- Was ist ein Bandscheibenvorfall und wer ist betroffen?
- So kannst du vorbeugen
- Welche Symptome können dich warnen?
- Behandlungsmöglichkeiten
Dem Tagesspiegel zufolge haben jährlich rund 180.000 Menschen einen Bandscheibenvorfall. Besonders in höherem Alter steigt das Risiko. Welche Symptome oft auf das Krankheitsbild hinweisen und wie eine Behandlung aussehen könnte, verraten wir dir.
Basiswissen rund um den Bandscheibenvorfall
Laut der Gesundheitsinformation, einem Service des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG), bekommen schätzungsweise bis zu 5 % aller Menschen mindestens einmal in ihrem Leben Kreuzschmerzen, die von einem Bandscheibenvorfall herrühren. Ein Bandscheibenvorfall tritt häufiger in der Altersgruppe über 40 auf. Außerdem kommt er bei Männern ungefähr doppelt so häufig wie bei Frauen vor. Um zu verstehen, was ein Bandscheibenvorfall eigentlich genau ist, muss man zunächst wissen, dass sich die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern unserer Wirbelsäule befinden. Die Bandscheiben bestehen aus einer elastischen Hülle und einem gelartigen Kern. Die Hülle besteht aus Knorpelfasern. Kommt es zu einem Bandscheibenvorfall, tritt das Bandscheibengewebe zwischen den Wirbelkörpern hervor. Ebendieses hervorgetretene Gewebe kann anschließend auf die Nerven im Wirbelsäulenbereich drücken. Die Nerven werden dadurch gereizt und sorgen häufig für Schmerzen.
Der Grund dafür, dass das Risiko für einen Bandscheibenvorfall mit zunehmendem Alter steigt, sind die mit dem Alter einhergehenden Verschleißerscheinungen. Im Laufe der Jahre werden die Bandscheiben schmaler, was wiederum dafür sorgt, dass die Wirbelkörper dichter aufeinander sitzen. Zudem verlieren die Bandscheiben mit den Jahren an Flüssigkeit, werden spröde und rissig. Wie schnell der Alterungsprozess abläuft, ist immer individuell. Weitere bekannte Risikofaktoren und mögliche Ursachen für einen Bandscheibenvorfall sind mechanische Belastung wie Übergewicht, die genetische Veranlagung, falsches Heben, überwiegendes Sitzen und eine untrainierte Rückenmuskulatur. Daraus ergeben sich auch die Möglichkeiten zur Vorbeugung: Eine gezielte Stärkung der Rückenmuskulatur, Bewegung, die Verringerung des Körpergewichtes und rückengerechtes Verhalten. Letzteres meint beispielsweise den Rücken auch beim Sitzen gerade zu halten und schwere Lasten immer gleichmäßig auf beide Arme verteilt sowie dicht am Körper zu tragen.
Fachlich wird zwischen verschiedenen Schweregraden unterschieden. Wichtig zu wissen ist, dass der Schwergrad nichts darüber aussagt, wie stark die Beschwerden sind. Sie können jedoch bei der Wahl der Behandlung helfen:
- Die Bandscheibenvorwölbung, auch Protrusion genannt, bezeichnet die zwischen den Wirbelkörpern hervorgewölbte Bandscheibe. Bei diesem Schweregrad ist die äußerste Hülle der Bandscheibe noch intakt.
- Als Extrusion wird der Fall bezeichnet, bei dem die äußerste Hülle der Bandscheibe gerissen ist. Das Bandscheibengewebe kann nun zwar austreten, ist aber noch mit der Bandscheibe verbunden.
- Unter dem sequestrierten Bandscheibenvorfall versteht man einen Fall, bei dem das Bandscheibengewebe aus der Hülle ausgetreten ist und keinen Kontakt mehr zur Bandscheibe hat.
Diese Anzeichen und Symptome können auftreten
Ein mögliches Symptom eines Bandscheibenvorfalls ist ein plötzlicher, heftiger Schmerz. Tritt der Vorfall im Bereich der Halswirbelsäule auf, strahlt der Schmerz häufig bis in die Arme aus. Im Bereich der Lendenwirbelsäule kommt es in vielen Fällen zu einer sogenannten Ischialgie. Damit gemeint sind Schmerzen, die über das Bein bis in den Fuß ausstrahlen. Diese Art des Bandscheibenvorfalls kommt am häufigsten vor. Ein weiteres typisches Symptom sind Schmerzen im unteren Rückenbereich.
Eher seltenere Symptome sind Gefühlsstörungen im Gesäßbereich oder sogar Lähmungserscheinungen. In dem Fall kann es sein, dass es sich um ein ernsthafteres Problem wie beispielsweise eine Nervenschädigung handelt. Zur Abklärung sollte in jedem Fall ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden.
Grundsätzlich ist es nicht immer so, dass Betroffene Krankheitszeichen haben. So kann es auch sein, dass deine Bandscheibe vorgewölbt ist, jedoch keine Beschwerden auslöst. Während manche Personen plötzlich einsetzende und rasch wieder verschwindende Schmerzen haben, empfinden andere Menschen über einen längeren Zeitraum dauerhafte Schmerzen. Bei wieder anderen Menschen kommen die Schmerzen in Schüben. Bei der Mehrheit der Patient*innen lassen innerhalb von sechs Wochen nach dem Bandscheibenvorfall Schmerzen und eventuelle Bewegungseinschränkungen von selbst nach.
Diagnose und Behandlung eines Bandscheibenvorfalls
Hast du akute Rückenschmerzen oder ausstrahlende Schmerzen wie zuvor beschrieben, könnte ein Bandscheibenvorfall dahinter stecken. Zur Abklärung solltest du dir ärztlichen Rat einholen. In der Regel reichen eine Befragung und eine körperliche Untersuchung aus, um einen Bandscheibenvorfall zu diagnostizieren. Bei schweren Beschwerden wie Lähmungserscheinungen in den Beinen können außerdem bildgebende Verfahren notwendig werden.
In den meisten Fällen verschwinden sogar sehr heftige Beschwerden von selbst. Es helfen in der Regel viel Wärme, leichte körperliche Bewegung und Bettruhe gegen die Schmerzen. Benötigst du eine medikamentöse Behandlung zur Schmerzlinderung, fragst du am besten bei dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin nach. In der akuten Phase kann auch eine Physiotherapie zur Schmerzlinderung dienen. Auch hier wird dir das medizinische Personal entsprechende Hinweise geben. Eine Operation wäre in Fällen, bei denen die Schmerzen länger als sechs Wochen anhalten und sehr stark sind, eine Option. Ebenso könnte eine Operation zur Entlastung des Nervs infrage kommen, wenn deine Nerven so stark beeinträchtigt sind, dass auch andere Körperfunktionen stark eingeschränkt werden. So beispielsweise, wenn die Blase oder der Darm nicht richtig funktionieren oder einige Muskeln sehr geschwächt sind. Trotz einer Operation kann es zu einem sogenannte Rezidiv, also einem wiederholten Bandscheibenvorfall, kommen. Gründe sind unter anderem das Fortschreiten des Verschleißprozessen, die noch vorhandene Muskelschwäche im Wirbelsäulenbereich oder eine nicht ausreichende Therapie des Rückens. Wie anschließend vorgegangen wird, muss immer individuell entschieden werden.
Nach einem Bandscheibenvorfall ist es sehr wichtig, die Rumpfmuskulatur zu stärken. Damit wird die Stabilität der Wirbelsäule verbessert und einem erneuten Vorfall vorgebeugt. Eine hundertprozentige Garantie, einen erneuten Rückfall zu vermeiden, gibt es nicht; jedoch kann die korrekte Nachbehandlung deutlich bei der Verhinderung helfen. Die Maßnahmen zur Rehabilitation werden von deinem Arzt oder deiner Ärztin verordnet und können sich aus Rückenschule, Dehn- und Entspannungsübungen, Krafttraining und ähnlichen Maßnahmen zusammensetzen.