Plastik in den Weltmeeren kennt man leider bereits. Doch auch in der Atmosphäre finden sich große Mengen an Mikroplastik, das wir tagtäglich einatmen.
- Mikroplastik in der Luft
- Mikroplastik ist weit verbreitet
- Wie entsteht Mikroplastik?
Mikroplastik ist auf dieser Erde ein immer größer werdendes Problem: Es schwimmt nicht nur im Wasser, verschmutzt Flüsse, Ozeane und Böden, sondern auch in der Luft findet sich Mikroplastik. Doch was bedeutet das für deine Gesundheit?
Lagert sich eingeatmetes Mikroplastik in den Atemwegen ab?
In einer Studie, die im Fachmagazin "Physics of Fluids" veröffentlicht wurde, haben Forschende ein Fluiddynamik-Modell entworfen und mithilfe von Computerberechnungen den Weg von Mikroplastik durch die menschlichen oberen Atemwege nachempfunden. Ziel der Untersuchung war es, herauszufinden, wo sich die unterschiedlichen eingeatmeten Partikel ablagern. Dabei wurden unterschiedliche Partikelgrößen und Formen berücksichtigt, sowie die Atemgeschwindigkeit. Die Berechnungen zeigten, dass sich Mikroplastik vor allem in den Nasennebenhöhlen und im Rachen ablagert.
Für eine andere Studie, die in der Fachzeitschrift "Nature Geoscience" (2019) veröffentlicht wurde, sammelte ein Forschungsteam über fünf Monate Mikroplastik an einer Wetterstation in den Pyrenäen. Die Region ist nur schwach besiedelt, im Umkreis von 100 Kilometern befindet sich weder eine Industrie, noch gibt es dort andere gewerbliche bzw. landwirtschaftliche Aktivitäten. Das Team sammelte knapp 350 Plastikteilchen pro Quadratmeter – mitten in den französischen Pyrenäen auf 1.400 Metern über dem Meeresspiegel, die ihren Weg dorthin ausschließlich über die Luft fanden. Die kleinsten Teilchen, die die Forschenden finden konnten, waren in etwa 25 Mikrometer groß und machten die Hälfte der gesammelten Mikroplastikteilchen aus. Zum Vergleich: ein menschliches Haar ist in etwa 50 bis 70 Mikrometer dick und das menschliche Auge kann Teilchen, die etwa 40 Mikrometer groß sind, wahrnehmen. Die Hälfte des gefundenen Materials ist für das menschliche Auge demnach nicht sichtbar. Von diesem für uns unsichtbaren Mikroplastik sind wir alltäglich umgeben und atmen es mit jedem Atemzug ein.
Laut dem "Plastikatlas" (2019) wurden von 1950 bis 2015 bereits 8,3 Milliarden Tonnen Plastik produziert, eine Tonne Plastik pro Person auf dieser Welt. Plastik hat die unterschiedlichsten Formen und wird ganz vielseitig genutzt. Doch der größte Teil der Produkte, die aus Plastik produziert werden, sind Einwegprodukte und Verpackungen. 2018 wurden in der EU 1,13 Billionen Essens- und Getränkeverpackungen verwendet. Deutschland ist der weltweit drittgrößte Exporteur von Plastikmüll. Von dem hier entsorgten Plastikmüll werden gerade mal 15 % recycelt, der Rest wird nach Asien exportiert. Mehr als ein Drittel der globalen Kunststoffproduktion machen Verpackungen aus.
Wie belastet Mikroplastik den Körper?
Ausgangsstoff der Plastikproduktion ist Erdöl oder Erdgags. Mithilfe von Zusatzchemikalien, Hitze und Druck wird aus Erdöl Plastik. Je nachdem, welche Form bzw. Eigenschaft das Plastik haben soll, variieren die Zusatzstoffe. Mit genügend Weichmachern wird das Plastik zu einem aufblasbaren Planschbecken oder einem Ball. Andere Verbindungen werden zur Imprägnierung von Outdoor-Kleidung verwendet oder als Bauteile in Elektrogeräten. Plastik ist wandelbar, je nach Verarbeitung und Zusatzstoffen. Die verwendeten Zusatzstoffe sind es auch, von denen das gesundheitsschädliche Risiko ausgeht. Die Zusatzstoffe sind nicht fest im Plastik verbunden, sie entweichen mit der Zeit. Das Planschbecken wird spröde mit den Jahren und bekommt Risse, weil sich der Weichmacher verflüchtigt. Eben diese Weichmacher gefährden vor allem Kinder. Viele Weichmacher zählen zur Gruppe hormonell wirksamer Substanzen und können sich daher auf den Hormonhaushalt des Menschen auswirken.
Um in die Lunge zu gelangen, müssten die eingeatmeten Partikel sehr klein sein. Wie viele solcher Teile sich in der Luft bewegen, ist noch nicht bekannt. Was bereist bekannt ist: dass in unseren Gefäßen Mikroplastik zirkuliert. Forschende der Uni Amsterdam haben dies letztes Jahr (2022) in einer Studie belegen können. In 17 von 22 Blutspenden befand sich Mikroplastik. Die gefundenen Kunststoffe waren größtenteils aufgrund ihrer chemischen Zusammensetzung auf PET-Flaschen und Lebensmittelverpackungen zurückzuführen. Ob Mikroplastik, welches über die Luft oder andere Wege wie zum Beispiel die Nahrung in unseren Körper gelangt, gesundheitliche Risiken mit sich bringt, ist laut dem Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bisher nicht bekannt.