Rheuma schon vor dem Ausbruch verhindern? Fränkische Forscher mit "bahnbrechender Studie"

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Die Krankheit beginnt schleichend und kann jeden treffen: Rheuma. Bei der schlimmsten Form, der rheumatoiden Arthritis, können Gelenke sogar zerstört werden. Ein fränkisches Forscherteam hat eine Methode entwickelt, mit der schon der Ausbruch verhindert werden soll.

Etwa 20 Millionen Menschen in Deutschland sind laut der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie e.V. von einer rheumatischen Erkrankung betroffen. Die Diagnose "Rheuma" beschreibt "Erkrankungen des Bewegungsapparates, entzündliche Erkrankungen des Bindegewebes (Kollagenosen) und der Blutgefäße (Vaskulitiden) sowie weitere, seltene entzündliche Erkrankungen des Immunsystems", schreibt die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie. Erlanger Forscher feilen nun an einem Konzept, um die Behandlung zu verbessern und schon früher reagieren zu können.

Rheuma kann in vielen verschiedenen Formen auftreten. Dabei lassen sich vor allem zwei große Gruppen unterscheiden: Bei einer Arthritis verursacht das Immunsystem eine Entzündung in verschiedenen Gelenken, während bei einer Arthrose Beschwerden durch Abnutzungserscheinungen an den Gelenken auftreten. 

Wissenschaftler der Uni Erlangen testen neue Rheuma-Behandlung

Rheumatische Erkrankungen sind nicht heilbar, jedoch behandelbar. Neben Medikamenten ist Bewegung ein wichtiger Faktor bei der Behandlung: Physiotherapie, Gymnastik und Sport lindern die Beschwerden. Auch die Ernährung kann eine Rolle spielen. Forscherinnen und Forscher der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen (FAU) haben jetzt Menschen, die ein sehr hohes Risiko haben, an einer rheumatoiden Arthritis zu erkranken, mit einer speziellen Methode behandelt. Die rheumatoide Arthritis ist die schlimmste Form von Rheuma und betrifft vor allem Frauen - und das in jedem Lebensalter.  Behandelt wird sie dann, wenn Gelenkschwellungen auftreten, schreibt die FAU in einer Pressemitteilung.

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Nun hat eine Gruppe von Forscherinnen und Forscher der FAU aber etwas völlig Neues untersucht: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben eine spezielle Methode entwickelt, um den Ausbruch der Erkrankung zu verhindern. Die Ergebnisse der "bahnbrechenden Studie" sind in dem "renommierten Fachjournal" The Lancet veröffentlicht worden.

Früherkennung und frühe Behandlung sind bei rheumatoider Arthritis essenziell. In der Studie unter Leitung der Medizinischen Klinik 3/Rheumatologie und Immunologie im Deutschen Zentrum Immuntherapie (DZI) am Uniklinikum Erlangen der FAU konnte jetzt gezeigt werden, dass der Ausbruch der Erkrankung gehemmt werden kann, wenn eine spezielle Behandlung angewendet wird, die das fehlgeleitete Immunsystem reguliert.

Neue Möglichkeiten in der Rheuma-Therapie: Ausbruch der Krankheit verhindern

Dabei nutzen die Ärztinnen und Ärzte einen Trick: Bereits vor Ausbruch der Erkrankung ist im Blut von Menschen ein spezieller Antikörper zu finden, der sich gegen veränderte Eiweiße, sogenannte Citrullinierte Proteine, CCP, richtet. Diesen Antikörper findet man bei Gesunden normalerweise nicht. Menschen mit CCP haben ein hohes Risiko, auch eine rheumatoide Arthritis zu entwickeln.

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"Wir haben in dieser Studie, die elf Zentren in Deutschland und drei Zentren im Ausland umfasst, Menschen mit CCP mit dem immunregulatorischen Medikament Abatacept für ein halbes Jahr behandelt und dann die Behandlung beendet. Dabei entwickelten Menschen, die mit Abatacept behandelt wurden, viel seltener eine rheumatoide Arthritis als jene, die ein Placebo bekamen", sind sich die beiden Studienautoren Dr. Jürgen Rech und Dr. Koray Tascilar einig.

Die Aussagekraft dieser Entdeckung werde zusätzlich noch dadurch verstärkt, dass eine zweite unabhängige Studie einer britisch-niederländischen Gruppe, die in derselben Ausgabe des Lancet veröffentlicht wurde, ebenfalls zeigte, dass die Behandlung mit Abatacept den Ausbruch einer rheumatoiden Arthritis hemmt.

"Durch diese Studie eröffnen sich für Menschen, die in ihren Blutuntersuchungen einen positiven Test auf Antikörper gegen CCP aufweisen, neue Möglichkeiten, den Ausbruch einer rheumatoiden Arthritis zu verhindern", erklärt Prof. Dr. Georg Schett, Co-Sprecher vom Deutschen Zentrum Immuntherapie.

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