Gefährlicher Durchfall-Erreger verbreitet sich: Multiresistenter Typhus weltweit auf dem Vormarsch

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Gefährlicher Durchfall-Erreger verbreitet sich weltweit
Bei S. Typhi sind spezielle Virulenzfaktoren für die zum Teil sehr schweren Verläufe verantwortlich.
Gefährlicher Durchfall-Erreger verbreitet sich weltweit
Saranya7/pixabay.com

Immer wieder bildet der Typhus-Erreger Abwehrmechanismen gegen Antibiotika. Einige der Bakterienstämme reagieren dann nur noch auf wenige Wirkstoffe. Forschende der Stanford University haben nun herausgefunden, wie resistenter Typhus auch nach Europa kommt - und sprechen eine Empfehlung aus.

  • Antibiotika-resistente Typhus-Erreger werden weltweit zur Gefahr
  • Aktuelle Studie: Gefährlicher Durchfall-Erreger verbreitet sich immer mehr weltweit
  • Grund: Internationale Reisen und zu späte Bekämpfung
  • Forschende haben klare Empfehlung: Auf Impfstoff setzen, bevor sich Resistenzen entwickeln können

Antibiotika-resistente Typhus-Erreger breiten sich bereits seit 2016 weltweit aus. Das hat jetzt eine aktuelle Studie von Forschenden der Stanford University gezeigt. Die Wissenschaftler*innen beziehen sich auf eine Genanalyse von tausenden Proben des Bakteriums Salmonella enterica serovar Typhi (S Typhi).

S Typhi: Schwere Durchfallerkrankungen - die tödlich enden können

Im Fachmagazin "The Lancet" wurde die Studie nun veröffentlicht und die Forschenden berichten darüber, dass in Südasien immer wieder Resistenzen gegen wichtige Antibiotika wie Ciprofloxacin und Azithromycin neu auftauchen. Diese verbreiten sich dann vor allem durch internationale Reisen weltweit.

S Typhi verursacht in den meisten Fällen extrem schwere Durchfallerkrankungen, an denen jedes Jahr mehr als 100.000 Menschen weltweit sterben. Wenn man sich mit dem Erreger infiziert, wirken Antibiotika größtenteils gut - noch. 

Es gibt auch einen wirksamen Impfstoff gegen S Typhi, den die Weltgesundheitsorganisation (WHO) aber nur da empfiehlt, wo Antibiotikaresistenzen sehr verbreitet sind. Es kann sich also nicht jeder gegen den Erreger impfen lassen, der sich schützen möchte.

Große Verbreitung in Südostasien: Wie kommt es zu den Antibiotikaresistenzen?

Mit über 70 Prozent ist die Verbreitung des Typhus in Südostasien mit Abstand am größten. Um herauszufinden, wie sich Antibiotikaresistenzen dort entwickeln, sequenzierte das Team das Erbgut von 3500 Bakterienstämmen, die in den Jahren 2014 bis 2019 in Indien, Pakistan, Nepal und Bangladesch Menschen infiziert hatten.

Zusätzlich verglichen die Forschenden die Bakterienstämme mit weltweiten Typhus-Genomen, um zu sehen, ob sich solche gefährlichen Stämme auch international verbreiten. Das Ergebnis: Ja, die Stämme verbreiten sich. Vor allem aus Südostasien wird der Erreger immer wieder "exportiert", so die Forschenden. 

Allein gegen die wichtige Antibiotikaklasse der Fluorchinolone entstanden laut Studie fast 100-mal unabhängig voneinander neue Resistenzen. Außerdem wurde 2016 in Pakistan ein als XDR Typhi (extensive drug resistance) bezeichneter Salmonellenstamm mit einer ganzen Sammlung von Resistenzen nachgewiesen, der dort die meisten anderen Stämme bereits verdrängt hat. Manche Isolate von XDR Typhi können nur noch mit dem Wirkstoff Azithromycin bekämpft werden. Im Jahr 2013 tauchte wohl in Bangladesch eine Mutation auf, die S Typhi gegen Azithromycin unempfindlich macht. Laut der Forschenden breitet sich diese Bakterienlinie seither stetig aus.

Auf Impfstoff setzen: Forschende sprechen klare Empfehlung aus

Solche resistenten Bakterien verbreiteten sich wohl rund 200 Mal international, in 60 Fällen sogar von Kontinent zu Kontinent, heißt es. Ein Großteil der laut Bericht besonders gefährlichen Bakterienlinie H58 landete im Großbritannien. H58 ergab der Analyse zufolge mehr als 98 Prozent der mehrfach resistenten Linien.

Die Studie stellt die bislang umfangreichste Genom-Analyse von Typhus-Erregern dar. Aufgrund der Ergebnisse empfehlen die Forschenden ganz deutlich mehr auf den Impfstoff zu setzen und mit der Bekämpfung des Erregers nicht zu warten, bis sich Antibiotikaresistenzen entwickelt haben. 

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