Arbeiten 2023: Arbeitnehmer bestimmen mehr und mehr die Job-Welt
Autor: Klaus Heimann
Deutschland, Donnerstag, 12. Januar 2023
Die 'Baby-Boomer' gehen in Rente und machen Platz auf dem Arbeitsmarkt. Das verändert in der Zukunft vieles: Arbeitnehmer sind so begehrt wie nie.
- Es geht klar in Richtung Mangel bei den Fachkräften
- Höheres Gehalt bleibt weiterhin der wichtigste Motor
- Flexibleres Arbeiten: Gekommen, um zu bleiben
- Glück und Wohlbefinden sind wichtig
- Die geheimen Wünsche: Diversität, Gerechtigkeit und Inklusion
Möchtest du Elon Musk als Chef haben? Vermutlich nicht, nachdem die Mitarbeitenden bei Twitter und Tesla berichten, was er sich so erlaubt. Linette Lopez, Redakteurin bei Business Insider, titelte: "Twitter hat keine Chance: Elon Musk war schon immer ein Blender – jetzt fliegt er auf". Dass der Musk einen eklatanten Mangel an Respekt gegenüber seinen Mitarbeiter*innen hat, überrascht dann schon. Eigentlich ist ein völlig anderes Verhalten angesagt. Denn: Die Arbeitnehmer*innen gestalten, prägen und verändern zunehmend den Arbeitsmarkt und die Unternehmen. Sie entscheiden in Zeiten von Fachkräftemangel, wo es lang geht. Und das ist gut so. Aber: An welchen Punkten wollen die Beschäftigten konkret der Arbeitswelt ihren Stempel aufdrücken? Eine Spurensuche des Bewertungsportals Glassdoor und des Jobportals Indeed.
Es geht klar in Richtung Mangel bei den Fachkräften
In den nächsten zehn bis 15 Jahren gehen die letzten Beschäftigten der Babyboomer-Generation in Rente. Gleichzeitig kommen nicht genug Arbeitskräfte nach, die den Weggang ausgleichen können. Ergebnis: Der demografische Wandel hat gewaltige Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Was viele Chefs und Manager nicht so richtig glauben wollten, wird immer mehr zur Realität: Es fehlen die Fachkräfte, insbesondere in den Industrieländern. Die Ökonomen-Teams von Indeed Hiring Lab und Glassdoor Economic Research haben ihre Kompetenzen gebündelt und die zu erwartenden Trends beschrieben (Hiring and Workplace, Trends Report 2023). Was bringen die kommenden Jahre dem Arbeitsmarkt, wie wirken sich diese Veränderungen auf Arbeitgeber, Arbeitnehmer*innen und die Zukunft der Arbeit aus?
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Trend 1: Die Ausgangslage hat sich verändert. Unternehmen haben immer größere Probleme, neue Mitarbeiter*innen zu finden und einzustellen. Es ist ein grundlegender Irrtum zu denken, COVID gehe zurück und damit verschwänden die Einstellungsschwierigkeiten wieder. COVID hat die Veränderungen beschleunigt. Das bedeutet, dass die jetzt zu beobachtende Knappheit an Fachkräften anhält. Und selbst wenn die wirtschaftliche Dynamik sich abschwächt (Stichwort: Ukraine-Krieg) und die Betriebe weniger einstellen, dürfte das Arbeitskräfteangebot langfristig knapp bleiben. Es wird weniger qualifizierte Arbeitskräfte geben und im Vergleich dazu viele offene Stellen. Die Berechnungen der Expert*innen zeigen sinkende Zahlen bei den Arbeitskräften zwischen 15 und 65 Jahren im Zeitraum 2026 bis 2036 in den westlichen Industrieländern:
- UK minus 3,1 Prozent
- USA minus 3,2 Prozent
- Kanada minus 3,3 Prozent
- Frankreich minus 3,8 Prozent
- Deutschland minus 7,2 Prozent
Für Deutschland ist der stärkste Rückgang (minus 7,2 Prozent) an Fachkräften zu erwarten. Das signalisiert Verschiebungen bei den Kräfteverhältnissen auf den Arbeitsmärkten. Die Arbeitnehmenden sind es, die den Arbeitsmarkt gestalten und verändern.
Höheres Gehalt bleibt weiterhin der wichtigste Motor
Trend 2: Mitarbeiter*innen streben nach höherer Bezahlung. Das Gehalt ist immer noch entscheidend für die Wahl des Unternehmens, aber zusätzliche Benefits können Bindungswirkung entfalten. Das ergab eine Indeed-Umfrage unter US-Arbeitnehmern (25 bis 54 Jahre alt), die auf Job-Suche waren. Nach den wichtigsten Gründen für den Jobwechsel gefragt, ergab sich folgendes Bild: