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Neues Migräne-Medikament bald in Deutschland zugelassen: Was "Lasmiditan" von anderen Mitteln unterscheidet


Autor: Andreas Hofbauer

Deutschland, Freitag, 29. Juli 2022

Ein neues Migräne-Medikament steht in Deutschland kurz vor der Zulassung. Es verspricht eine schonendere und effektivere Wirkungsweise als die erhältlichen Alternativen.
Migräneanfälle gehören zu den häufigsten Arten von Kopfschmerzen. Ein neues Mittel soll nun Abhilfe schaffen.


Migräneanfälle sind stechende Kopfschmerzen, meist mit einem Druckgefühl verbunden. Die Migräne kehrt in unregelmäßigen Abständen immer wieder zurück. Während einige nur ein paar mal pro Jahr darunter leiden, haben andere mehrmals im Monat mit den Schmerzen zu kämpfen. Nun soll ein neues Medikament helfen.

Ein Migräne-Kopfschmerz tritt überwiegend nur auf einer Kopfhälfte auf. Begleitet wird ein solcher Anfall von verschiedensten Symptomen wie Übelkeit, Licht- und Lärmempfindlichkeit sowie Appetitlosigkeit. Betroffene müssen zumeist wegen der starken Beschwerden ihre Arbeit oder Freizeitaktivitäten unterbrechen und sich zurückziehen. 

Neues Migräne-Medikament entwickelt: Was kann Lasmiditan?

Um diese Art der Schmerzen zu behandeln, gibt es derzeit nur Schmerzmittel von drei Wirkstoffgruppen: Triptane*, Rimegepant und nicht steroidale Antirheumatika. Das US-Pharma-Unternehmen "Eli Lilly" hat in den vergangenen Jahren an einem neuen Mittel gegen Migräne gearbeitet, welches in Deutschland vor der Zulassung steht: Es heißt Lasmiditan.

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Lasmiditan knüpft an die aktuelle Forschung zu Migräneanfällen an. Bislang gingen Forschende davon aus, dass verengte Blutbahnen zu einer Besserung bei den starken Schmerzen führen können. Genau das bewirken Triptane*, die eine Verengung der Blutgefäße im gesamten Körper auslösen, was insbesondere für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen problematisch ist. Lasmiditan dagegen solle nur auf bestimmte Rezeptoren im Gehirn wirken, ohne die Blutbahnen im Hirn zu beeinflussen. In den bisherigen Studien wurden keine signifikanten Verengungen gemessen. Bei der Vergabe des Medikaments an Hunde verringerte Lasmiditan weder den Durchmesser der Halsschlagader noch den Blutfluss "in klinisch relevanten Dosen".

In den USA wurde Lasmiditan infolge zweier groß angelegter Studien zugelassen. Insgesamt 4439 Menschen wurden beobachtet. Unter dem Einfluss von Lasmiditan besserten sich die Migräne-Beschwerden bei 32 respektive 39 Prozent der Behandelten. Patientinnen und Patienten, die Placebos bekamen, zeigten nur zu 15 respektive 21 Prozent eine Besserung der Beschwerden. Unter einer Placebo-Behandlung versteht man die Vergabe von Tabletten ohne Wirkstoffe, um zu prüfen, ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine mögliche Wirkung überbewerten.

Mittel gegen Migräne: So steht es um die Nebenwirkungen

Bei der Einnahme des neuen Migräne-Mittels gingen auch die Begleiterscheinungen wie die Geräusch- und Lichtempfindlichkeit deutlich häufiger zurück. In den Studien wurden als häufigste Nebenwirkungen Benommenheit, Müdigkeit, Missempfindungen, Übelkeit, Erbrechen und Muskelschwäche festgestellt. Deutlich seltener könnte das Medikament Depressionen, Kopfschmerzen sowie das lebensgefährliche Serotoninsyndrom auslösen. Die Fahrtüchtigkeit kann ebenfalls eingeschränkt werden. Die Nebenwirkungen sollen in den meisten Fällen in milder bis moderater Form auftreten.

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Die Nebenwirkungen in den Studien werden mit der Tatsache in Zusammenhang gebracht, dass das Medikament im Gehirn wirkt, im Gegensatz zu Triptanen. In den USA wurde Lasmiditan 2020 zugelassen und ist auf dem Markt erhältlich. Der Pharmakonzern Eli Lilly hat für Europa eine Zulassung der Dosen 50, 100 und 200 Milligramm beantragt.

Angewendet werden soll das Medikament nur bei einem akuten Migräneanfall mit oder ohne Aura. Ebenso solle Lasmiditan nur Erwachsenen verschrieben werden. Es soll innerhalb von zwei Stunden die Beschwerden lindern. Die Migräne zählt in Deutschland zu den häufigsten neurologischen Erkrankungen. Rund 14 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer leiden darunter. Schulkinder sind zu fünf Prozent betroffen.

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