Wenn Demenz-Erkrankte Eis essen: Das passiert in ihrem Gehirn

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Eis essen soll bei Menschen mit Demenz positive Gefühle auslösen.
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Ein Eis zu essen verspricht insbesondere im Sommer eine Erfrischung. Essen Demenz-Erkrankte Eis, kann sich dies in besonderer Weise auf sie auswirken.

Ob klein oder groß: Eiscreme wird in der Regel mit vielen positiven Erinnerungen an besondere, freudige Anlässe verbunden. Auf Personen mit einer Demenzerkrankung kann Eiscreme ebenfalls einen besonderen positiven Effekt haben. 

Demenzerkrankungen: Definition und typische Merkmale

Das Wort "Demenz" kommt aus dem Lateinischen. Übersetzt bedeutet es so viel wie "weg vom Geist" oder "ohne Geist". Der Begriff deutet auf ein zentrales Merkmal von Demenzerkrankungen hin. Bei Menschen, die an einer Demenz erkrankt sind, verschlechtern sich die geistigen Fähigkeiten zunehmend. Häufig treten zu Beginn Probleme beim Merken von Inhalten auf. Bereits erworbene Fähigkeiten können zunehmend verlernt werden. Darüber hinaus kann sich eine Demenz negativ auf die Konzentration, die Sprache, das Orientierungsvermögen, das Auffassungsvermögen und das Denkvermögen auswirken. Bei ersten Anzeichen wie Gedächtnislücken, Sprach- oder Orientierungsproblemen sollte ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Nur so kann eine korrekte Diagnose gestellt und das weitere Vorgehen besprochen werden.

Im Jahr 2022 waren in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen an Demenz erkrankt. Dabei ist die häufigste Form die Alzheimer-Krankheit. Die Zahl der Demenzerkrankungen nimmt laut der Deutschen Alzheimer Gesellschaft kontinuierlich zu. Die Alzheimer-Forschung zeigt allerdings auf, dass du das Risiko einer Erkrankung durch den Lebensstil reduzieren kannst. Dazu gehören unter anderem die körperliche Aktivität, die geistige Fitness, eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf und der Verzicht auf Rauchen.

Nach einer Diagnose kann der Arzt oder die Ärztin dir verschiedene Medikamente verschreiben. Diese zielen darauf ab, Begleitsymptome wie Unruhe, Angst oder Schlafstörungen zu lindern. Darüber hinaus setzen viele Behandlungen darauf, die verbliebenen Fähigkeiten der Erkrankten zu trainieren und ihr Selbstwertgefühl zu stärken. Häufig eingesetzt werden beispielsweise Musiktherapie, Kunsttherapie, Bewegungsübungen oder Sinnesübungen.

Frustrationsgefühle und wie Eiscreme helfen kann

Demenz-Erkrankte können im Verlauf der Erkrankung ihre Verhaltensweisen verändern. So können unbekannte Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit und Misstrauen auftreten. Weiter zählen das hartnäckige Abstreiten von Fehlern, Irrtümern oder Verwechslungen zu typischen Beschwerden. Unsicherheit und Ängste sind Gefühle, die bei Demenz-Erkrankten häufiger auftreten können. Diese Gefühle wiederum können Wut und Frustration auslösen. Als Angehörige*r ist es wichtig, sich vor Augen zu führen, dass das Verhalten durch die Krankheit verursacht wird. Kannst du eine Ursache für die Aggression oder die Wut finden, solltest du sie nach Möglichkeit beseitigen. Darüber hinaus kann es helfen, die Person abzulenken oder zu beruhigen. Worte wie "Alles ist in Ordnung" oder "Ich bin bei dir und helfe dir" können eine Stütze in der Situation sein.

Ständige Wut, Ärger und Frustration können für Angehörige, Freunde und Pflegende eine große Herausforderung darstellen. In einer Ausgabe der Publikation "Caregiver", die von der Alzheimer's Association veröffentlicht wird, erklärt die Erzieherin und Pflegespezialistin Luciana Cramer, welche Effekte Eiscreme auf Demenz-Erkrankte haben kann. Sie betont in dem Beitrag, wie wichtig Erinnerungen an unbeschwerte, zurückliegende Zeiten für Alzheimer-Erkrankte sind. Mit aufkommenden Frustrationsgefühlen können viele Menschen mit Demenz laut Cramer nur schwer umgehen. Sie sind oft mit alltäglichen Aufgaben, die ihnen früher eine Freude bereitet haben, überfordert. Dazu gehören beispielsweise Kuchenbacken oder das Planen eines Ausflugs. Als Pfleger*in oder Angehörige*r kannst du auf Methoden zur Entspannung zurückgreifen, um die Person zu beruhigen.

Die Pflege-Expertin schlägt in ihrem Artikel vor, hier auf Eiscreme zu setzen. Es bestehe die Möglichkeit, dass Eiscreme Menschen mit einer Demenzerkrankung in glückliche Zeiten zurückversetzt. Sie erinnern sich vielleicht daran, wie sie mit Freunden oder anderen geliebten Menschen ein Eis gegessen haben. Laut Cramer kann schon ein einziger Löffel beruhigende Gefühle auslösen und negative Gefühle verdrängen. Der Grund hierfür: Die Genussrezeptoren im Gehirn werden stimuliert. Süße Nahrungsmittel, wie Eis, aktivieren das sogenannte dopaminerge System. Das ist die Region im Gehirn, die für Motivation und Belohnung zuständig ist. Dieser Effekt wurde bereits im Jahr 2005 von Neurowissenschaftler*innen herausgefunden. So fühlen sich auch Menschen mit Demenz nach dem Verzehr von Eiscreme in der Regel glücklicher und positiver.

Fazit: Verschiedene Methoden zur Frustrationsbewältigung

Süßigkeiten stimulieren die Region im Gehirn, die für Motivation und Belohnung zuständig ist. Folglich fühlen wir uns glücklicher und positive Gefühle treten auf. In Bezug auf Demenz-Erkrankte kann dieser Effekt dabei helfen, aufkommende Frustrationsgefühle zu verdrängen. Sie erinnern sich an die Momente, in denen sie Eis mit geliebten Personen gegessen haben. Es könnte sich folglich lohnen, die Methode einmal auszuprobieren. Allerdings sollte bedacht werden, dass Eiscreme in der Regel viel Zucker enthält und deshalb nur in Maßen genossen werden sollte. Darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, Personen mit einer Demenz zu unterstützen. Ablenkung oder beruhigende Worte können ebenso Methoden sein, um Frustrationsgefühle aufzulösen.