TSS ist in Deutschland keine meldepflichtige Erkrankung. Exakte Angaben über die Erkrankungshäufigkeit sind daher schwierig. Insgesamt betrachtet ist TSS eher selten. Häufig erkranken jüngere Frauen an TSS, die noch keine Immunität entwickeln konnten. Bei ihnen wird TSS meist durch das Bakteriengift (TSST-1) von Staphylokokkus aureus hervorgerufen. Das RKI (Robert-Koch-Institut) gibt an, dass rund 92 % aller beschriebenen Fälle bei Frauen auftraten, die im Schnitt 23 Jahre alt waren und während ihrer Menstruation Tampons verwendeten. Jährlich erkranken dem RKI zufolge etwa drei bis sechs von 100.000 Frauen im sexuell aktiven Alter an TSS. Im späteren Erwachsenenalter haben mehr als 90 % aller Menschen Antikörper gegen die Bakteriengifte (TSST-1) von Staphylokokkus aureus ausgebildet, weshalb eher jüngere Menschen betroffen sind.
Symptome, Diagnose und Behandlung des Toxischen Schocksyndroms
Typischerweise entwickelt sich ein Toxisches Schocksyndrom innerhalb kürzester Zeit. Nach wenigen Stunden können sich bereits folgende Frühsymptome zeigen:
- Plötzliches hohes Fieber über 39 °C und Schüttelfrost
- Kopf- und Muskelschmerzen
- Halsschmerzen und Schmerzen beim Schlucken
- Übelkeit und Erbrechen
- Durchfall
Zusätzlich können folgende Symptome auftreten:
- Sonnenbrandähnlicher Hautausschlag nach 12 bis 48 Stunden
- Hautabschuppungen an den Handinnenflächen und Fußsohlen
- Blutdruckabfall (Hypotonie)
- Multiorganversagen je nach Erregerbefall
In der Regel entwickelt sich die Erkrankung sehr schnell weiter und der Körper wird mehr und mehr mit den Bakteriengiften überschwemmt. Dadurch gerät der Organismus in einen Schockzustand, sodass der Blutdruck stark absackt. Die Durchblutung der Organe reicht in der Folge nicht mehr aus und es kann binnen Stunden zu Multiorganversagen kommen.
Wie wird ein Toxisches Schocksyndrom diagnostiziert?
Die Diagnose gilt als gesichert, wenn mindestens drei Organsysteme betroffen sind. Dazu zählen:
- Magen-Darm-Trakt: typische Symptome sind Erbrechen, Übelkeit oder Durchfall
- Die Muskulatur: ausgeprägte Muskelschmerzen und veränderte Blutwerte, zum Beispiel Kreatinin
- Schleimhäute: Rötungen im Bereich des Rachens, der Vagina oder der Bindehäute
- Nieren: erhöhte Blutwerte bei Harnstoff und Kreatinin, eitrige Urinausscheidung, Harnwegsinfektionen
- Leber: erhöhte Blut-Leberwerte
- Zentrales Nervensystem: Bewusstseinsstörungen und Desorientiertheit
Zusätzlich kann labortechnisch das Bakterium bestimmt werden, das für die Erkrankung verantwortlich ist.
Wie wird ein Toxisches Schocksyndrom behandelt?
Wenn der Verdacht auf ein TSS vorliegt, erfolgt eine intensivmedizinische Behandlung. Hierbei wird die Ursache der Infektion beseitigt und Antibiotika gegen die Bakterien gegeben. Zeitgleich werden die Schocksymptome behandelt, das heißt in erster Linie Flüssigkeitszufuhr, Stabilisierung des Blutdrucks und Sauerstoffgabe.
Tipps, um Toxisches Schocksyndrom zu vermeiden
Ein Toxisches Schocksyndrom kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden. Besonders nach Haut- und Schleimhautverletzungen sowie nach Infektionen solltest du auf die möglichen Symptome eines TSS achten. Bei Verdacht auf ein Toxisches Schocksyndrom solltest du dich umgehend untersuchen lassen, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Bei früher Diagnose können Ärztinnen und Ärzte TSS schnell und unkompliziert behandeln.
Achte auf folgende Risikofaktoren:
- Unbehandelte Streptokokken- oder Staphylokokken-Infektionen an der Haut, im Vaginalbereich oder an der Nasenschleimhaut können die Haut- oder Schleimhautbarrieren verletzen.
- Wundinfektionen nach chirurgischen Eingriffen können zu Bakterienbefall führen.
- Immungeschwächte Personen oder Menschen, die kürzlich eine Influenza-Erkrankung durchgemacht haben, sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
- Empfängnisverhütende Mittel wie Diaphragmen, Membranen und Schwämme können bei Frauen das Gleichgewicht der Vaginalflora durcheinanderbringen.
Menstruierende Frauen sollten zusätzliche Folgendes beachten:
- Junge Frauen haben ein erhöhtes Risiko. Neben der Menstruation stellen auch Geburten und die Phase im Wochenbett erhöhte Risiken dar.
- Tampons und Menstruationstassen können einen Nährboden für Bakterien bereiten und die Schleimhäute verletzen. Wenn du Tampons benutzt und du die typischen Symptome während der Periode bei dir feststellst, solltest du den Tampon sofort entfernen.
- Achte auf gute Intimpflege: Insbesondere während der Menstruation solltest du vor und nach dem Einsetzen des Tampons oder der Menstruationstasse die Hände gründlich waschen. Dies gilt auch für den Gebrauch von Diaphragmen oder anderen Verhütungsmethoden.
- Verwende die richtige Tampongröße: Nutze besser zu kleine als zu große Tampons, damit ein regelmäßiger Wechsel in kurzen Abständen gewährleistet ist.
- Wechsle den Tampon vor dem Zubettgehen und direkt nach dem Aufstehen. Auch tagsüber solltest du darauf achten, den Tampon häufig zu wechseln.
- Auch eine Menstruationstasse solltest du regelmäßig leeren und säubern.
- Bist du bereits im Vorfeld am TSS erkrankt, solltest mit dem Gebrauch von Tampons und anderen Fremdkörpern in der Vagina vorsichtig sein.
Hinweis: Das Toxisches Schocksyndrom ist noch relativ unbekannt und es gibt viele Symptome, die darauf hindeuten, aber auch sehr unspezifisch sind. Das macht es schwierig, die Diagnose zu stellen. Es ist daher wichtig, dass du deine Umgebung auf diese Erkrankung aufmerksam machst, damit der Bekanntheitsgrad steigt und Menschen sensibilisiert werden.