• Deutsche glauben eher an Fake News als Menschen aus anderen EU-Ländern
  • Sogenannte "Dunkle Persönlichkeiten" sind anfällig für Falschmeldungen
  • Der Grund für mangelnde Differenzierung liegt auch in Entwicklungsdefiziten bei manchen Menschen

Migration, Corona, Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine: Über Internetseiten und soziale Netzwerke werden Desinformationen und Verschwörungstheorien verbreitet. Für viele Menschen sind Fake News nicht auf den ersten Blick zu erkennen, gehen unkritisch mit solchen Informationen um. Laut einer Umfrage des statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat) gaben nur 19 Prozent der befragten deutschen Bürger*innen zwischen 16 und 74 Jahren an, schon einmal Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft zu haben. Deutschland liegt damit unter dem EU-Schnitt mit 23 Prozent. Welche Charakterzüge haben Menschen, die auf gefälschte Nachrichten hereinfallen? Das haben Wissenschaftler*innen der Universität Würzburg in einer Studie analysiert. Um an die Erkenntnisse zu gelangen, haben die Forscher*innen 600 Personen in den USA mit Kurznachrichten, die sie als wahr oder falsch bewerten mussten, konfrontiert.

"Dunkle Persönlichkeiten" glauben an Fake News

Das Forschungsteam fand nicht nur heraus: Je weniger die Proband*innen der Studie an die Existenz von Fakten glauben, desto weniger können sie wahre Aussagen von falschen unterscheiden. Den Autor*innen fiel noch etwas anderes auf: Menschen mit einer sogenannten "dunklen Persönlichkeit" neigen eher dazu, Falschmeldungen als wahr zu bewerten.

Zu diesen Persönlichkeitsmerkmalen zählen Psychopathie, Narzissmus und Machiavellismus. Letzteres schreiben Mediziner Menschen zu, die ein rücksichtsloses Streben nach Macht an den Tag legen. Eines haben alle drei Merkmale gemeinsam: Menschen mit solchen Eigenschaften geht es um ihr eigenes Ich. Wissenschaftlich spricht man auch vom "Dunklen Dreiklang".

Studienautor Jan Philipp Rudloff bezeichnet die Überzeugung, falsch als wahr zu bewerten, als "postfaktisch". Laut dem Kommunikationspsychologen biegen sich diese Menschen ihre Wirklichkeit so zurecht, wie es ihnen passt. Er untermauert das Verhalten mit einem Beispiel: Postfaktische Charaktere sagen etwa, sie trügen keine Maske, weil Corona eine Erfindung der Medien sei. Und ihnen geht es um eigennützigen Motive. Wer trägt schon gerne eine Maske? Wenn sie dann noch der Überzeugung sind, dass es keine unabhängigen wissenschaftlichen Fakten gibt, klappt das laut Rudloff besonders gut.

Umgang mit Fakten entwickelt sich im Kindesalter

Allerdings ist nicht nur die beschriebene Gruppe anfällig für Fake News. Entscheidend sind auch die epistemischen Vorstellungen, die sich bereits in jungen Jahren entwickeln. Diese beschreiben den Umgang mit dem persönlichen Wissen und wie ein Mensch diesem begegnet, einer Aussage traut, sie überdenkt, verwirft oder für logisch hält.

Kinder sehen vieles nur schwarz oder weiß. Sie differenzieren nicht, halten zum Beispiel eine Aussage nur für wahr oder falsch, eine Idee nur für gut oder schlecht. Zusammenhänge zu vergleichen, lernt man erst in einem späteren Lebensalter. Als Erwachsene*r haben Menschen im besten Fall die Fähigkeit, Aussagen zu bewerten und zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden.

Rudloff geht davon aus, dass diese Entwicklung aber nicht jede*r durchmacht. Die Gefahr solcher Defizite macht sich zum Beispiel beim Klimawandel oder bei Corona auf gefährliche Weise bemerkbar.

Fazit

Viele Menschen sind nicht fähig, Fake News von wahrer Information zu unterscheiden. Würzburger Wissenschaftler*innen haben in einer Studie belegt, dass dunkle Charaktere anfällig für Falschinformationen sind. Ein Grund: Sie sind ich-bezogen und biegen sich ihre Wahrheit so zurecht, wie sie diese brauchen. Aber auch Menschen, die seit der Kindheit nicht gelernt haben zu differenzieren, glauben vieles.

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