengesellschaften sind, braucht es zusätzlich eine Senkung der Einkommensteuer.“
Unterschiedliche Positionen: Rente erst mit 70 oder gar mit 75 Jahren?
Ein großes Problem sieht der bayerische Handwerkstag im Sozialsystem (Rente, Pflege oder Krankenkassen). Was aus Wirtschaftssicht gar nicht gehe, sei, die Beiträge weiter anzuheben. Dadurch würden nur die Lohnnebenkosten weiter steigen. Frank Hüpers fordert deshalb, dass die Politik ehrlich über Leistungskürzungen debattieren muss.
Dazu könne, laut Frank Hüpers, auch zählen, dass sich die Rente deutlich nach hinten verschiebt, auf 70 oder auch 75 Jahre. Hierzu gibt es allerdings im Handwerk unterschiedliche Meinungen. Jens-Norbert Schmidt, Dachdeckermeister und Innungsobermeister aus Teuchern in Sachsen-Anhalt, wird im Focus zitiert, dass er eine Erhöhung des Rentenalters grundsätzlich für notwendig hält. "Dass wir das Rentenalter auf 70 erhöhen müssen, und zwar für alle, ist ein Muss. Daran führt aus meiner Sicht überhaupt kein Weg vorbei. Das ist allein eine mathematische Frage, keine politische." Schmidt hat einen Betrieb mit mehr als 40 Mitarbeitenden.
Anders sieht das Otto Peetz, Inhaber eines Dachdeckerbetriebs in Tübingen mit ebenfalls mehr als 40 Mitarbeitern. Auch er hält die Rente mit 70 für unvermeidlich, bezeichnet sie aber für seine Branche als "absolut utopisch". Ebenfalls zu Focus sagt er: "Die wenigsten schaffen es in unserem Job, bis 65 durchzuarbeiten. Nach 40 Jahren ist man im Baugewerbe einfach körperlich kaputt." Deshalb fordert Peetz: "Wer 45 Jahre im Bauhauptgewerbe gearbeitet hat, sollte abschlagsfrei in Rente gehen können – unabhängig vom Alter. Das wäre fair."
Kommt das Sofortprogramm zum Abbau von Berichtspflichten und Nachweisen?
Auch bei der Reduktion der Abgabenlast drängt das Handwerk auf schnelle Fortschritte: "Steigende Lohnkosten sind im arbeitsintensiven Handwerk einer der Hauptkostentreiber. Um Betriebe und Beschäftigte finanziell zu entlasten, müssen die Sozialabgaben deutlich gesenkt werden. Um die sozialen Sicherungssysteme generationengerecht auszugestalten, müssen wir ehrlich sagen, was notwendig und dauerhaft finanzierbar ist", fordert Peteranderl.
Ebenso erwartet das bayerische Handwerk, dass den Ankündigungen zum Bürokratieabbau auch mutige Taten folgen. Der BHT-Präsident: "Wir fordern ein Sofortprogramm zum Abbau von Berichtspflichten und Nachweisen."
Besonders wichtig ist dem BHT, den Investitionsstau in den Bildungsstätten des Handwerks aufzulösen. Dafür sind jährlich 250 Millionen Euro vom Staat erforderlich. Auch die Überbetriebliche Lehrlingsunterweisung (ÜLU) brauche eine verlässliche Drittelfinanzierung vom Bund – mit 100 Millionen Euro jährlich, so die Forderung von Peteranderl.
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