Machiavellistische Menschen streben nach Macht und setzen ihren Willen zur Not auch manipulativ durch. Der Eigennutzen hat für Personen mit machiavellistischen Neigungen höchste Priorität.
Die Bezeichnung "Machiavellismus" ist auf Niccolò Machiavelli zurückzuführen. Bereits 1512 beschrieb er das Konzept in seinem Werk "Der Fürst". Doch was steckt hinter diesem Verhaltensstil? Und was bedeutet es, mit Menschen mit machiavellistischer Neigung zusammenzuarbeiten?
Ein ursprünglich politisches Konzept: Der Machiavellismus
Der Machiavellismus ist als Konzept zunächst als Verhaltensstil im Hinblick auf die Ergreifung und Erhaltung von politischer Macht entwickelt worden. In Bezug auf die Politik bezeichnet er eine rücksichtslose Machtpolitik, die die Erhaltung des Staates über alles stellt. Moralische Bedenken, Normen und rechtliche Grenzen werden bei der Erreichung des Ziels außer Acht gelassen. Mittlerweile wird der Begriff zudem in der Psychologie verwendet. Christie & Geis verwendeten das Konzept im Jahr 1971 erstmals als Persönlichkeitskonstrukt. Folgende vier Merkmale sind laut Dorsch Lexikon für Psychologie bei Menschen mit machiavellistischer Neigung kennzeichnend:
- relativ geringe affektive Beteiligung bei interpersonellen Beziehungen
- geringe Bindung an konventionelle Moralvorstellungen (Moral)
- Realitätsangepasstheit
- geringe ideologische Bindung
Um ihre Ziele zu erreichen, sind Machiavellist*innen bereit, gegen Normen und Gesetze zu handeln. Grenzen kennen sie nicht. Häufig zeigen Menschen mit machiavellistischen Neigungen manipulative, ausbeuterische und eigennützige Verhaltensweisen. Oft denken diese Menschen sich zudem geschickte Strategien aus, wie sie ihr Ziel erreichen können. Der Eigennutz hat dabei immer Priorität. Geleitet werden Machiavellist*innen von einem Bedürfnis nach Macht und Einfluss.
Das Zusammenleben mit machiavellistischen Menschen
Gleichzeitig sind Menschen mit einer machiavellistischen Neigung gut in der Lage, das Vertrauen von anderen Menschen zu gewinnen. Dies nützt ihnen insofern, als dass sie sich Netzwerke aufbauen können. Diese helfen dann wiederum dabei, die eigenen Ziele zu erreichen. Empathie zeigen Machiavellist*innen in der Regel nur dann, wenn dies für ihre eigenen Zwecke erforderlich ist. Echtes Verständnis für andere Menschen haben sie kaum. Ebenso führen sie zwischenmenschliche Beziehungen meist nicht ohne Hintergedanken. Ihre Mitmenschen sehen Menschen mit machiavellistischer Neigung eher als Mittel zum Zweck, sie nutzen sie also häufig aus.
Das können sie allerdings gut tarnen. Wie der ungarische Psychologe Tamás Bereczkei von der Universität Pécs in seinem Buch "Machiavellianism" erklärt, kennen wir alle Machiavellist*innen, aber wir erkennen sie nicht immer. Machiavellist*innen nutzen die Schwäche und Leichtgläubigkeit von anderen aus, täuschen und manipulieren sie. Die Zusammenarbeit mit ihnen stellt sich oft als schwierig heraus, da sie sehr egoistisch sind und ihren Willen um jeden Preis durchsetzen wollen. Kompromisse lassen sich so nur schwer treffen. Daraus entsteht ein Konfliktpotential. Darüber hinaus sind Machiavellist*innen in der Regel kaum bereit, sich freiwillig innerhalb der Organisation für andere einzusetzen. Wird die manipulative Art aufgedeckt, kann es zu einer nachhaltigen Schwächung des Vertrauens innerhalb des Arbeitsumfeldes kommen.
Nicht alle Verhaltensweisen von Menschen mit machiavellistischer Neigung können pauschal als negativ beurteilt werden. So können sie beispielsweise sehr gut wichtige unternehmerische Entscheidungen treffen, ohne emotional beeinflusst zu werden. Sie haben eine eher kühle und strategische Denkweise, die einem Unternehmen zum Erfolg verhelfen könnte. Auch Krisenmanagement, schwierige Verhandlungen oder Umstrukturierungen könnten durch die genannten Charaktermerkmale positiv beeinflusst werden.